Nackenschmerzen Was tun?
Nackenschmerzen sind weit verbreitet. Häufig vergehen die Beschwerden wieder von selbst. Manchmal bleiben sie auch länger oder kommen immer wieder. Oft sind die Ursachen für die Schmerzen nicht leicht zu erkennen.
In diesem Beitrag beantworten wir häufige Fragen zum Thema Nackenschmerzen. Sie erfahren, was Sie selbst tun können, um Nackenschmerzen zu vermeiden. Wir klären über Mythen auf und Sie erfahren, wo Sie Rat und Hilfe sowie weitere Informationen finden.
- Einer von drei Erwachsenen hat einmal im Jahr mit Nackenschmerzen zu kämpfen.
- Nackenschmerzen kommen häufig vor und sind normalerweise kein Grund zur Sorge.
- Oft sind verspannte Muskeln die Ursache, zum Beispiel, wenn man lange am Computer gearbeitet hat oder beim Schlafen schlecht gelegen ist.
- Nackenschmerzen klingen in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab.
- Regelmäßige Bewegung, Physiotherapie, Ausdauer- und Krafttraining können helfen, Nackenschmerzen vorzubeugen oder zu vermindern.
- Bei starken Kopfschmerzen, Fieber, Schwindel, Lähmungs-Erscheinungen oder tauben Händen und/oder Beinen sollten Sie zur Ärztin oder zum Arzt gehen!
Treten Nackenschmerzen plötzlich und ohne erkennbare, ernsthafte Ursache auf (wie zum Beispiel ein Schleudertrauma, ein Bandscheibenvorfall oder Entzündungen), kann das sehr unterschiedliche Auslöser haben.
Dazu gehören:
- zu viel oder zu wenig Bewegung,
- anhaltender Stress,
- schwere körperliche Arbeit,
- Fehlhaltungen am Arbeitsplatz,
- Übergewicht,
- Schwangerschaft.
Manche Menschen leiden auch unter Zugluft oder einer schlechten Schlaf-Position.
Nackenschmerzen vorbeugen
- Vermeiden Sie Stress und Lärm.
- Achten Sie auf ein angenehmes Raumklima, frische Luft und gutes Licht.
- Achten Sie darauf, dass Sie bei der Arbeit richtig sitzen oder stehen. Wechseln Sie öfter die Position. Besonders bei schwerer oder einseitiger körperlicher Belastung sollten Sie Ihren Körper durch gezieltes Training stärken.
- Wenn Sie viel am Computer arbeiten, ist die Höhe des Bildschirms und des Schreibtisches sehr wichtig.
- Achten Sie auf einen guten Schlaf.
- Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass regelmäßige Bewegung und Übungen dabei helfen können, Nackenschmerzen vorzubeugen.
Das hilft bei Nackenschmerzen
- In vielen Fällen vergehen Nackenschmerzen nach einiger Zeit von selbst.
- Bleiben Sie in Bewegung! Empfohlen werden leichte körperliche Aktivitäten, wie zum Beispiel Spazierengehen.
- Versuchen Sie, einseitige Belastungen am Arbeitsplatz zu vermeiden oder durch gezieltes Training auszugleichen.
Nackenschmerzen: Was hilft wirklich und was nicht?
Mythos 1: Wärmepflaster mit Chili helfen bei Nackenschmerzen.
Das stimmt nicht. Wissenschaftliche Studien haben festgestellt, dass Wärmepflaster mit einem Chili-Extrakt nicht bei Nackenschmerzen helfen: Menschen, die vier Wochen lang täglich ein Chili-haltiges Wärmepflaster getragen haben, hatten genau so viel (oder wenig) Nackenschmerzen wie Menschen mit einem Pflaster ohne Wirkstoff. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.
Mythos 2: Schröpfen lindert chronische Nackenschmerzen.
Nach der traditionellen chinesischen Medizin sollen kugelförmige Gläser, die mit Unterdruck an der Haut angesaugt werden, Schmerzen lindern können. Die Rede ist vom sogenannten „Schröpfen“. Doch stimmt das wirklich? Bisher finden sich keine aussagekräftigen wissenschaftlichen Studien, die eine Wirkung belegen können.
Bei diesen Anzeichen sollten Sie schnell ärztliche Hilfe holen
- Wenn Sie Schmerzen nach einem Unfall haben.
- Wenn Sie einen steifen Nacken und Fieber haben.
- Wenn Sie Probleme beim Wasserlassen oder mit dem Stuhlgang haben.
- Wenn Sie starke Kopfschmerzen mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Sehstörungen haben.
- Wenn Sie in Ruhe und bei Bewegung gleichbleibend starke Schmerzen haben.
- Wenn Sie Gewicht verlieren, Fieber oder Schüttelfrost haben.
- Wenn Sie Nervenstörungen und Lähmungs-Erscheinungen haben, wie zum Beispiel Ameisenlaufen, oder Probleme den Arm oder die Finger zu bewegen.
- Wenn Ihre Hände und Beine kribbeln und häufig „einschlafen“.
- Wenn Ihre Beine schwach sind und Sie Probleme haben, beim Gehen das Gleichgewicht zu halten.
Nur sehr selten weisen Nackenschmerzen auf eine ernsthafte Erkrankung oder einen Notfall hin. Oft ist es allerdings schwierig, die Ursachen eindeutig festzustellen. Daher ist es wichtig, schwere Erkrankungen (zum Beispiel Entzündungen oder einen Bandscheibenvorfall) auszuschließen.
Weil wir viel Zeit in der Arbeit verbringen, können Belastungen durch langes Sitzen oder Stehen und auch Stress Nackenschmerzen auslösen. Besprechen Sie Belastungen am Arbeitsplatz mit einer Arbeitsmedizinerin oder einem Arbeitsmediziner oder mit Ihrer Physiotherapeutin beziehungsweise Ihrem Physiotherapeuten.
Richtig vor dem Bildschirm arbeiten, richtig Heben und Tragen oder einfache Bewegungs-Übungen für den Arbeitsalltag: Die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) bietet Ihnen viele Info-Materialien wie Merkblätter, Broschüren oder Poster. Alle Materialien sind kostenlos zum Download verfügbar oder können bestellt werden.
Im Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs bekommen Sie Informationen zum Thema Nackenschmerzen.
Bereits einfache Übungen beugen Verspannungen im Nacken und in den Schultern vor. Diese Übungen helfen auch dabei, Nackenschmerzen zu lindern.
Nackenschmerzen:
Gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), https://www.gesundheitsinformation.de/nackenschmerzen.html
Schröpfen gegen Schmerzen: Wirkung unklar:
Bernd Kernschner, Medizin-Transparent.at, https://www.medizin-transparent.at/schropfen-soll-schmerzen-lindern
Wärmepflaster für den Nacken: Hilfe gegen Schmerzen?
Bernd Kernschner, Medizin-Transparent.at, https://www.medizin-transparent.at/waermepflaster-nacken/
Wissenschaftliche Literatur:
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DEGAM, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (2016), DEGAM S1 Handlungsempfehlung Nackenschmerzen, AWMF‐Register‐Nr. 053‐007. DEGAM‐Leitlinie Nr. 13.
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Wir bedanken uns bei den Expert*innen der Gesundheit Österreich GmbH und beim Dachverband der Sozialversicherungsträger für das Zurverfügungstellen der Inhalte!