Gesundheitsthema

Diabetes Wie kann ich gesund alt werden?

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Diabetes ist eine Erkrankung des Stoffwechsels die dazu führt, dass sich im Blut Zucker ansammelt. Deswegen wird Diabetes auch „Zuckerkrankheit“ genannt. Bei Diabetes Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr. Bei Diabetes Typ 2 wird zwar Insulin produziert, seine Wirkung ist aber vermindert. Langfristig und unbehandelt kann Diabetes zu schweren und lebensbedrohlichen Folge-Erkrankungen führen. Die gute Nachricht: Damit es gar nicht so weit kommt, kann man selbst ganz viel tun. Bewegung, gesundes Essen und regelmäßige Kontrolltermine bei der Ärztin oder beim Arzt. Damit können Sie auch mit Diabetes gesund alt werden!

In diesem Beitrag beantworten wir häufige Fragen zu Diabetes Typ 2. Sie erfahren, was Sie selbst tun können, um Ihre Gesundheit zu unterstützen. Wir klären über Mythen auf und zeigen, wo Sie Rat und Hilfe sowie weitere Informationen finden. 

Das Wichtigste auf einen Blick
  • Diabetes Typ 2 ist mit über 90 Prozent aller Fälle die häufigste Diabetes-Erkrankung.
  • Diabetes ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass sich im Blut Zucker ansammelt.
  • Menschen mit Typ 2‐Diabetes haben ein höheres Risiko für Folge-Erkrankungen wie zum Beispiel Herzinfarkte, Schlaganfälle, Nieren-Krankheiten und Probleme mit der Durchblutung der Beine und Füße.
  • In Österreich leben 800.000 Menschen mit Diabetes, also jeder und jede Zehnte ist von Diabetes betroffen.
  • Die Entstehung von Typ 2‐Diabetes wird durch verschiedene Risikofaktoren, wie Übergewicht, zu wenig Bewegung oder Rauchen, begünstigt.
  • Mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung können Patientinnen und Patienten viel dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und gesund mit Diabetes alt werden!
12.11.2021
Folge #4 Diabetes: Was macht der Zucker im Blut?
Am 14. November ist Welt-Diabetes-Tag. Diabetes ist eine Erkrankung des Stoffwechsels, die dazu führt, dass sich Zucker im Blut ansammelt. Deswegen wird sie umgangssprachlich auch „Zuckerkrankheit“ genannt. Ohne Behandlung kann Diabetes zu schweren Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Gast: Univ.-Prof. Dr.med.univ. Hermann Toplak, Facharzt für Innere Medizin, Universitätsklinikum Graz
Häufige Fragen

Unser Körper nimmt über die Nahrung Kohlenhydrate auf, die bei der Verdauung durch spezielle Eiweiße (sogenannte „Enzyme“) in Zuckerteilchen zerlegt und in Traubenzucker („Glukose") umgewandelt werden. Die Glukose gelangt über die Darmwand ins Blut (Blutzucker) und dort mit Hilfe des Insulins aus der Bauchspeicheldrüse in unsere Körperzellen. Die Zellen nehmen den Blutzucker auf, verwerten oder speichern ihn.

Bei Diabetiker*innen ist dieser Vorgang gestört. Wenn die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Insulin produzieren kann (Insulinmangel) oder das Insulin nicht auf die Körperzellen wirkt, kann die Glukose von den Zellen nicht aufgenommen werden. Der Zucker (Glukose) bleibt im Blut hängen, wodurch der Blutzucker steigt. Um die Körperzellen zu versorgen, stellt die Leber aus ihrem Glukosespeicher Zucker zur Verfügung. Dadurch sammelt sich aber noch mehr Glukose im Blut und der Blutzucker steigt weiter.

Eine einfache Erklärung zu Diabetes finden Sie auch in folgendem Video von explainity.de:

Es gibt verschiedene Risikofaktoren. Einerseits kann Diabetes vererbt werden. Zum Beispiel haben Kinder von Typ-2-Diabetiker*innen ein Risiko von 25 bis 50 Prozent, auch daran zu erkranken. Aber nicht jeder, der ein Risiko hat, erkrankt auch an Diabetes.

Es gibt auch Risikofaktoren durch unseren Lebensstil. Die Entstehung von Typ 2‐Diabetes wird begünstigt durch:

  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Zu wenig körperliche Bewegung
  • Ballaststoffarme, fett‐ und zuckerreiche Ernährung
  • Bestimmte Medikamente, die den Zuckerstoffwechsel verschlechtern (zum Beispiel blutdrucksenkende Medikamente, Kortison, Antibabypille oder Antidepressiva)

Übergewicht erhöht das individuelle Diabetes-Risiko um das Fünf- bis Zehnfache! 80 Prozent der Menschen, die an Diabetes Typ 2 leiden, haben zu viel Gewicht.

Die Krankheit betrifft hauptsächlich ältere Menschen. Ab ungefähr 50 Jahren nimmt die Häufigkeit der Erkrankung stark zu. Es können jedoch auch schon jüngere Menschen betroffen sein. Männer erkranken in fast allen Altersgruppen häufiger an Diabetes Typ 2 als Frauen.

Diabetes Typ 2 entwickelt sich langsam. Ein hoher Blutzucker verursacht lange keine oder nur wenig Beschwerden, obwohl Blutgefäße und Nerven bereits geschädigt wurden. Vom Beginn der Erkrankung bis zur Diagnose können Jahre vergehen. Akute Beschwerden durch hohe Blutzuckerwerte sind:

  • Starker Durst und häufiges Wasserlassen
  • Trockene Haut und ein trockener Mund
  • Gewichtsabnahme
  • Ausbleiben der Regelblutungen und verminderte Potenz
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungsschwäche
  • Sehstörungen
  • Anfälligkeit für Infektionen, schlechte Wundheilung

Wenn Sie ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 2 haben (zum Beispiel Diabetes in der Familie, Schwangerschafts-Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel usw.), sollten Sie Ihren Blutzucker regelmäßig von Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt untersuchen lassen.

Die Diagnose des Typ 2-Diabetes erfolgt durch Hausärzt*innen oder Fach*ärztinnen für Innere Medizin. Dazu werden die Blutzuckerwerte (Nüchternwert, Nicht-Nüchternwert) an mindestens zwei verschiedenen Tagen gemessen. Auch eine Diagnosestellung mittels des Blutzucker-Langzeitwerts HbA1c ist möglich.

Am wichtigsten in der Behandlung des Typ 2-Diabetes ist immer eine Veränderung des Lebensstils. Also zum Beispiel die Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die die Wirkung des Insulins verbessern können. Wenn das nicht gelingt und die Erkrankung schon viele Jahre dauert, kann es nötig sein, dass Insulin gespritzt werden muss.

Was kann ich selbst tun

Gut leben mit Diabetes Typ 2

Mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung können Sie viel dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Manche Patientinnen und Patienten kommen dadurch auch ganz ohne Medikamente aus.

Ausgewogene Ernährung

  • Sie müssen keine strengen Diäten halten. Genießen Sie gesunde Speisen und essen Sie abwechslungsreich.
  • Essen Sie nicht zu viel. Mindestens fünfmal täglich kleinere Portionen sind ideal.
  • Empfohlen wird eine „mediterrane Ernährung“ mit viel Gemüse, Fisch, Hülsenfrüchten und wenig Fett.
  • Bevorzugen Sie pflanzliche Öle und Fette, zum Beispiel Raps‐ und Olivenöl, Nüsse und Samen.
  • Meiden Sie Lebensmittel wie Fertigprodukte und Fastfood, gezuckerte Säfte, Süßigkeiten und Kuchen.
  • Spezielle Diabetiker-Produkte oder Diät‐Lebensmittel brauchen Sie nicht.
  • Trinken Sie nur wenig oder besser gar keinen Alkohol.
  • Falls Sie eine Nieren-Erkrankung haben, sollten Sie nicht zu viel Eiweiß essen.
  • Wenn Sie übergewichtig sind: Jedes Kilo, das Sie abnehmen, wirkt sich günstig auf Ihren Diabetes, Ihren Blutdruck und Ihre Blutfette aus.


Regelmäßige Bewegung

  • Regelmäßige Bewegung senkt den Blutzucker, den Blutdruck, stärkt die Muskulatur und verbessert die körperliche Fitness.
  • Es muss nicht immer Sport sein. Es kann schon helfen, wenn Sie sich im Alltag mehr bewegen und zum Beispiel öfter zu Fuß gehen oder Rad fahren.
  • Besprechen Sie auch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche Bewegungs-Arten für Sie gut passen. Auch wenn Sie neben Diabetes noch andere Krankheiten oder körperliche Einschränkungen haben, finden Sie vermutlich eine körperliche Aktivität, die Ihnen Freude macht.
  • In einer Gruppe ist es für manche leichter. Nordic Walking zum Beispiel, ist für viele Menschen ein guter Einstieg in einen aktiveren Lebensstil.
  • Möchten Sie Sport betreiben, wird empfohlen, mehrmals pro Woche Kraft‐ und Ausdauertraining zu machen.
  • Setzen Sie sich beim Training Ziele, die Sie auch erreichen können.
  • Bedenken Sie, dass bei körperlicher Aktivität auch eine Unterzuckerung auftreten kann.


Mit dem Rauchen aufhören

  • Wenn Sie rauchen, sollten Sie damit aufhören.
  • Psychologische Beratung, spezielle Apps oder Bücher helfen dabei, das Rauchen zu reduzieren oder ganz damit aufzuhören. Informationen zu Rauchstopp‐Programmen finden Sie hier.


Stress reduzieren

  • Stress wirkt sich ungünstig auf Diabetes Typ 2 aus.
  • Reduzieren Sie Stress und achten Sie auf einen guten und ausreichenden Schlaf.


Regelmäßig zur Ärztin oder zum Arzt gehen!

Gehen Sie regelmäßig zu Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und lassen Sie Ihren Diabetes Typ 2 kontrollieren. Das kann lebenswichtig sein! Risiken können so frühzeitig erkannt werden. Empfohlen wird ein jährlicher Check des Blutdrucks und der Cholesterin- und Blutzuckerwerte. Auch Augen, Füße und Nieren müssen kontrolliert werden.

Diese Fragen sollten Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt stellen:

  • Bin ich gefährdet, eine Herz-Kreislauf- oder eine Nieren-Erkrankung zu entwickeln? 
  • Wie kann ich das Risiko dafür reduzieren? 
  • Welche Behandlungs-Möglichkeiten gibt es? Wie kann ich mich zusätzlich schützen? 

 

Tipps für Angehörige

  • Wenn ein Familienmitglied an Diabetes Typ 2 leidet, ist es wichtig, auf die Ernährung zu achten, mehr Bewegung zu machen, das Rauchen zu reduzieren, weniger Alkohol zu trinken und Stress abzubauen.
  • Bieten Sie Ihre Unterstützung an: Begleiten Sie Ihre Liebsten bei Spaziergängen, stecken Sie mit ihnen gemeinsam Ziele, gehen Sie selbst mit gutem Beispiel voran.
  • Erinnern Sie Ihre Angehörigen mit Diabetes regelmäßig an Arzttermine – falls notwendig, machen Sie einen Termin aus und bieten Sie Ihre Begleitung an.
Mythen

Diabetes: Wahr oder falsch?

 

Mythos 1: Diabetes ist keine gefährliche Krankheit.

Falsch! Menschen mit Diabetes Typ 2 haben ein stark erhöhtes Risiko für schwere Folge-Erkrankungen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Nierenschwäche. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, ist bei Menschen mit Diabetes doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Diabetes. Zwei von drei Menschen mit Diabetes sterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einem Schlaganfall.

 

Mythos 2: Menschen mit Diabetes müssen spezielle Lebensmittel essen.

Falsch! Für Diabetikerinnen und Diabetiker gelten die gleichen Regeln einer gesunden Ernährung wie für Menschen ohne Diabetes: Wenig Fett, Zucker und Salz nur in Maßen. Viele Getreideprodukte, Gemüse und Früchte.

 

Mythos 3: Diabetikerinnen und Diabetiker dürfen keine Süßigkeiten essen.

Auch dieser Mythos stimmt nicht ganz. Diabetikerinnen und Diabetiker dürfen Süßigkeiten essen. Sie sollten allerdings auf eine gesunde Ernährung und einen aktiven Lebensstil achten.

 

Mythos 4: Diabetes Typ 2 kommt nur bei alten Menschen vor.

Die Wahrheit ist: Diabetes betrifft alle Altersgruppen. Es gibt immer mehr junge Menschen mit Typ 2-Diabetes.

Zahlen und Daten

So viele Menschen in Österreich leiden an Diabetes

  • In Österreich leben 800.000 Menschen mit Diabetes, also jeder und jede Znte ist von Diabetes betroffen.
  • Die häufigste Form des Diabetes ist Diabetes Typ 2 (über 90 Prozent der Diabetes-Erkrankungen).
  • 350.000 Menschen haben „Prädiabetes“. Das ist eine Vorstufe des Diabetes.
  • Insgesamt leiden also mehr als 1,1 Millionen Menschen an einer Zuckerstoffwechsel-Störung.
Rat und Hilfe

Ärztliche Hilfe bei Diabetes

Ihre erste Ansprechstelle ist Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt.


Für Diagnose und Behandlung finden Sie Fachärztinnen und Fachärzte für Innere Medizin in Ihrer Nähe über die Ärztinnen- und Ärztesuche der Ärztekammer Steiermark.

 

Therapieprogramm für Diabetes Typ 2

Therapie Aktiv
Fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nach dem Programm „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“. Das Programm wird von der Krankenkasse finanziert. Sie bekommen eine strukturierte medizinische Betreuung und lernen, Ihren Diabetes Typ 2 im Alltag selbst erfolgreich zu meistern.

Den Lebensstil umzustellen, ist oft nicht einfach. Deswegen gibt es verschiedene Hilfs-Angebote. Fragen Sie auch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt nach Schulungen oder Programmen.

Gute Informationen in anderen Sprachen

Broschüren in Englisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch und Türkisch bietet das Programm „Therapie Aktiv“:

Englisch

Bosnisch

Kroatisch

Serbisch

Türkisch

 

Leben mit Diabetes Typ 2: Informationen in Leichter Sprache 

Hinweis: Wir weisen Sie ausdrücklich darauf hin, dass die Informationen auf dieser Webseite auf keinen Fall als Ersatz für eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Expertinnen und Experten (zum Beispiel Ärzt*innen, Apotheker*innen, Ernährungsberater*innen, Psycholog*innen etc.) dienen. “Gesund informiert“ ist eine Webseite des Gesundheitsfonds Steiermark und wird ausschließlich aus öffentlichen Mitteln finanziert. Weitere wichtige Informationen finden Sie hier
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