Folge #41 Kopfschmerz: Wie werde ich ihn los?
Es hämmert, es sticht, es pocht…Wieder einmal plagt der Kopfschmerz. Schön wäre, wenn der Schmerz aufhören oder nicht so schnell wiederkommen würde. Was also tun? Wann Sie zur Ärztin oder zum Arzt sollten, und vor allem was Sie zuhause selbst tun können, erfahren Sie in der neuen Folge #41 des „Gesund informiert“-Podcasts.
Bei uns zu Gast ist Frau Dr.in Anita Lechner. Sie war Vorstands-Mitglied der österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, ist Neurologin und hat rund 15 Jahre die Schmerzambulanz an der Universitätsklinik für Neurologie in Graz geleitet. Seien Sie gespannt!
Gast: Dr.in Anita Lechner, Universitätsklinikum Graz
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Text zur Folge
Also, ganz wichtig ist, dass man Kopfschmerzen in den meisten Fällen sehr gut behandeln kann, dass man eben die Lebensqualität deutlich erhöhen kann.
Willkommen bei Gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht. Bianca und Anja bringen Licht in den Dschungel der Gesundheitsinformation mit wissenschaftlich gesicherten Infos, hilfreichen Tipps und spannenden Interviewgästen bist du immer gesund informiert.
Herzlich willkommen zum Gesund informiert Podcast mit Bianca. Du zu Hause kennst das bestimmt. Es hämmert, es sticht, es bohrt und wieder einmal plagt der Kopfschmerz. Ob es dabei um Migräne geht oder um einen Spannungskopfschmerz oder noch etwas anderes, ist eigentlich gar nicht so wichtig, oder? Schön wäre, wenn der Schmerz aufhören würde oder der Schmerz nicht so schnell wiederkommt. Heute bei mir zu Gast ist Frau Doktorin Anita Lechner. Sie war Vorstandsmitglied der österreichischen Kopfschmerzgesellschaft, ist Neurologin und hat rund 15 Jahre die Schmerzambulanz der Universitätsklinik für Neurologie in Graz geleitet. Sie wird erzählen, ob es wichtig ist zu wissen, woher der Schmerz kommt und noch viel wichtiger, was man dagegen tun kann, vor allem selbst zu Hause. Herzlich willkommen bei uns im Gesund informiert Podcast. Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen.
Herzlichen Dank für die Einladung.
Gut, dann komme ich gleich zu meiner ersten Frage. Was sind denn die häufigsten Kopfschmerzarten und wie äußern sich diese, oder wie kann ich diese unterscheiden?
Glücklicherweise sind symptomatische Kopfschmerzen, also Kopfschmerzen, denen eine schwere Grunderkrankung oder eine andere Grunderkrankung zugrunde liegt, die selteneren Kopfschmerzen. Diese gehören aber immer unbedingt ausgeschlossen. Die häufigsten und vor allem auch wichtigsten Kopfschmerzen sind die primären Kopfschmerzerkrankungen, und einer besonderen Bedeutung kommt die Migräne zu.
Jetzt frage ich noch einmal nach primären Kopfschmerzen. Das sind diese, die einfach auf einmal da sind, die treten einfach auf, ohne dass ich mich verletzt habe oder hingefallen bin.
Primäre Kopfschmerzen sind Kopfschmerzerkrankungen, für die es auch ganz spezifische Gründe gibt.
Und die Migräne, wie gesagt, ist ein ganzes Syndrom, das eigentlich der wichtigste primäre Kopfschmerz ist, schon allein von der Häufigkeit. Andererseits auch, dass eben die Menschen dadurch in der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigt sind. Insgesamt gibt es aber 220 verschiedene Kopfschmerzarten, aber wir wollen heute nur die wichtigsten ansprechen. Da kommt dann noch der Spannungskopfschmerz dazu. Da ist dann auch wichtig, dass man schaut, wie kann ich das für mich unterscheiden: Migräne und Spannungskopfschmerz oder doch ein seltener Kopfschmerz. Aber wenn eine Person betroffen ist, extrem belastend, wäre der Clusterkopfschmerz.
Was sind die Ursachen dafür?
Also die Ursachen: Die Migräne ist mittlerweile sehr gut erforscht, aber wir wissen noch nicht alles. Wir wissen, dass eine genetische Disposition besteht. Es sind mehrere Gene bereits identifiziert worden, die mit der Entstehung der Migräne im Zusammenhang stehen. Dann sind es eben auch äußerliche Faktoren, die sogenannten Trigger, die dann bei diesen disponierten Menschen – das sind etwa in jedem Land, das ist fast überall auf der Welt gleich, etwa 15 % – diese Menschen sind empfindlich aufgrund ihrer Disposition, dass sie Migräneattacken entwickeln können. Und da gibt es eben sehr viele Trigger, über die wir vielleicht dann nachher noch sprechen können. Das sind Auslöser. Was sehr wichtig ist, ist, dass man mal festhält, dass Menschen mit Migräne ein sehr regelmäßiges Leben führen sollen, einen guten Rhythmus beibehalten sollen. Das ist nicht immer leicht und das geht auch nicht immer, aber grundsätzlich sollte man auf einen guten Schlafwachrhythmus schauen, auf regelmäßige kleine vollwertige Mahlzeiten, dass man Reizabschirmung immer wieder betreibt, also dass man Entspannungsübungen durchführt. Und es ist auch untersucht und wirklich auch bestätigt, dass der regelmäßige moderate Ausdauersport, so dreimal in der Woche, zum Beispiel 45 Minuten Ausdauersport zu betreiben, ganz besonders wirksam ist und nicht nur für die Migräne, sondern in der Prävention von sehr vielen Erkrankungen. Hier sollte man sich wirklich die Zeit nehmen.
Irgendwer hat gesagt, wenn Bewegung ein Medikament wäre, würde das jeder verschreiben. Da sind wir ja wieder dabei.
Da kann ich nur eindeutig zustimmen.
Und für die anderen Kopfschmerzarten?
Der Spannungskopfschmerz ist nicht ganz so gut untersucht. Also, er hat einerseits mit Verspannung zu tun, auch der Nackenmuskulatur, aber auch am Kopf haben wir Muskeln. Diese sogenannte perikranielle Muskulatur ist oft angespannt. Auch hier der Kieferbereich kann verspannt sein. Aber es geht nicht nur um Verspannung, sondern es geht auch um eine Störung im Schmerzgedächtnis beziehungsweise wir haben ein absteigendes Schmerzhemmsystem, und dieses nimmt man an, ist bei diesen Personen nicht so gut ausgebildet.
Das heißt beim Spannungskopfschmerz ist es so, dass die Wahrnehmung vom Schmerz eher gehemmt ist und dadurch dann eine Erkrankung entsteht.
Nein, die Wahrnehmung ist nicht gehemmt, die ist nämlich sogar gesteigert, weil das hemmende Schmerzsystem nicht so gut funktioniert.
Sehr gut. So, jetzt ist es, ich glaube, jetzt ist es ein bisschen klarer geworden. Ja, es ist eindeutig kompliziert. Gut. Und dann gibt es ja noch den dritten Kopfschmerz, den wir vorher genannt haben?
Ja, da möchte ich nur kurz darauf hinweisen, weil das ist ja ein Kopfschmerz, den nennt man auch Suizid-Kopfschmerz, weil er völlig unerträglich ist. Bei diesem Kopfschmerz sind mehr Männer betroffen als Frauen. Er ist selten, aber wenn ihn eine Person hat, ist es eben sehr wichtig, ihn zu erkennen, weil wenn man ihn erkennt, kann man ihn gut behandeln. Er dauert wesentlich kürzer als die Migräne, ist unerträglich. Also ganz, ganz hoher Schmerzgrad. Bei der Migräne wollen die Personen nur im dunklen Zimmer ruhen, weil jeder Reiz sie stört. Und diese Personen mit Clusterkopfschmerz, die sind hochgradig unruhig, wollen den Kopf gegen die Wand schlagen. Es ist ganz, ganz was Unerträgliches. Es sind mehr Männer betroffen, es können aber auch Frauen ihn haben. Und dieser Kopfschmerz wechselt fast nie die Seite. Er ist halbseitig, bleibt meist auf einer Seite und wird begleitet von tränenden Augen und Nasenverstopfung oder Augenrötung. Manchmal kann auch die Lidspalte verengt sein. Es ist nur wichtig, dass man daran denkt, dass auch dieser Kopfschmerz vorkommt. Es ist oft so, dass Personen mit diesem Kopfschmerz sieben Jahre unterschiedliche Stellen im Gesundheitssystem anlaufen und trotzdem dieser Kopfschmerz nicht erkannt wird. Das ist jetzt kein Vorwurf, aber für gewisse Kopfschmerzen, die selten sind, hat manchmal nur der Neurologe die Expertise sofort parat, wie es auch für Neurologen wieder bei anderen Krankheiten ist.
Und Suizidkopfschmerz? Selbstmordkopfschmerz, weil Schmerz...
Ja, Man nennt den so, weil er so unerträglich ist, völlig unerträglich.
Gibt es Unterschiede im Alter, also leiden eher jüngere oder ältere beziehungsweise eher Männer oder Frauen an diesen drei Kopfschmerzarten, die Sie uns jetzt vorgestellt haben?
Ja, das ist jetzt wieder unterschiedlich. Ich möchte mich jetzt doch wieder auf die wichtigste, und zwar auf die Migräne konzentrieren, weil sonst wird es vielleicht zu komplex. Vom 15. bis 55. Lebensjahr tritt die Migräne am häufigsten auf. Wobei es einen richtigen Gipfel so um das 30. Lebensjahr bis 45 bei den Frauen gibt. Frauen haben aufgrund der hormonellen Situation dreimal häufiger Migräne als Männer. Und in der Zeit der Doppelbelastung der Frau durch Familie, Kinder und Beruf steigt die Migräne ganz stark an. So dass ich oft schon meinen jungen Migränepatientinnen sage, sie sollen bereits jetzt anfangen, sich ihr Leben gut zurechtzulegen, weil tatsächlich das dann oft eine große Herausforderung ist, wenn ein kleines Kind da ist. Man kann nicht schlafen. Der Rhythmus des Lebens ändert sich total, und da kommt es dann oft dazu, dass die Frauen extrem belastet sind durch die Migräne.
Also höre ich ein bisschen heraus, Stress verursacht auch Migräne.
Absolut Stress, aber eben auch diese Veränderungen im Rhythmus, dass man nicht schlafen kann und so weiter. Schlaf ist sehr wichtig, regelmäßige Mahlzeiten sind sehr wichtig, und gerade wenn man gestresst ist, nimmt man sich nicht die Zeit.
Und Sie haben gesagt, mit 15 Jahren beginnen, das ist auch schon sehr jung.
Ja, weil eben bei Frauen, es kann ja früher sein. Das ist jetzt so, dass es oft nach der Pubertät beginnt. Bis zu der Pubertät haben Mädchen und Burschen noch gleich häufig Migräne, und danach haben dann die Frauen dreimal mehr.
Und gibt es auch einen speziellen Kopfschmerz, der den Mann belastet?
Ja, das ist eben der Clusterkopfschmerz, häufig. Also, der ist bei den Männern häufig, aber auch viele Männer leiden unter der Migräne. Das darf man auch nicht vernachlässigen, weil ich habe von manchen sogar gehört: „Männer können die überhaupt Migräne haben?“ Ja, also sie können auch, und auch hier sind die gleichen Faktoren, nur ist die Kurve bei den Männern etwas niedriger.
Das wäre wieder so ein Mythos. „Männer können keine Migräne haben?“
Ka, die Migräne ist mit vielen Mythen behaftet. Und die gehören wirklich einmal alle beiseitegeschoben oder entlarvt.
Für dich zu Hause: Du kannst gerne auf unserer Webseite auch nachlesen. Wir haben ein paar Mythen aufgedeckt. Sei gespannt und lass dich gut informieren auf der Gesund informiert Webseite. So, also ich habe immer wiederkehrenden Kopfschmerz. Was kann ich tun?
Ja, wichtig ist, dass der Kopfschmerz genau klassifiziert wird. Also, man sucht jetzt seinen Arzt auf. Wichtig ist, dass bei häufigen Kopfschmerzen der Facharzt oder die Fachärztin für Neurologie beigezogen wird, oder der Patient dorthin geschickt beziehungsweise überwiesen wird.
Das macht der Hausarzt?
Ja. Und dann wird gemeinsam mit dem Patienten eine Diagnose gestellt, und je nachdem, welche Kopfschmerzdiagnose vorliegt, wird dann für jeden Patienten ein individuelles Konzept der Therapie entwickelt.
Was will denn der Arzt oder die Ärztin, also jetzt im Speziellen der Neurologe und die Neurologin, von mir wissen? Was muss ich denn vorbereiten, wenn ich hinkomme?
Also, ich würde empfehlen, einen Kalender zu führen. Wenn Sie keinen Kopfschmerzkalender parat haben, können Sie sich das auch in Ihren Kalendern notieren. Aber es gibt auch einige gute Apps, die man anwenden kann. Und hier muss man eben aufschreiben: Erstens, wie oft ist der Kopfschmerz? Wie lange dauert der Kopfschmerz? Welche Auslöser habe ich beobachtet? Wie ist die Charakteristik des Kopfschmerzes? Ist er stechend? Ist er pochend? Ist er hämmernd oder drückend? Und wie hoch ist der Schmerzgrad? Diese Dinge kann ich mir bereits einmal im Kopfschmerzkalender notieren oder selbst gleich einmal schauen. Habe ich hier Auslöser? Was war an diesen Tagen sonst? Hatte ich die Menstruation, oder hat sich mein Rhythmus geändert? War es ein Tag mit besonders viel Stress? So kann ich schon mit diesem Kalender selbst ein bisschen schauen, welche Trigger ich habe. Und das Erste der Therapie ist immer, wenn es geht – was natürlich oft nicht geht – Triggervermeidung.
Trigger, also die Auslöser, schauen wir noch mal kurz hin. Sie haben ja schon Beispiele genannt für diese Auslöser. Das heißt, das Wichtigste davor, oder sowieso, ich muss mich selber beobachten und schauen, wann bekomme ich den Kopfschmerz und was habe ich denn vorher getan? Was wären denn solche Auslöser, zum Beispiel? Also, wir haben schon gehört: Schlafentzug.
Und Veränderung des Rhythmus. Was auch vielleicht wichtig ist: Patientinnen und Patienten sagen oft: „Jetzt war ich auf Urlaub und trotzdem hatte ich so viel Kopfschmerzen“. Da muss man wissen, dass jeder Rhythmuswechsel für das empfindliche Migränegehirn zuerst einmal ein Problem ist. Wenn ich auf Urlaub fahre, muss ich mich einer neuen Situation anpassen, und da kann es sein, dass am Anfang ein bisschen mehr Migräne auftritt. Nur dazu möchte ich sagen, sonst natürlich jede Form von Stress, viel zu viel Arbeit. Auf meinen Ordner schreibe ich immer drauf: „Kein 48-Stunden-Tag“. Das heißt, nicht doppelt so viel hineinpacken in einen Tag, als Platz hat, und natürlich auch alle psychosozialen Probleme, die sehr belasten, Sorgen und so weiter. Das führt natürlich alles dazu, dass die Migräne häufiger auftritt. Aber ganz wichtig, was viele nicht wissen: Früher hatte man immer sehr stark auf die Nahrungsmittel-Trigger geschaut, aber heute wissen wir, dass die vielleicht gar nicht so häufig sind. Wenn ich aber finde, wenn ich das und das esse, tatsächlich kriege ich immer Migräne, bitte weglassen oder pausieren, aber häufig ist es das Nicht-Essen. An und für sich ist dieses Intervallfasten günstig, aber bei den Migränepatienten kann es dazu führen, dass sie wesentlich mehr Kopfschmerzen bekommen. Auch alle Diäten, zum Beispiel. Sie brauchen regelmäßige, vollwertige kleine Mahlzeiten, und zwar vier bis fünf pro Tag.
Also gar nicht so wesentlich, was ich esse, sondern dass ich regelmäßig Nahrung zu mir nehme. Vor allem gesund, nicht zu viel Zucker, sondern vollwertiges Essen mit langkettigen Zuckern, die den Blutzucker konstant halten.
Da wäre ein Tipp für dich zu Hause. Hör dir doch den Podcast an. Da behandeln wir unter anderem auch, was denn Vollwert ist und ob es wirklich so wichtig ist, Spinat zu essen, oder ob danach etwas anderes auf deinem Teller landen könnte, um gleich gut ernährt zu werden. Also der erste Weg kann oder soll zur Ärztin und zum Arzt sein, vom Hausarzt zum Facharzt, also zum Neurologen. Dann bist du ja jetzt gut vorbereitet auf das Gespräch, weil du weißt, welche Fragen dir gestellt werden. Jetzt aber natürlich die Frage: Was kann ich denn zu Hause selbst tun, wenn ich Kopfschmerzen habe?
Gut, wenn ich nun eine Diagnose gestellt bekommen habe, sagen wir, nehmen wir mal die wichtigsten primären Kopfschmerzerkrankungen: Migräne und Spannungskopfschmerz. Wenn ich also Kopfschmerzen habe, ist bei beiden Arten wichtig, dass ich versuche, Reizabschirmung zu betreiben. Also mich etwa zurückzuziehen in eine ruhigere Umgebung, vor allem bei der Migräne. Beim Spannungskopfschmerz kann es auch helfen, wenn ich ins Freie gehe, mich etwas bewege, aber nicht übertreiben mit der Bewegung, sondern leichtes Laufen, Nordic Walking. Nicht aber bei der Migräne, weil die Migräne bereits bei geringer körperlicher Anstrengung, wie über die Stiege gehen, zunimmt. Das ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen Migräne und Spannungskopfschmerz. Wenn ich mit der Migräne nur über die Stiege gehe, wenn ich eine akute Attacke habe, dann fängt das im Kopf an zu pochen. Also der Migränepatient: hinlegen, finster machen, Reizabschirmung, Kälteauflage, Pfefferminzöl auftragen und eben das Migränemedikament, das eben verordnet wurde, einnehmen. Der Spannungskopfschmerz: nicht medikamentös, kann Pfefferminzöl, kann rausgehen an die frische Luft, entspannen, progressive Muskelentspannung nach Jacobson durchführen. Eine sehr gute, leicht zu erlernende Entspannungstechnik. Bei der Migräne spielen diese Dinge, die ich jetzt erwähnt habe, vor allem in der Vorbeugung eine große Rolle. Aber bei der Attacke muss der Migränepatient im dunklen Zimmer liegen, weil die Reizabschirmung die erste Form der Therapie ist. Und sofort sein Migränemedikament einnehmen.
Gut. Migräne haben wir angesprochen und Spannungskopfschmerz. Bei der Migräne hat es geheißen: zurückziehen, finster/dunkel machen, Reize weg. So, jetzt muss ich aber arbeiten. Vor allem haben wir ja vorher gehört, wenn ich als Frau, wenn das hormonell bedingt ist, das habe ich ja monatlich. Was kann ich denn tun? Was, wie kann ich mit meinem Arbeitgeber umgehen, oder was habe ich für Möglichkeiten?
Ja, erstens brauchen Sie eben eine gute individuelle Behandlung. Eine Migräneattacke ist gut behandelt, wenn nach zwei Stunden alles vorbei ist. Nicht nur der Schmerz, sondern auch die Migräne-assoziierten Symptome, die oft sehr belastend sind: Übelkeit, Verspannung im Nacken, wird oft dann als von der Wirbelsäule kommend interpretiert, was aber nicht stimmt. Konzentrationsstörung ist dabei, alles das gehört zu dieser Migräneattacke. Und wenn das nach zwei Stunden alles vorbei ist, dann ist die Migräne gut behandelt. Die Reizabschirmung gehört natürlich dazu, dann geht das auch alles viel schneller. Jetzt sind Sie im Betrieb. Das Wichtigste ist diese Entmystifizierung der Migräne. Migräne ist keine irgendeine Ausrede oder so etwas, sondern dass man mit dem Dienstgeber spricht und dass er eben das auch versteht, oder mit Arbeitskollegen. Wenn es irgendwie möglich ist, dass man sich zurückzieht und eben diese Dinge macht, das Medikament einnimmt oder eben eine flexible Arbeitszeitregelung, wo ich mich dann eventuell kurz hinlegen kann oder nach Hause gehen und die Arbeit dann an anderer Stelle nachmachen kann. Wenn ich aber eine schwere Migräneattacke habe, die nicht gut zu behandeln ist, dann muss ich in den Krankenstand gehen.
Wir sind jetzt sehr auf die Migräne eingegangen, natürlich interessiert dich zu Hause als Zuhörerinnen und Zuhörer auch: Was kannst du denn tun zu Hause, wenn du Spannungskopfschmerz hast oder Clusterkopfschmerz?
Clusterkopfschmerz ist genauso ein Kopfschmerz, der unbedingt neurologisch abgeklärt werden muss. Den können wir gut behandeln. Der Spannungskopfschmerz: Wenn der Spannungskopfschmerz manchmal auftritt, weil ich schlecht geschlafen habe oder verspannt bin oder so, dann ist er meistens nicht belastend. Die Patienten suchen auch den Arzt nicht auf. Der Spannungskopfschmerz ist am nächsten Tag wieder weg. Aber wenn der Spannungskopfschmerz chronisch wird, dann wird das sehr unangenehm. Da berichten dann die Patienten, sie fühlen sich immer, der Kopf ist nie frei. Es ist immer so ein Benommenheitsgefühl da, so ein Druck am Kopf, der sehr unangenehm ist. Der Schmerzgrad ist nicht hoch, aber wenn der Spannungskopfschmerz chronisch wird, ist das sehr unangenehm. Hier behandelt man nicht mit Akutmedikation oder nur wenig, sondern ganz viel eben mit diesen nichtmedikamentösen Maßnahmen, die ich schon angesprochen habe, wie eben Ausdauersport, Entspannungstechniken, Pfefferminzöl. Wenn psychosoziale Probleme vorliegen, auch einmal Verhaltenstherapie. Also diese Dinge sind hier ganz wichtig, und es gibt eine gute medikamentöse Prophylaxe, die auch der Facharzt für Neurologie dann bei Bedarf einleiten kann.
Wo kann ich mich denn informieren, wenn ich Fragen zum Thema Kopfschmerz habe?
Also, ich würde mich vor allem auf den Seiten der Kopfschmerzgesellschaften informieren. Die drei Kopfschmerzgesellschaften – die österreichische, die deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft und die Kopfwehgesellschaft der Schweiz – arbeiten eng zusammen und bringen auch immer Leitlinien heraus. Und diese Leitlinien sind Handlungsanleitungen, die auf dem neuesten Stand sind. Da kann ich mich im Internet gut informieren, aber nicht alles im Internet, was über die Migräne steht. Da muss man wirklich genau schauen, welche Seite ich denn aufmache.
Deswegen auch meine Empfehlung an dich zu Hause. Schau doch auf der Gesund informiert Webseite nach, da gibt es einen Beitrag zum Thema Kopfschmerz, und unter anderem haben wir genau diese Kopfschmerzgesellschaften verlinkt. Das heißt, du findest dort die Webseite, wo du dich näher und vertiefend informieren kannst, und unter anderem findest du dort auch ein Beispiel für ein Kopfschmerztagebuch, das du gerne ausfüllen kannst, wenn du eben darunter leidest, weil du dadurch gut vorbereitet bist für den nächsten Arzt- oder Ärztinnenbesuch. Gibt es noch etwas, das unsere Hörerinnen und Hörer zum Thema Kopfschmerz wissen sollten?
Dass es sehr wichtig ist, dass, wenn man Kopfschmerzen hat, diese ernst nimmt, zum Arzt geht und eben auch weiß, dass man das gut behandeln kann.
Das ist eigentlich schon auch fast das Wichtigste der Zusammenfassung, zu der ich jetzt komme. Du hast gehört, es gibt drei Kopfschmerzarten, die relativ häufig sind. Die kommen einfach so, wenn ich jetzt so salopp sprechen darf, das wären die Migräne, das wäre der Clusterkopfschmerz und das wäre der Spannungskopfschmerz. Männer und Frauen sind unterschiedlich vom Kopfschmerz belastet. Du kannst relativ viel selbst zu Hause tun gegen den Kopfschmerz, nämlich indem du dich selbst gut beobachtest, schaust, wann treten diese Kopfschmerzattacken auf. Wir haben schon gehört: Bewegung ist eine gute Medizin, aber auch weniger Stress ist eine gute Medizin. Wir sollten dringend eine Folge dazu machen, wie man es schafft, weniger Stress zu haben, fällt mir dabei auf. Und jetzt bin ich eigentlich schon bei meiner letzten Frage angelangt, die lautet immer gleich, nämlich Frau Doktorin Lechner, was ist denn ihr persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
Also Sport, dann gesunde Ernährung, aber auch vor allem Lebensfreude, nicht zu viel Druck aufbauen.
Vielen herzlichen Dank. Schön, dass Sie sich heute die Zeit für uns genommen haben.
Danke, dass ich bei Ihnen einen Beitrag leisten durfte.
Ich hoffe, dir zu Hause hat diese Folge gefallen und du bist auch beim nächsten Mal wieder mit dabei.
Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund-informiert.at. Wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter gesund-informiert@gfstmk.at.
Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin bleibt gesund und informiert. Bianca und Anja von Gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.