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Folge #79 Gesund informiert mit Laura Pascale-Scharmüller: Ist Schlaf die beste Medizin?

Ein Apfel mit Herzschlag-Symbol und Stethoskop neben dem Text "GESUND INFORMIERT ENTSCHEIDEN" auf einem gespaltenen Hintergrund mit dem ORF Steiermark Logo.

In der neuen Folge geht es um gesunden Schlaf. Bis zu 10% der Bevölkerung leiden an chronischen Schlafstörungen. Schlafen ist also manchmal leichter gesagt, als getan. Es wird geklärt, ob ein Mittagsschläfchen ratsam ist, wie dunkel das Zimmer sein sollte und was Rituale mit erholsamen Schlaf zu tun haben.

In der Folge #79 erfahren Sie, wie man gesund schläft und was die Schlafumgebung mit einer geruhsamen Nacht zu tun hat.

Gast:
Laura Pascale-Scharmüller, Fachärztin für Neurologie

„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark.

Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky

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Podcast-Ausschnitte

Hören Sie kurz in die Folge hinein!

Teil 1: Warum ist ein gesunder Schlaf wichtig?
Teil 2: Welche verschiedenen Schlafphasen gibt es?
Teil 3: Welche Rituale soll es vor dem Schlafengehen geben?
Text zur Folge

Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast. Eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedelnitzki liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute zu Gast die Allgemeinmedizinerin und Schlafexpertin Laura Pascale-Scharmüller. Mit dem gesunden Schlaf beschäftigen wir uns in dieser Folge des Podcasts Gesund informiert. Und da habe ich natürlich auch heute wieder eine Expertin hier eingeladen. Ich begrüße Sie recht herzlich. Laura Pascale-Scharmüller.
Guten Tag. Danke für die Einladung. Wir haben Sie eingeladen, weil Sie natürlich zum Thema Schlafen ganz viel erzählen können. Wieso? Ja, ich bin eigentlich von der Profession her Allgemeinmedizinerin. Dann habe ich die Facharztausbildung zur Neurologin gemacht, also Fachärztin für Neurologie und bin dann eigentlich eher zufällig im Jahr 2017 in die Schlafmedizin eingetaucht, sozusagen, und bin da hängen geblieben. Sie sind also Schlafmedizinerin, kann man vielleicht auch kurz zusammenfassen. Die Schlafmedizin, das ist offensichtlich ein ganz eigener Bereich innerhalb der Medizin, der auch sehr wichtig ist, denn gesunder Schlaf, der hält uns fit, der hält uns gesund. Wieso ist denn dieser Schlaf eigentlich so wichtig für unseren Körper und nicht nur das, auch für unseren Geist?
Ja, das ist eine sehr interessante Frage. Die Menschheit beschäftigt sich auch schon lang damit. Ich möchte vielleicht mit einem Zitat beginnen, wo ich eigentlich gedacht habe, das hat meine Oma sozusagen erfunden, nämlich Schlaf ist die beste Medizin. Es wird sogar Immanuel Kant zugeschrieben. Faktum ist, ich stehe da voll dahinter, Schlaf ist essenziell für unsere körperliche Gesundheit, aber auch für unseren Geist, für unsere Seele, für unsere Psyche. Und man versucht schon sehr lange die Funktionen des Schlafs zu untersuchen. Und es ist auch noch nicht ganz restlos geklärt. Ich meine, man muss sagen, jetzt zu unseren Zeiten haben wir sehr moderne funktionelle MRT-Untersuchungen, also bildgebende Maßnahmen, wo man sieht, was im Schlaf im Gehirn vorgeht. Wir haben sehr gute Schlaflabortechniken, um den Schlaf wirklich genau zu analysieren. Das hatte man früher nicht und früher hat man sich sozusagen drauf beschränkt, Patienten zu beobachten oder zu untersuchen, die einfach unter chronischer Schlaflosigkeit leiden. Und wir reden da eben nicht, das ist mir auch ganz wichtig zu sagen, nicht von ein bis zweimal pro Woche schlecht zu schlafen, sondern da geht es wirklich um die chronifizierte Schlafstörung, welcher Art auch immer. Und die hat man sich dann eben angeschaut und hat gesehen, wie sie sich gebärden und das fällt natürlich auch uns auf, wenn man mal schlechter schläft: Man ist grantig, man ist unkonzentriert, man ist in einer psychischen Imbalance, die Gedächtnisleistung, die Konzentration nimmt ab, die Unfallgefahr steigt, man wird batschert, also umgekehrt ist der Schluss da: Okay, der Schlaf hat ganz, ganz wichtige Funktionen für die psychische Gesundheit. Dann natürlich sieht man, dass Leute, die chronisch zu wenig schlafen, viel krank sind, viele Infektionen haben, das Risiko für chronische Erkrankungen steigt, das heißt auch das Immunsystem erholt sich im Schlaf. Das ist auch ganz, ganz wichtige Komponente. Und wenn man die Leute sieht, die haben auch einen vermehrten Appetit, also die essen mehr, die sind auch oft dicker, haben aber wenig Muskelmasse. Und auch da wieder Umkehrschluss: Der Schlaf spielt eine wesentliche Rolle in der Appetitregulation. Natürlich alles hormonell gesteuert und auch bei Muskelaufbau und neuere Untersuchungen zeigen auch, dass im Schlaf gewisse Abfallprodukte, die tagsüber entstehen, so pathologische Eiweiße ausgeschieden werden. Und das heißt, Schlaf ist auch sehr wichtig für die Gedächtnisleistung. Ja.
Also wir merken es, wenn wir in der Früh aufwachen und gut ausgeschlafen sind, dann beginnt der Tag schon ganz anders als ein Tag, an dem man vielleicht in der Nacht zuvor schlecht geschlafen hat. Ja, und wie man schläft und wie lange man schläft, das ist natürlich auch sehr unterschiedlich. Manche kommen mit weniger Schlaf aus, manche mit mehr. Kann man denn aber so etwas wie eine Faustregel vielleicht festmachen, wo man sagt, ja, so und so viele Stunden Schlaf braucht eigentlich fast jeder oder ist es wirklich ganz individuell?
Wir gehen immer weiter davon weg zu sagen: Die Quantität des Schlafs spielt eine Rolle. Es geht wirklich um die Qualität. Natürlich die internationalen Fachgesellschaften auch. Die WHO empfiehlt für Erwachsene 7 bis 9 Stunden Schlaf. Wichtig dabei, der Schlaf soll erholsam sein. Wenn ich meinen Alltag gut schaffe mit 6 Stunden Schlaf, ist es völlig okay. Und so wie Sie gesagt haben, es spielt auch viel Genetik hinein. Das bekomme ich quasi mit in die Wiege gelegt, wie viel Schlaf ich wirklich brauche.
Aber Untersuchungen oder Studien zeigen: Alles, was unter 6 Stunden effektiver Schlafzeit bzw. auf Dauer – richtig – auf Dauer und auch über 10 Stunden, muss man auch sagen, ich schlafe immer sehr viel und sehr lang, aber auch über 10 Stunden, das ist Faktum nicht gesund. Ja, also das geht mit Gefahr der psychischen bzw. auch körperlichen Erkrankungen einher. Im Schlaf ist es ja so, dass wir uns nicht ins Bett legen und dann dort 8 Stunden sozusagen ruhig liegen. Nein, da spielt sich einiges ab. Sie haben schon erwähnt, im Gehirn passiert einiges. Der Körper befreit sich von Gedanken, aber auch eben von Stoffen, die er nicht mehr braucht. Man schwitzt auch sehr viel im Schlaf. Das scheidet man alles aus. Es gibt ja auch verschiedene Schlafphasen. Vielleicht können wir jetzt einmal ganz kurz klären, wie ist denn so eine Nacht aufgebaut? Wie gliedert sich denn der Schlaf, wenn man jetzt davon ausgeht, dass man zu einer vernünftigen Zeit ins Bett geht und zu einer, ich sage mal, arbeitsüblichen Zeit wieder aufsteht?
Wir unterscheiden in der Schlafmedizin derzeit unterschiedliche Non-REM-Schlafphasen. Das sind drei. N1 und N2 sind so die Leichtschlafphasen und N3 ist der Tiefschlaf und dann haben wir noch die REM, also den Traumschlaf (Rapid Eye Movement), weil da wirklich die Augen so zittern und zucken und das markiert sozusagen den Traumschlaf und normalerweise dauert so ein Zyklus ca. 60 bis 90 Minuten und sollte drei bis fünfmal pro Nacht sozusagen ablaufen. Also dreimal haben wir sozusagen einen etwas leichteren Schlaf, einen REM-Schlaf und auch einen Tiefschlaf.
Genau. Also wir fallen vom Wach idealerweise über N1, N2 hinein in N3, also in den Tiefschlaf. Der Tiefschlaf sollte ca. 15 bis 20 % des Gesamtschlafs ausmachen und kommt eher in der ersten Nachthälfte vor und das ist das, was der körperlich erholsame Schlaf ist. Der Traumschlaf, also der REM-Schlaf findet in der zweiten Nachthälfte statt und da holt sich die Psyche sozusagen eine kleine Psychotherapie, sagt eine liebe Kollegin von mir, die ich sehr schätze. Also der REM-Schlaf ist also ein kleiner Psychotherapeut, der hilft sozusagen wirklich die Eindrücke des Tages zu verarbeiten und auch lernen tut man im REM-Schlaf. Das ist also auch ganz, ganz, ganz wichtig und nicht zu unterschätzen und deswegen haben auch Babys und Neugeborene Kleinkinder sehr, sehr viel REM-Schlaf, weil die eben so viel Neues sozusagen erleben und verarbeiten.
Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast, Allgemeinmedizinerin und Schlafexpertin Laura Pascale-Scharmüller. Was passiert, wenn ich dauerhaft wirklich zu wenig schlafe und mir diese ganzen Phasen eigentlich abhandenkommen oder ich zu wenig davon habe? Also der Körper wird sich da irgendwann einmal rächen. Prinzipiell natürlich steigt eben das Risiko für depressive Verstimmung, also für psychiatrische Erkrankungen, aber natürlich auch für kardiovaskuläre Erkrankungen, weil chronischer Stress für den Körper ein Risiko ist.
Genau. Herzkreislauferkrankungen, also Schlaganfall, Herzinfarkt, aber wie gesagt, ich möchte da jetzt auf keinen Fall irgendwie Angst schüren, weil Angst bringt gar nichts, sondern einfach vielleicht die Bedeutung noch einmal: Schlaf ist nicht verlorene Zeit. Das hat man früher oft so das Gefühl gehabt, sondern es ist wirklich sinnvoll und natürlich versäumt man ein bisschen was, wenn man schläft, aber es rentiert sich allemal. Wenn man jetzt in der Nacht zu wenig geschlafen hat, kann man diesen Schlaf tagsüber nachholen?
Nein, bitte nicht. Man sollte es nicht tun, wenn keine organische Schlafstörung sozusagen vorliegt. Ja. Organische Schlafstörung könnte was sein? Könnte zum Beispiel Schlafapnoe, also Atemaussetzer, weil da muss ich wirklich den Schlaf nachholen, weil sonst kommt man überhaupt nicht über den Tag. Ja, wenn das wirklich psychisch ist oder weil man einfach zu spät ins Bett gegangen ist oder einfach durch Sorgen oder Ängste, wenn das einmal passiert, kann man nachschlafen. Prinzipiell, was wir nicht wollen, ist, dass wir wirklich den Tiefschlaf tagsüber nachholen, weil der nicht erholsam ist am Tag. Ist vielleicht jedem von uns einmal passiert, wenn man länger als eine halbe Stunde einschläft, fällt man tagsüber in den Tiefschlaf und man macht dann nur mehr groggy auf, als man vorher war.
Und es fehlt dann natürlich in der nächsten Nacht. Ja, und das ist ein Teufelskreis. Man liegt am Abend wieder und muss Schäfchen zählen. Genau, genau. Genau. Das bringt mich schon zu meinem nächsten Stichwort, Schäfchen zählen. Was braucht es denn für eine Umgebung, um jetzt wirklich einen guten Schlaf zu schaffen? Ja, also da geht es jetzt nicht darum, dass man sich irgendwo einfach hinlegt und einschläft. Es gibt diese Menschen, die legen sich überall hin, die können fast im Sitzen schlafen und schlafen dort auch sehr gut. Die meisten Menschen brauchen aber doch ein bisschen eine Routine, ein bisschen ein Ritual sozusagen. Wie sieht denn so etwas idealerweise aus? Wie muss denn der Raum, in dem wir schlafen, vielleicht auch beschaffen sein?
Da, wo man schläft, das sollte wirklich eine Wohlfühloase sein, sagen wir immer. Das soll wirklich ein Raum sein, wo ich mich entspannen kann und das ist auch ganz, ganz wichtig, dass das Patienten, die oder Leute, die Schlafstörungen haben, wieder lernen, weil die verbinden dann oft das Bett eben mit Ängsten, nicht, dass ich jetzt wieder nicht einschlafen kann, jetzt muss ich grübeln. Es sollte auf jeden Fall ein reizarmer Ort sein. Das heißt bitte, bitte kein Handy, ruhig, möglichst dunkel. Das hat wiederum damit zu tun, dass das Schlafhormon, also das natürliche Schlafhormon, das Melatonin, wirklich nur bei Dunkelheit ausgeschüttet wird. Man kann natürlich auch Pflanzen reinstellen, damit einfach die Sauerstoffzufuhr gewährleistet ist und natürlich sonst alles, Haustiere, Kinder, alles, was entspannt. Alles andere gehört raus.
Gibt es etwas wie Rituale, die Sie empfehlen können? Es gibt Menschen, die sagen, ich entspanne bei Musik und ich schlafe dann gerne ein. Es gibt mittlerweile schon Schlafmeditationen, die man sich anhören kann, wo man dann eine Anleitung bekommt, wie man wirklich jeden einzelnen Körperteil nacheinander fallen lässt, in die Matratze sinken lässt. Gibt es da ein paar Tipps, die Sie vielleicht für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer haben? Also, Rituale sind ganz, ganz wichtig, nicht nur für Kinder. Und zwar wann startet man denn damit? Das ist wieder die Frage. Ich würde sagen, ein bis anderthalb Stunden vor dem zu Bett gehen. Was das ist, ist völlig egal. Wir im Schlaflabor empfehlen progressive Muskelentspannung, weil man da einfach weiß, das hat einfach die besten Daten. Ja, also ist valide, wo man eben, wie gesagt, die einzelnen Muskelgruppen anspannt, wieder locker lässt. Manche sagen, sie halten das überhaupt nicht aus. Sie brauchen was rein Verkopftes, dann würden wir eben Meditation oder Abendübungen empfehlen. Ganz, ganz super finde ich die Fantasiereise: einfach sich kurz vorstellen, an einem angenehmen Ort zu sein, an einem Lieblingsort, ob das im Wald ist, ob das am Meer ist, Meeresrauschen. Der Kopf kann in dem Moment nicht unterscheiden, bin ich wirklich dort oder bilde ich mir das ein. Da geht es nicht um eine halbe Stunde, da geht es wirklich um 5 Minuten, 10 Minuten. Wichtig: Immer zuerst außerhalb des Bettes probieren, nicht, dass ich mir dann ein Ärgernis anfange, wenn es nicht funktioniert und dann komme ich wieder in diese Spirale und wirklich zu überlegen, wo könnte ich am besten sozusagen entspannen und wie gesagt, was das ist, ist völlig egal. Mit dem Hund spazieren gehen, warmes Bad oder jetzt kühles Bad nehmen, mit dem Partner reden, lachen, völlig egal. Ja, das sollte man ca. ein bis anderthalb Stunden anfangen, weil es doch einmal eine Zeit braucht, bis man das antrainiert hat. Aber dann wirkt es sehr, sehr gut.
Es gibt natürlich auch nicht nur das, was man tun sollte, sondern auch das, was man lassen sollte am Abend oder einige Stunden vor dem zu Bett gehen. Stichwort spät am Abend Kaffee trinken, viel Alkohol trinken, schwer essen. Was gibt es da für Don'ts sozusagen, die man vielleicht, wenn man schon Schlafprobleme oder Einschlafprobleme hat, lassen sollte? Einmal zum Kaffee. Koffein hat eine Halbwertszeit von 10 Stunden. Das glaubt man gar nicht, vor allem, wenn man es hat, hat es natürlich einen Gewöhnungseffekt. Das heißt, wenn ich ständig Koffein trinkt, wirkt es nicht mehr so lang. Ja, aber trotzdem, es zirkuliert sehr lange in unserem Körper und deswegen empfehlen wir nach 14 Uhr eigentlich, wenn man gerade um Mitternacht ins Bett geht, keinen Kaffee mehr trinken bzw. alles, was sozusagen das Wachheitssystem aktiviert, eben Sport, schweres Essen, ja, also alles, wo der Körper dann mit was anderem beschäftigt ist, würde ich nicht ab 14 Uhr, aber diese Sachen wirklich ein bis anderthalb Stunden vor dem zu Bett gehen, eher sein lassen. Zum Alkohol möchte ich ganz klar sagen, vielleicht hilft er hin und wieder beim Einschlafen, aber auf keinen Fall beim Durchschlafen. Es ist wie ein Narkosemittel und fraktioniert mir wirklich, also zerhackt meinen Schlaf.
Das Handy, das sollte man draußen lassen aus dem Schlafzimmer. Ja, und zwar deswegen, weil früher hat man gesagt, es ist das blaue Licht, also die sozusagen die Wellenlänge des Lichts, die die Bildung des Schlafhormons unterdrückt. Gut, dann gab es die Blaulichtfilter. Trotzdem schlafen die Leute nicht. Manchen hilft es, manchen hilft es nicht. Aber ich glaube, es ist die Kombination aus ständiger Erreichbarkeit, aus Social Media, aus ständigen Informationen und die sind ja nicht immer positiv, wie wir alle wissen, und dem blauen Licht.
Ich würde empfehlen, wenn man unter Schlafproblemen leidet oder dem vorbeugen will, würde ich eine Stunde vor dem zu Bett gehen, das Handy, auch Fernseher, generell Bildschirmzeit, würde ich ausschalten. Ja. Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast, Allgemeinmedizinerin und Schlafexpertin Laura Pascale-Scharmüller. Jetzt ist es dann so, dass man auch nicht immer einschlafen kann. Wir sprechen jetzt nicht nur von chronischen Schlafstörungen, wo man wirklich ein Problem hat über lange Zeit, aber man kennt das. Es gibt Tage, da kommt man einfach schwer zur Ruhe, man legt sich dann ins Bett, man dreht sich hundertmal von rechts nach links und umgekehrt und man versucht irgendwie krampfhaft einzuschlafen. Ich kenne das, man schaut dann auf die Uhr, man weiß, in 6 Stunden, in 5 Stunden, in 4 Stunden und es ist einfach furchtbar, es wird immer schlimmer. Was gibt es da für eine Möglichkeit? Macht es Sinn, liegen zu bleiben, bis ich endlich einschlafe oder soll man dann vielleicht nochmal aufstehen, eine Runde durch die Wohnung gehen und irgendwas anderes tun?
Also wir sagen, wenn man innerhalb – das ist jetzt wurst, ob man in der Nacht aufwacht oder nicht einschlafen kann – wenn ich unter einer halben Stunde nicht einschlafen kann und ich mich ärgere, dann aus dem Bett heraus ganz klar die Spirale unterbrechen und rausgehen, irgendwas anderes machen, idealerweise Entspannungsmethoden, ein Buch lesen, Hörbücher hören und wieder ins Bett zurückgehen, wenn es halt soweit ist. Wie schaut es aus, wenn ich solche Nächte allerdings öfter habe? Also, wenn ich merke, es fällt mir immer schwerer einzuschlafen oder ich wache fünfzehnmal in der Nacht auf, ich kann dann wieder nicht einschlafen. Ab wann spreche ich denn tatsächlich von einer Schlafstörung? Man muss dazu sagen, es ist ein bisschen Unterschied, ob das eben eine organisch bedingte Schlafstörung ist, zum Beispiel eben Schlafapnoe-Atemaussetzer oder wirklich die klassische Schlaflosigkeit, also Ein- oder Durchschlafstörungen, frühes Erwachen. Da spreche ich davon, wenn diese Nächte mehr als dreimal die Woche vorkommen über Monate. Wenn man eine der häufigsten, eben die Insomnie, also die Schlaflosigkeit hernimmt, ist das erst seit Kurzem bekannt, dass die chronische Schlaflosigkeit ein eigenes Krankheitsbild sein kann. Früher hat man gesagt, okay, schlaflose Menschen, das hat was mit Depressionen zu tun und wenn ich die Depression behandle, dann wird sich das schon wieder legen und dann ist man daraufgekommen, okay, die wandern von der Stimmung her wieder ganz gut, aber die Schlafstörung ist geblieben. Das heißt, wir gehen heute davon aus, dass die Insomnie wirklich ein eigenes Krankheitsbild sein kann und das ist nicht selten, sondern betrifft ca. 10 % der erwachsenen Bevölkerung als eigenes Krankheitsbild und noch mehr natürlich, wenn es mit anderen schlafassoziierten Erkrankungen oder auch anderen körperlichen Erkrankungen einhergeht, betrifft es noch viel mehr.
Da kann man dann auch was tun dagegen. Das heißt, es gibt ja gut, es gibt Schlafmittelchen, das ist vielleicht jetzt auch nicht angeraten, aber was passiert dann? Was bekommt man da als erstes einmal für eine Information, wenn man sich an einen Arzt wendet und sagt, ich habe tatsächlich über einen langen Zeitraum schon Probleme einzuschlafen oder durchzuschlafen? Zuerst natürlich medikamentös, ja, das ist ganz klar und ist auch nicht verwerflich und dann ins Schlaflabor und wir schauen uns dann genau an, kann das organisch bedingt sein, sprich Atemaussetzer, nächtlich epileptische Anfälle, Armschmerzen, Albträume, Schlafwandeln.
Diese Dinge bekommt man ja nicht mit, wenn man selbst schläft, ne? Und deswegen ist es auch ganz wichtig, dass wir einen Bettpartner haben, die uns drauf aufmerksam macht und sagt: Du, auch wenn mein Schnarchen lästig ist, man muss ganz klar sagen, Schnarchen ist lästig, ist für einen Bettpartner störend, aber es ist für einen selbst jetzt nicht gesundheitsgefährdend, aber wenn Atemaussetzer, also längere Pausen dazwischenkommen und man sich selber dann nicht erholt fühlt, dann ist auch Zeit, dass man wirklich Hausarzt, Lungenfacharzt oder ins Schlaflabor kommt. Aber sobald man dann einmal in ärztlicher Schiene ist, die verweisen einen dann eh weiter.
Was jetzt relativ neu ist: Viele Menschen tragen Sportuhren, die zählen Schritte mit, die man tagsüber macht, die loben einen dann für viel körperliche Aktivität, die erinnern einen aber auch, wenn man zu lange gesessen ist und wieder aufzustehen. Ja, und diese Uhren, die können auch den Schlaf überwachen oder mitmessen, sage ich jetzt ganz vereinfacht gesagt. Ja, da gibt es Programme, die einem dann in der Früh sagen: "Gratuliere, du hast heute gut geschlafen oder morgen solltest du hoffentlich besser schlafen, denn heute bist du unausgeruht." Was ist denn davon zu halten von diesen Handgelenkspulsmessern, die dann auch wirklich den Schlaf überprüfen? Wie machen die das überhaupt?
Das ist eine sehr gute Frage und natürlich sind wir im Schlaflabor sehr häufig mit diesen Fragen konfrontiert. Ich möchte ganz klar sagen, den Schlaf an sich kann man nur mit EEG-Elektroden über Elektroenzephalogramme (EEG), also Hirnströme, genau messen und das kann man nur im Schlaflabor. Das heißt, ich finde die Idee, was ambulant oder auch was der Patient variables, sagen wir dazu, was der Patient selber trägt, super. Man muss ein bisschen aufpassen, wie messen die das. Das ist natürlich indirekte Messung über die Bewegung einerseits und andererseits über die Pulsfrequenzvariabilität und so schließen die indirekt auf die Schlafstadien. Die können gar nicht schlecht unterscheiden. Natürlich zwischen Wach und Schlaf auch teilweise zwischen Traumschlaf und Tiefschlaf gar nicht so schlecht, aber sind keine Medizinprodukte. Ich sage immer zu den Patienten, wenn es euch hilft beim Schlafen oder entspannt oder beruhigt, dann nehmt das. Wenn nicht, tut es weg. Ich merke es ja, wenn ich nicht gut geschlafen habe. Das ist doch viel eindeutiger als die Uhr.
In unserem Podcast Gesund informiert wollen wir die Zuhörerinnen und Zuhörer hauptsächlich gesund halten, auch in Zukunft gesund halten durch verschiedenste Maßnahmen. Und wie wir jetzt gehört haben, trägt eben der gesunde ausgewogene Schlaf auch dazu bei, dass wir uns lange fit und gesund halten können. Aber es würde noch etwas brauchen. Sie haben da noch einen Wunsch an die Zukunft. Mir wäre es wichtig, dass die Erhebung der Schlafgesundheit in die nationalen sozusagen Präventionsprogramme,
Vorsorgeprogramme Vorsorgeprogramme ein bisschen aufgenommen wird. Das Thema ist nicht zu unterschätzen. Schlaf ist die beste Medizin. Es ist günstig, keine verlorene Zeit und wir wissen heute wirklich: Schlaf ist primär Prävention. Das heißt, es kann überhaupt verhindern, dass Krankheiten auftreten. Es ist sekundär Prävention, das heißt, wenn ich krank bin, hilft es mir, schneller zu regenerieren und es ist tertiäre Prävention. Das heißt, wenn ich schon einmal was gehabt habe, verhindert es ein Re-Ereignis, zum Beispiel bei Schlaganfällen. Ich möchte ein kurzes Statement abgeben, weil das spricht mir wieder Immanuel Kant aus dem Herzen. Und zwar sagt er, es gibt drei Dinge, die uns helfen, Mühseligkeiten des Alltags zu entrinnen, quasi. Das ist die Hoffnung, das Lachen und der Schlaf.
Vielen herzlichen Dank für die wertvollen Tipps, Laura Pascale-Scharmüller. Vielen Dank fürs Dabeisein in unserer Podcast-Folge zum Thema gesunder Schlaf. Bitte gerne. Das war Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark.