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Folge #78 Gesund informiert mit Bernd Kerschner: Was ist dran an Gesundheitsmythen?

Podcast-Cover: Eine Hälfte zeigt einen Apfel mit einem EKG-Muster und einem Herz, dazu ein Stethoskop und den Schriftzug "GESUND INFORMIERT ENTSCHEIDEN". Die andere Hälfte ist grün und zeigt das Logo von "ORF Steiermark" und ein Symbol für einen Podcast.

In der neuen Folge geht es um Apfelessig, der beim Abnehmen helfen soll, ein Zirbenbett, das angeblich den Schlaf verbessert, und Vitamin-C-Tabletten, die vor Erkältungen schützen sollen. Aber was davon ist wirklich wahr? Oft ist es schwer, solche Behauptungen zu überprüfen. Man müsste sich tief in Studien einlesen, um die wissenschaftliche Forschung hinter diesen Aussagen zu verstehen.

In der Folge #78 erfahren Sie, ob grüner Tee wirklich vor Krebs schützt, ob es das gesunde Glas Rotwein wirklich gibt und wie eine gute Studie aufgebaut sein sollte, damit sie auch Beweise liefern kann.

Gast:
Bernd Kerschner, Medizin Transparent

„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark.

Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky

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Podcast-Ausschnitte

Hören Sie kurz in die Folge hinein!

Teil 1: Wie gehe ich mit Mythen um?
Teil 2: Was ist ein Beispiel für einen Mythos?
Teil 3: Wie können Mythen überprüft werden?
Text zur Folge

Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast. Eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedelnitzki liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute zu Gast: Bernd Kerschner von Medizin Transparent.
Medizin Transparent, das ist unser heutiges Thema in unserer neuen Podcast-Folge bei Gesund informiert. Und da habe ich natürlich auch wieder einen Gast eingeladen, der sich da besonders auskennt, nämlich Bernd Kerschner von Medizin Transparent. Einen schönen Tag.
Ja, hallo.
Warum haben wir Sie eingeladen? Medizin Transparent, was ist das eigentlich? Ist das eine Firma, ein Unternehmen? Woher kommen Sie? Was macht Medizin Transparent? Wir können uns vielleicht ein bisschen was drunter vorstellen. Es soll die Medizin eben ein bisschen durchsichtiger machen. Es soll mit Mythen aufgeräumt werden. Es soll erklären. Aber wir fangen jetzt ganz von vorne an. Medizin Transparent, was ist das bitte? Herr Kerschner.
Ja, also ähm im Prinzip sind wir so eine Art Faktencheck-Service, ja? Also wir überprüfen Gesundheitsbehauptungen, die eben so kursieren, Mythen, Behauptungen aus der Werbung, welche, die man im Internet findet, in den sozialen Medien, und da ist ja viel durchaus irreführend oder falsch auch. Ja, und wir überprüfen das, indem wir schauen, ob diese Behauptungen wissenschaftlich belegt sind, also ob es da irgendwelche Studien dazu gibt, die das schon mal überprüft haben, die das schon mal angeschaut haben. Die lesen wir dann durch, diese Studien. So überprüfen wir halt einfach äh ob diese Behauptungen dann stimmen. Dann fassen wir das auf unserer Webseite verständlich zusammen. Ja, also übersetzen es von wissenschaftlich auf Deutsch quasi. Auf Social Media sind wir auch ein bisschen aktiv. Ja.
Man kann sich sozusagen Informationen holen bei bestimmten Themen, wenn man sich unsicher ist. Äh, das betrifft jetzt keine schweren Erkrankungen, wo mir ein Arztbesuch quasi nicht erspart bleibt. Also, das ist jetzt kein Ersatz für einen Arztbesuch.
Nein. Auf keinen Fall. Auf keinen Fall. Aber es ist vielleicht ein guter Ersatz für blind dem Influencer, der Influencerin in Instagram glauben oder blind an dem glauben, was man auf der ersten Webseite so liest, die man in Google findet, oder auch ein guter Ersatz vielleicht für eine Werbung, die irgendetwas behauptet.
Wir kommen natürlich im Laufe unseres Podcasts dazu, wie das funktioniert und was man denn auch wirklich da nachschlagen kann. Aber ein Stichwort, das schon gefallen ist, ist wissenschaftlich bewiesen. Ja, was heißt denn das eigentlich, wissenschaftlich bewiesen? Es gibt Studien zu verschiedensten Themen, zu verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten, zu verschiedensten Nahrungsergänzungsmitteln, und da steht dann schneller mal drauf, wissenschaftlich bewiesen. Was heißt das?
Ja, genau. Also, ich meine, oft ist es ja so, zum Beispiel wird behauptet, ich weiß nicht, ein Mittelchen, sagen wir jetzt einmal, das Wundermittel Miraculosan, und da wird behauptet, wenn man Kopfschmerzen hat, dann wirkt das die wahre Wunder, dieses Miraculosan. Und ja, jetzt kann ich das natürlich überprüfen. Ich kann einerseits hergehen und kann sagen, ich gebe jetzt mal das, keine Ahnung, 10 oder 20 Menschen, die nehmen dieses Miraculosan, und dann irgendwie äh mehrere Stunden später haben sie oder hat ein Großteil von ihnen keine Kopfschmerzen mehr. Na ja, jetzt kann man sagen, okay, schön, hat das jetzt gewirkt, aber eigentlich wissen wir ja auch, wenn ich mich entspanne, zum Beispiel, dann gehen die Kopfschmerzen manchmal auch von alleine wieder weg. Ja, das heißt, das ist noch kein Beweis. Für einen Beweis brauche ich eine zweite Gruppe an Menschen, die nämlich ein eine Miraculosan-ähnliche Tablette nehmen. Das schaut so aus wie dieses Miraculosan, schmeckt vielleicht gleich, aber da ist nichts drinnen. Da ist kein Wirkstoff drinnen. Man nennt das
klassische Placebo.
Genau, das ist ein Placebo, so ein Scheinmedikament, und die andere Gruppe nimmt das. Und das Ding ist nämlich, wenn ich so ein Scheinmedikament, ein Placebo, nehme, dann bewirkt das nämlich auch bis zu einem gewissen Grad eine Besserung. Ja, das heißt, da können durchaus auch die Kopfschmerzen leichter werden und und vielleicht sogar verschwinden. Wenn ich beide hab und dann vergleich miteinander und das Miraculosan stellt sich heraus, schneidet gar nicht besser ab als das Placebo, dann kann ich sagen, es ist keine Wirkung da. Bewiesen wäre die Wirkung nur, wenn sozusagen diese Miraculosan-Gruppe am Ende, wenn die Kopfschmerzen deutlich eher verschwinden, ja, oder bei mehr Leuten weg sind als in der Placebo-Gruppe, dann habe ich die Wirkung bewiesen.
Das sozusagen ist Aufgabe von Medizin Transparent, das auch zu überprüfen, ob denn das geschehen ist bei diesen Medikamenten, in diesem Fall unserem fiktiven Miraculosan.
Genau. Also natürlich wir führen selber keine Studien durch, aber was wir machen, ist, wir suchen nach allen Studien, die zu dem zu einem gewissen Mittel halt irgendwie durchgeführt worden sind, schauen uns diese Studien an, schauen uns an, wie aussagekräftig sind diese Studien, und danach sozusagen sehen wir, können die Studien wirklich beweisen, äh dass das wirkt oder eben nicht.
Damit ich mir zumindest eine Idee holen kann, ob das, was mir eingeredet wird, sage ich, oder was mir jemand empfiehlt, der vielleicht gute Erfahrungen mit einem Produkt gemacht hat, damit ich auch weiß, ob das vielleicht für mich passend ist, ob ich wirklich ähm zufrieden sein kann damit, ob mir das vielleicht auch hilft bei verschiedensten Problemen, die ich mit meiner Gesundheit vielleicht habe. Wo kann ich mich denn informieren über verschiedenste Produkte beziehungsweise wo kann ich nachschlagen, wenn ich nicht einfach googeln möchte?
Ja, also es gibt natürlich unsere Seite medizin-transparent.at. Da überprüfen wir wie gesagt eben so Behauptungen aus der Werbung, aus dem Internet. Es gibt auch noch andere Seiten, die auch sehr gut sind. Zum Beispiel gesundheitsinformation.de ist eine großartige Seite, das ist meine Lieblingsseite. Wir haben eine Liste auf Medizin Transparent mit wirklich unabhängigen, gesicherten, wissenschaftlich gesicherten Informationen.
Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast: Bernd Kerschner von Medizin Transparent.
Man bekommt oft etwas empfohlen. Die Freundin, die Nachbarin sagt, das habe ich genommen, das musst du auch nehmen. Das ist super. Ja, das sind oft natürlich Dinge, die man eingeredet bekommt und man probiert es und es hilft gar nicht. Das heißt ja nicht, dass es bei der anderen Person nicht gewirkt hat, sozusagen. Aber es gibt ja doch eine ganze Handvoll Mythen, wo man dann ein bisschen abwägen muss. Ist das wirklich so? Wir haben uns da ein paar zusammen gesucht. Was sind denn so die klassischen Gesundheitsmythen, mit denen Sie bei Medizin Transparent oft konfrontiert werden?
Also, ich glaub ein so ein Mythos, der immer wieder kommt, ist das das Zirbenbett. Ja. Oder Zirbenholz, dass das meinen Schlaf verbessern,
langsam den Herzschlag oder
da gibt's eine Studie, die wird immer sehr oft quasi zitiert. In der Studie scheint herauszukommen, dass äh sich eben der Herzschlag irgendwie verlangsamt und so bei den Teilnehmenden, die in Zirbenbett geschlafen haben. Ja, aber was nämlich auch interessant ist, in der Studie wurden die Teilnehmenden auch befragt, ob sie gut geschlafen haben. Und da ist rausgekommen, sie haben nicht besser geschlafen als in einem Sperrholzbett. Das heißt nicht, dass das Zirbenbett und Zirbenholz äh keinesfalls schlaffördernd wirken. Nur Beweis gibt's keinen dafür.
Da gibt es noch einen weiteren Mythos, den viele kennen oder oft zitieren: „Ah, das eine Achtel Rotwein, das ist gesund.“ Das haben wir schon belegt sozusagen in unserer Podcast-Folge zum Thema Alkohol. Das gesunde Glas Rotwein, das gibt es nicht.
Korrekt. Ja, das gibt es nicht. Also, ich meine, das basiert eben auch auf einer Falschinterpretation von früheren Studien. Ja, da hat's eben so ausgeschaut, als äh würden sozusagen diejenigen, die so ein Glaserl Rotwein, ein Achtel Rotwein am Tag trinken, als würden die länger leben und gesünder leben als diejenigen, die nie was trinken. Aber das Problem ist, in der Gruppe, die nie was getrunken hat in dieser Studie, waren unter anderem Leute, die chronisch krank waren, denen es einfach nicht gut gegangen ist gesundheitlich und die vermutlich deshalb nichts getrunken haben. Und auf der anderen Seite waren in dieser in dieser Gruppe auch drinnen Leute, die früher vielleicht sogar alkoholkrank waren und natürlich jetzt nichts mehr trinken. Na ja, die starten natürlich auch mit einer schlechteren Gesundheit in die Studie. Wenn man das mit so einer Gruppe vergleicht, natürlich wirken dann diejenigen, die ein Glaserl Rotwein am Tag trinken, gesünder, aber nicht, weil der Rotwein sie gesund macht, ja, sondern weil sie von vornherein einfach gesünder waren. Ja, und wenn man das sozusagen beachtet, dann zeigt sich kein Vorteil mehr.
Bleiben wir vielleicht noch bei einem anderen Getränk, ein Tee, ein Grüner Tee. Der kommt aus Asien und der hat irgendwie in den letzten Jahren so einen Hype bei uns erfahren. Man muss Grünen Tee trinken, weil das ist so gesund und kann sogar schützen vor Krebserkrankungen. Ist das ein Mythos?
Das ist tatsächlich ein Mythos. Wir haben uns auch hier wieder die Studienlage dazu angesehen. Es ist eher so, dass also diese Studien darauf hindeuten, dass Grüner Tee nicht vor Krebs schützt. Man hat zwei Gruppen verglichen, jene, die viel Grünen Tee trinken und jene, die eher wenig Grünen Tee trinken oder nie. Und es hat sich einfach gezeigt, also, dass die Krebsraten ungefähr gleich häufig waren, war einfach bei beiden Gruppen.
Kopfschmerzen ist auch so ein Thema, da hat jeder irgendein Hausmittelchen parat. Es gibt dann immer wieder den Rat, trink doch Wasser, das hilft.
Ja, das hört man tatsächlich total oft, hab ich auch immer wieder. Es gibt zwei kleine Studien, die das versucht haben zu untersuchen. Und zwar, wie gesagt, ich habe sie vorher schon bei dem Beispiel gebracht. Also es reicht natürlich nicht einfach irgendwie eine Gruppe von Leuten Wasser trinken zu lassen und dann schaut man, sondern man braucht den Vergleich. Das heißt, die eine Gruppe hat einfach so Wasser getrunken, wie sie es für richtig gehalten haben, und die andere Gruppe hat die Aufgabe bekommen, sie sollen jeden Tag einen halben Liter mehr trinken an Wasser, als sie sonst normalerweise trinken würden. Ja, und das Ganze über drei Monate lang. Alle haben eben Leute, die häufig Kopfschmerzen haben, und dann haben wir eben geschaut und tatsächlich gab es keinen Unterschied in der Kopfschmerzhäufigkeit nach den drei Monaten.
Etwas, was man auch häufig hört, ist der Apfelessig als Hausmittelchen für alles Mögliche, zum Beispiel zum Abnehmen. Man soll da jeden Tag ein Stamperl trinken. Bringt das wirklich was?
Es gibt auch hier tatsächlich ein paar Studien, die das versucht haben zu überprüfen. Die Studien sind aber echt wirklich nicht gut gemacht und kommen auch teilweise zu sehr widersprüchlichen Ergebnissen. Ja, man kann einfach nichts draus ableiten. Einen Hinweis oder keinen Beweis, dass Apfelessig beim Abnehmen hilft, gibt es auf keinen Fall. Und es ist aber auch so, dass der Apfelessig durchaus auch unerwünschte Wirkungen haben kann, wenn man ihn eben regelmäßig konsumiert. Ich meine natürlich, das ist ein Lebensmittel und da ist im Salat drin und ist jetzt nicht schädlich, aber in den Studien dazu, wo eben die Leute mehr getrunken haben, ist es durchaus vorgekommen, dass einige Teilnehmende eben äh über ein Brennen im Rachen, in der Speiseröhre oder im im Magen berichtet haben. Und es gibt schon noch die Befürchtung, äh dass die regelmäßige Zufuhr Säure den Zahnschmelz angreift. Ja.
Jetzt im Sommer raten Dermatologen, also Hautärzte, dazu, die Haut vor der Sonne zu schützen. Zum einen tun wir das, indem wir die Sonne überhaupt meiden, die Mittagshitze, zum anderen äh verwenden wir Sonnencreme. Und aber auch da gibt es natürlich Menschen, die die Funktion von Sonnencreme in Frage stellen, ja, sogar negative Auswirkungen der Sonnencreme mittlerweile auf sozialen Medien posten. Dann wird man verunsichert, dann weiß man nicht mehr, ja, soll ich mich jetzt einschmieren, soll ich mich nicht einschmieren? Diese Sonnencreme, ist sie schädlich für mich oder hilft sie tatsächlich, um Hautkrebs vorzubeugen? Auch ein Fall für Medizin Transparent.
Ja, tatsächlich äh sind wir so solchen Behauptungen in den sozialen Medien auch schon äh begegnet. Also es ist auf jeden Fall so, dass Sonnencreme sehr gut vor Sonnenbrand schützt und wir wissen, dass Sonnenbrand eine Hauptursache ist von Hautkrebs. Tatsächlich ist es aber gar nicht so leicht jetzt den direkten Link, die direkte Verbindung herzustellen, ja, und wirklich nachzuweisen, dass das regelmäßige Auftragen von Sonnencreme Hautkrebs verhindert, weil Hautkrebs äh braucht viele, viele, viele Jahre, um sich zu entwickeln. Und das heißt, man müsste jetzt in einer Studie wirklich Menschen über viele, viele Jahre beobachten. Es gibt tatsächlich eine Studie, die wurde in Australien durchgeführt. Eine Gruppe wurde gebeten, dass sie sich täglich einschmieren mit Sonnencreme. In der anderen Gruppe wurde den Menschen einfach gesagt, ja, schmiert euch ein, wie ihr's für richtig haltet. Ja, und dann hat man diese Menschen, ich glaub, 11 Jahre lang äh äh beobachtet und es hat sich auf jeden Fall ein Unterschied gezeigt, äh die die sich regelmäßig eingeschmiert haben, die hatten zumindest eine weniger Fälle von einer Form von weißem Hautkrebs. Ja, beim schwarzen Hautkrebs, dem gefährlichen Melanom, hat sich's angedeutet, dass es weniger Fälle sind. Man muss aber auch dazu sagen, die Studie ist nur eingeschränkt aussagekräftig. Die ist in Australien durchgeführt worden. Da ist die UV-Strahlung extrem stark, ja, dort viel stärker als bei uns. Und äh in der Studie wurde eine Sonnencreme mit lediglich Sonnenschutzfaktor 16 verwendet. Das ist natürlich total wenig von Vor allem, wenn dort die Strahlung irgendwie viel, viel stärker ist als bei uns, aber es deutet schon alles darauf hin, dass Sonnencreme tatsächlich vor Hautkrebs schützt.
Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast: Bernd Kerschner von Medizin Transparent.
Wenn ich sicher sein möchte, dass ein Präparat, das mir empfohlen wurde, das ich vielleicht einnehmen möchte, untersucht wurde, also wirklich wissenschaftlich Evidenz-basiert ist, ähm wie kann ich mich orientieren und wie weiß ich, ob dieses Produkt tatsächlich an verschiedenen Gruppen ausprobiert wurde, um sozusagen die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es mir tatsächlich helfen kann?
Ja, das ist total schwierig natürlich zu beurteilen. Ja, also ich geb das ganz offen und ehrlich zu. Ähm eine Möglichkeit ist, dass man uns schreibt, ja, dass man uns anschreibt und äh wir können das dann überprüfen. Also bei uns auf der Webseite gibt's eben einen Anfrageservice. Kostet natürlich auch nichts. Ja.
Mal kurz an dieser Stelle die Webseite erwähnen.
Ja, genau. Das ist medizin-transparent.at. Und da schauen wir uns eben an, ob es eben Studien dazu gibt, ja, die wie gesagt das eben aussagekräftig beweisen oder widerlegen können.
Oft steht aber auch schon drauf auf der Verpackung äh „wissenschaftlich bewiesen“.
Ja. Und äh das ist leider nicht verboten. Das kann einfach jeder drauf schreiben.
Und ein wissenschaftlicher Beleg ist möglicherweise die Befragung von einer Handvoll Patienten.
Genau. Und das ist einfach dann nicht aussagekräftig.
Wenn ich mir unsicher bin über bestimmte Präparate, gesundheitliche Anwendungen, kann ich nachschauen auf Medizin Transparent. Welche Internetseiten kann ich mir noch anschauen, denen ich vertrauen kann?
Ja, also wir haben bei uns an der Donau-Uni haben wir auch eine Checkliste entwickelt. Da haben wir so sieben Punkte identifiziert, die darauf hindeuten, dass eine Webseite auch wirklich äh verlässliche Informationen beinhaltet. Ja, diese Checkliste findet man auf der Webseite infosohne-nebenwirkung.at. Ein wichtiger Punkt ist zum Beispiel, enthält diese Webseite Werbung? Weil sobald eine Werbung zu sehen ist, äh kann eben diese Webseite auch nicht mehr unabhängig informieren. Ja, ein weiterer Punkt ist zum Beispiel, ob mich der Text auf dieser Webseite ausgewogen informiert, ob äh zum Beispiel nicht nur die Vorteile beschrieben werden von irgendeinem Mittelchen oder einem Produkt, sondern auch die Nachteile, Nebenwirkungen, ja, ähm denn fast alle Präparate haben Nebenwirkungen und ob auch andere Möglichkeiten zur Behandlung äh genannt werden und nicht nur ein einziges, das da vielleicht ein bisschen beworben wird. Ja.
Kleiner Hinweis in eigener Sache: Wir hatten auch äh zu Beginn des Jahres 2025 einen Podcast zum Thema verlässliche Gesundheitsinformationen mit Anja Mandel. Auch da haben wir schon einiges geklärt, wie man verlässliche Internetseiten zum Thema Gesundheit erkennen kann. Wenn man auf die Seite medizin-transparent.at geht, gibt es alle möglichen Mythen, die aufgelistet werden, die man sich näher anschauen kann, Dinge, die man vielleicht mal gehört hat, wo man dann nachlesen kann, ist denn das wirklich so? Was sind denn da die meist geklickten Informationen? Was interessiert denn die Menschen, wenn sie auf Medizin Transparent schauen?
Ganz viele von den häufig geklickten Artikeln und Informationen drehen sich um Nahrungsergänzungsmittel, also so Vitaminpräparate, eben auch so Geschichten wie Detox-Präparate.
Ein Stichwort noch zu den Nahrungsergänzungsmitteln: Auch da hatte ich schon einen Gast im Podcast äh einen Ernährungsmediziner und Stoffwechselspezialisten. Er hat sinngemäß gemeint, alles was wir zu uns nehmen äh kann uns nutzen, aber alles was nutzt, kann uns auch schaden. Stichwort Vitamin C, das ist auch etwas, wo wir wissen, unser Körper braucht es. Wir können es zu uns nehmen, wir können es aus der Nahrung aufnehmen, und trotzdem, mir kommt vor, passt jetzt nicht ganz in den Sommer, aber spätestens, wenn der Herbst dann kommt, fangen alle wieder an, Vitamin C Tabletten zu nehmen. Warum?
Ja, das ist total spannend. Äh dass Vitamin C vor Erkältungen schützen soll, ja, und das Immunsystem stärken soll. Wir reden jetzt von Vitamintabletten, also nicht jetzt von Orangen und Kiwis, ja? Also die sind natürlich super, aber es geht jetzt wirklich drum, sozusagen in großen Mengen zusätzliches Vitamin C als Tabletten, als Kapseln einzunehmen. Ja, das ist mittlerweile recht gut belegt, dass es ein Unsinn ist, dass Vitamin C-Tabletten nicht vor Erkältungen schützen und dass sie schon gar keine Erkältungen heilen können, also kurieren können. Ja, das hat man wirklich lange Zeit untersucht und und früh auch geglaubt, und diese Studien zeigen einfach, Vitamin C ist dabei wirkungslos. Also Vitamin C-Tabletten. Das Interessante ist, ich meine damals ähm vor 70 Jahren oder so hat eben äh eine Pharmafirma gemerkt, so, super, wir können jetzt irgendwie Vitamin C künstlich herstellen, dann machen wir das. Dann haben sie halt damit begonnen, haben sich gedacht, aber ja, jetzt haben wir so viel Vitamin C, was machen wir jetzt eigentlich damit? Ja, jetzt können wir das herstellen und dann ja sind sie einfach irgendwie drauf gekommen. Na ja, wir müssen das irgendwie vermarkten. Ja, und dann hat man halt behauptet, dass das Immunsystem stärkt. Und der damalige Chemie-Nobelpreisträger Linus Pauling hat die auch unterstützt, obwohl er von Vitamin C tatsächlich keine Ahnung hatte und hat einfach auch ohne Studien zu haben behauptet, irgendwie große Dosen an Vitamin C würden da helfen und schon ist die Marketing-Maschinerie angelaufen und wie gesagt und es hat sich dann später herausgestellt in wirklich gut gemachten Studien, das ist widerlegt, es ist ein Unsinn trotzdem, das ist einfach in unseren Köpfen drinnen, ja, das hat sich gehalten, weil es so oft wiederholt wurde. Vitamin C ist tatsächlich wirkungslos bei Erkältungen.
Abschließend vielleicht können wir noch einen kleinen Tipp mitgeben unseren Zuhörerinnen und Zuhörern. Wenn ich konfrontiert bin in der Familie, durchaus auch hartnäckig kommt vor, angeblich mit irgendwelchen Gesundheitsmythen, wo man auch oft überredet wird, vielleicht etwas zu nehmen oder auszuprobieren. Wie kann ich dem entgegenkommen?
Auch wenn eine Person mit ganz möglicherweise merkwürdig klingenden, für mich merkwürdig klingenden Vorschlägen und Ideen kommt, nicht jetzt die Person auslachen und sagen „Bitte, was glaubst du für einen Blödsinn?“ Schon ernst nehmen, schon auch mit der Person in die sachliche, nicht emotional in die sachliche Argumentation gehen. Also wirklich so ein bisschen sagen so, du, aber gibt's da wissenschaftliche Studien dazu, ja, die das äh belegen können, dass das hilft oder hast du dazu was gefunden? Schauen wir uns das einmal gemeinsam an.
Wenn man sich also unsicher ist, was Gesundheitsinformationen zu bestimmten Produkten, zu Medizinprodukten angeht, dann kann man sich an Medizin Transparent wenden, auch mit spezifischen Fragen.
Genau. Also gerne bei uns anfragen. Wie gesagt, auf unserer Webseite gibt's einen Anfrageservice oder eben äh in den sozialen Medien uns anschreiben. Dann werden wir uns bemühen, dass wir dieser Frage nachgehen und diese Behauptung überprüfen.
Eine ganze Menge an Behauptungen gibt es ja schon, da kann man sich auch durchscrollen und ein bisschen durchlesen und vielleicht mit dem einen oder anderen Mythos in seinem Leben aufräumen. Danke vielmals fürs Vorbeikommen, Bernd Kerschner. Danke für diese wertvollen Gesundheitstipps und ja, wer zweifelt, der sollte lieber einmal, zweimal, dreimal drauf schauen.
Ja, genau. Danke ebenfalls.
Das war Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark.