Folge #74 Gesund informiert mit Birger Kränke: Was tun gegen lästige Stiche?
In der neuen Folge geht es um das Thema Insektengifte und den Umgang mit lästigen Stichen.
In der Folge #74 erfahren Sie, wie Sie richtig mit Insektengiften umgehen. Wir sprechen über die Gifte von Biene, Wespe, Tigermücke und Co. und klären auf, was Sie beachten sollten, wenn Sie gestochen werden. Zudem erhalten Sie Informationen darüber, wann man als Allergiker gilt und welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um Stiche von vornherein zu vermeiden. Sie erfahren außerdem, was Kupfermünzen damit zu tun haben.
Gast: Birger Kränke, Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz und Dermatologe
„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark.
Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Podcast-Ausschnitte
Hören Sie kurz in die Folge hinein!
Text zur Folge
Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfond Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedlnitzky liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute mit Birger Kränke, dem Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts Gesund informiert. Mit der warmen Jahreszeit kommen die kleinen Quälgeister, die wir alle kennen: zum Beispiel Gelsen, andere Insekten und Wespen. Heute wollen wir uns näher damit beschäftigen, was wir tun können, wenn sie uns stechen und wir eine Reaktion darauf haben. Dazu habe ich einen Spezialisten zu Gast, den Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz, Birger Kränke.
Auch von meiner Seite einen wunderschönen Tag und danke, dass ich dabei sein darf.
Wir werden uns heute mit dem Insektengift beschäftigen. Das Insektengift, das sei gleich vorweggenommen, ist nicht das, was man im Drogeriemarkt oder im Baumarkt kauft, um Insekten zu vertreiben. Das Insektengift ist etwas ganz anderes. Was denn?
In der Medizin versteht man unter Insektengift das biologische Produkt, das Stechinsekten – die sich mit einem Stachel verteidigen, klassischerweise die Biene, Wespe oder Hornisse – in den gestochenen Organismus abgeben. Es ist ein Mix biologisch aktiver Substanzen. Das können Eiweiße wie Enzyme sein, denn die Insekten wollen mit diesem Stich etwas erreichen: Sie wollen sich verteidigen können.
Unser Körper reagiert darauf, und es kann die eine oder andere heftige Reaktion geben, mit der wir uns heute beschäftigen wollen. Sie sind der Leiter der Allergieambulanz. Was ist eine Allergie?
Unter Allergie versteht man eine, allgemein gesprochen, erworbene Überempfindlichkeitsreaktion des eigenen Immunsystems. Das heißt, wir alle verfügen über ein hoffentlich kompetentes, also funktionstüchtiges Immunsystem. Allergie bedeutet, wenn ein Fremdstoff, in der Regel ein Fremdeiweiß, in unseren Körper gelangt, kann es passieren, dass unsere Abwehr überreagiert. Das Immunsystem tut viel zu viel, nicht das, was es tun sollte, sondern es schießt bei weitem über das Ziel hinaus. Das Ergebnis dieser Reaktion ist dann das, was wir als Allergie empfinden: Wir schädigen uns selbst durch unsere eigene Reaktion.
Es gibt Allergien in den verschiedensten Bereichen: auf Lebensmittel, Heuschnupfen, also verschiedenste Reaktionen des Körpers. Kann man Allergien, die durch Insektenstiche entstehen, überhaupt zusammenfassen, oder sind auch diese Reaktionen völlig unterschiedlich?
Allergische Reaktionen auf Insektengifte sind der Gruppe der Typ-1-Allergien zuzuordnen. Das sind Soforttypallergien. Das heißt, das Immunsystem reagiert mit Antikörpern, die man in dieser Konzentration nicht haben sollte. Die Folge dieser Aktivierung über die Antikörper ist, dass eine Reaktionskette in Gang kommt, an deren Ende die Schädigung des Organismus steht. Die klassischen Symptome, die auftreten, sind nicht nur eine Rötung und leichter Schmerz an der Stichstelle, sondern darüber hinaus passieren Systemreaktionen. Darunter versteht man zum Beispiel Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Krampfanfälle bis zur Bewusstlosigkeit sind möglich. Das sind Symptome einer systemischen Allergie.
Das sind Allergien, auf die man sehr schnell reagieren muss. Das ist keine Rötung, wie Sie erwähnt haben, wo man ein wenig daran kratzt und es dann erledigt ist oder man ein kühlendes Gel aufträgt. Das ist teilweise lebensbedrohlich.
Grundsätzlich ist es so, ohne jetzt dramatisieren zu wollen, dass am Ende einer solchen Maximalreaktion ein lebensbedrohlicher Zustand entstehen könnte. Die Betonung liegt auf "könnte"; das ist möglich. Viele dieser Reaktionen, auch beim Allergiker – wir müssen hier unterscheiden zwischen Allergie und Sensibilisierung. Auch bei einem Allergiker ist es möglich, dass diese Reaktion irgendwo stehen bleibt, also nicht bis zum bitteren Ende geht, sondern dass man nur einen Nesselausschlag zum Beispiel bekommt oder nur leichten Schwindel oder etwas Atemnot, und das Immunsystem dann gegenreguliert und versucht, diese Reaktion wieder einzufangen. Grundsätzlich besteht das Risiko, dass die gesamte Kette ablaufen kann. Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast: Birger Kränke, Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz.
Sie haben erwähnt, es gibt zwei Unterschiede. Es gibt den Allergiker und denjenigen, der etwas sensibel auf einen Insektenstich reagiert. Wie finde ich heraus, welcher Typ ich bin?
Wenn wir das an einem einfachen Beispiel festmachen wollen: Stellen Sie sich vor, Sie zeichnen einen großen Kreis, der die Bevölkerung von Graz repräsentiert. Innerhalb dieses großen Kreises malen Sie einen etwa viertelgroßen Kreis, den Sie schraffieren. Das wären alle Personen, bei denen man zu einem bestimmten Zeitpunkt durch Blutabnahme Antikörper gegen Insektengifte nachweisen könnte, die man nicht haben sollte. Das ist die Gruppe der Sensibilisierten. Wenn man die Personen einzeichnen wollte, die nicht nur sensibilisiert, sondern allergisch sind, müsste man in diesen schraffierten Kreis einen kleineren, vielleicht 5-10% großen, schwarzen Kreis hineinzeichnen. Was man aus einer solchen Grafik ablesen kann, ist: Sie können nur allergisch reagieren, wenn Sie aus dem Kreis der Sensibilisierten kommen. Sie würden nicht außerhalb dieses Kreises liegen. Umgekehrt reagiert aber nicht jeder, der sensibilisiert ist, auch allergisch, weil der Körper Mechanismen hat, diese Reaktion wieder einzufangen. Warum das wichtig ist zu erwähnen: Die Sensibilisierung kann der Arzt über eine Blutuntersuchung feststellen. Ein positives Bluttestergebnis kann aber nur sagen, ob eine Person sensibilisiert ist oder nicht. Ob jemand allergisch ist oder nicht, muss mit der Vorgeschichte in Zusammenhang gebracht werden. Das heißt, um als Allergiker zu gelten, muss ich zum Kreis der Sensibilisierten gehören, also diese Antikörper gegen die Giftbestandteile haben, und wenn ich mit dem Gift in Kontakt komme, dann auch ein Problem bekommen.
Ist das bei jedem Stich gleich? Eine Gelse sticht anders als eine Wespe. Gibt es bei jedem Insektenstich die Gefahr, eine Allergie zu entwickeln, oder bin ich, wenn ich auf ein Tier allergisch bin, gleichzeitig auf alle Stechmücken allergisch?
Nein, da muss man unbedingt differenzieren. Grundsätzlich könnte das Immunsystem auf alle Fremdeiweiße allergisch reagieren. Die blutsaugenden Insekten erzeugen aber sehr, sehr selten allergische Reaktionen durch Speichel. Das ist zum Beispiel die Gelse, die Gnitze, die Kriebelmücke, das wäre auch eine Zecke oder die Tigermücke, die in aller Munde ist. Das sind die blutsaugenden Insekten. Wie gesagt, grundsätzlich könnte man auch dort allergisch reagieren, aber das ist in der Realität eine absolute Rarität. Problematischer sind eher die Insekten, die sich wehren, die ihr Gift einsetzen, um sich zu verteidigen: die Biene, die Wespe, die Hornisse in unseren Breiten.
Wenn ich mich zum Kreis der Sensibilisierten zähle und möglicherweise bisher nie auf einen Wespenstich oder Bienenstich reagiert habe: Es gibt den Tag, wo es passieren kann.
Das ist in jedem Fall richtig. Je unregelmäßiger jemand gestochen wird, desto wahrscheinlicher ist die Sensibilisierung. Gestochen wird in seinem Leben fast jeder. Sensibilisiert wird vielleicht jeder Vierte, und schwerer reagieren würde vielleicht jeder 30. bis 40.. Bei einem Erstereignis, also wenn ein erster Stich überhaupt im Leben stattfindet, kann die Reaktion deswegen nicht allergisch sein, weil das Immunsystem noch keine Gelegenheit hatte, falsch zu reagieren. Das Immunsystem konnte das noch gar nicht lernen, falsch zu reagieren. Es benötigt mindestens zwei Kontakte: einen ersten, wo man sich sensibilisiert, und einen zweiten, wo dann etwas passieren könnte.
Das Immunsystem merkt sich das auch. Eine spannende Geschichte. Das heißt, wenn ich vor fünf Jahren von einer Biene gestochen wurde und dann fünf Jahre nichts passiert, merkt sich mein Immunsystem auch viele Jahre später noch, dass dieses Gift bekannt ist?
Das kennen wir als positiven Effekt von den Impfungen her, weil sich auch bei den Impfungen das Immunsystem den Kontakt mit dem Impfantigen merkt. Wenn Sie gegen Masern, Mumps oder Röteln geimpft werden oder gegen die FSME, merkt sich das Immunsystem jahrelang, dass es den Kontakt hatte und sich verteidigen muss, wenn dieser Erreger oder Infektionskeim kommt. Genauso ist es bei dem Insektengift. Das merkt sich das Immunsystem im Zweifel sogar lebenslang.
Bevor wir zu dem Punkt kommen, was man Allergikern raten kann – es gibt auch die gute Nachricht, dass es in der Medizin einiges gibt, was man tun kann, damit es überhaupt nicht so weit kommt. Aber vielleicht klären wir den wichtigen Punkt: Wenn etwas passiert, wenn ich merke, diese Reaktion, die ich auf einen Bienen- oder Wespenstich zeige, ist nicht das, was mir bisher bekannt ist. Es ist nicht nur eine Schwellung, nicht nur ein Schmerz an der Einstichstelle; es passiert mehr in meinem Körper. Was kann passieren und vor allem, wie reagiere ich richtig? Denn wie schon erwähnt, kann es zu einer sehr gefährlichen Situation werden.
Das haben Sie sehr schön beschrieben. Genau das ist der Punkt: Wenn etwas Erwartbares nach einem Stich passiert – eine kleine Quaddel sich bildet, es juckt, es lästig ist, ein wenig wehtut – das ist kein Problem. Problematisch wird es, wenn sich etwas generalisiert oder systemisch wird, wie man sagt. Wenn Sie überall Quaddeln am Körper bekommen, wenn die Haut überall anfängt zu jucken, besonders an den Handflächen und Fußsohlen, wenn Sie bemerken, dass Sie schwere Luft bekommen, wenn die Augen anfangen zu tränen, wenn Ihnen übel wird, wenn vielleicht Harndrang oder Stuhldrang auftritt, oder Bewusstlosigkeit eintreten würde, dann muss in jedem Fall Hilfe geholt werden, auch beim Erstereignis. Das trifft unvorbereitet. Man weiß ja nicht, dass das passiert. Das heißt, Sie brauchen im Zweifel die Hilfe von Menschen, die Sie umgeben, die in Ihrer Nähe sind. Da wäre die Rettung zu rufen oder die nächste Apotheke oder der nächste Arzt aufzusuchen.
Wenn mir das am Berg beim Wandern passiert, und ich nicht sofort Hilfe holen kann oder es schwieriger ist, Hilfe zu bekommen: Gibt es eine Sofortmaßnahme oder etwas, das ich mitnehmen kann, um mich selbst zu schützen, wenn ich schon das Gefühl habe, sensibel oder allergisch zu sein?
Das Wichtigste wäre, gar nicht erst gestochen zu werden. Aber wenn es passiert ist und Sie bemerken, dass diese Reaktion ganz anders verläuft: Zeit ist ein wichtiger Faktor. Das erste ist, Ruhe zu bewahren. Bringen Sie sich in eine Position, wo Ihnen selbst nichts passieren kann, wo Sie nicht abstürzen oder von etwas herunterfallen können, oder, falls es im Auto passieren würde, einen Unfall bauen. Führen Sie also erst einmal eine Situation herbei, wo Sie sich hinsetzen können, wo der Kreislauf sich beruhigen kann. Sie können versuchen, die Stelle zu kühlen, wo gestochen wurde, damit die Zirkulation etwas heruntergefahren wird, denn das Insektengift verteilt sich dann auch sehr schnell. Und je mehr Angriffsfläche es hat bei der Vermittlung der Signale, desto schlimmer könnte die Reaktion theoretisch verlaufen. Wie gesagt, wenn Sie bemerken, es ist zu schlimm, bleibt Ihnen nur die Wahl, die Rettung zu rufen, einen Notruf abzusetzen. Allergiker zittern vor dieser Situation. Das ist keine angenehme Situation, aber es gibt für Allergiker auch schon Hilfe. Man kennt es vielleicht aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Eine Wespenallergie hat man vielleicht schon gehört, und es gibt so etwas wie eine Desensibilisierung. Was ist das?
Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme ist eine Desensibilisierung. Man versucht, das Immunsystem wieder, wenn man so sagen möchte, auf den rechten Weg zu bringen. Es ist der Versuch, durch die wiederholte Gabe von Insektengiften in steigender Konzentration das Immunsystem sogenannte Schutzantikörper und bestimmte Zellen bilden zu lassen, die das Immunsystem wieder auf den rechten Weg bringen. So paradox das klingt: Die Sensibilisierung können Sie damit nicht beenden. Ein Patient, der erfolgreich desensibilisiert oder geimpft wird gegen das Gift, wird trotzdem im Labor weiterhin den Nachweis erbringen: Achtung, ich habe Antikörper, die ich nicht haben sollte. Man erzeugt durch dieses Verfahren, wo man das Insektengift zum Beispiel in wöchentlichen Abständen in steigender Dosierung unter die Haut spritzt, den Mechanismus, dass der Körper Schutzantikörper aufbaut, sozusagen den Weg wieder richtig findet und das Ganze nicht zur Eskalation bringt. Wir liegen hier bei einer Erfolgsquote zwischen 90 und 95%.
Heute zu Gast in Gesund informiert, dem rezeptfreien Podcast: Birger Kränke, Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz.
Wir haben vorhin schon angesprochen, es gibt die verschiedensten Stechmücken, die uns quälen, ärgern oder in Gefahr bringen können. Es gibt nicht mehr nur, wie wir es vielleicht von früher kennen, die Biene, die Wespe und vielleicht auch die Hornisse. Es gibt mittlerweile Mücken, die eingeschleppt werden. Ein solcher Fall ist die Tigermücke. In Graz wird sogar darauf aufmerksam gemacht: Wenn man Tigermücken findet, soll man das melden. Sind das Gefahren, diese neuen Insekten, die wir noch gar nicht kennen, die zunehmend in unsere Breiten kommen?
Ich bin Dermatologe und Allergologe. Aus allergologischer Sicht kann ich erst einmal kein Warnsignal erkennen, aber aus infektiologischer Sicht. Das heißt, das Problem durch diese neuen blutsaugenden Insekten, die zu uns kommen, ist nicht, dass wir auf allergischer Ebene ein Problem sehen. Wir sehen es eher im Bereich möglicher Krankheitsüberträger, weil diese Mücken in der Lage sind, Krankheiten, die wir sonst nur aus tropischen Regionen kennen, hier weiter zu verbreiten. Dazu müssten Sie aber erst einmal einen Erkrankten stechen, damit sie das Virus aufnehmen können und bei einer anderen Person im Rahmen eines weiteren Stichereignisses zur Übertragung kommt. Noch ist dieses Risiko gering, weil wir diese Infektionskrankheiten hier bei uns noch nicht endemisch haben, also die kommen nicht in der allgemeinen Bevölkerung vor. Trotzdem wird die Grundlage gelegt, dass wir Probleme bekommen können, wie man das sonst nur aus tropischen Regionen kennt, weil man jetzt den Vektor, den Überträger dieser Krankheiten, hat. Bestimmte Infektionskrankheiten werden nicht wie bei der Grippe von Mensch zu Mensch durch Anhusten oder Tröpfchen übertragen, sondern über blutsaugende Insekten. Wir haben in Graz tatsächlich ein Problem mit der Tigermücke, auch in Wien und in Linz, und das wird sehr genau von der AGES verfolgt.
Sie sind Dermatologe und Allergologe. Sie sind nicht der Biologe, der für das Wohl der Insekten zuständig ist. Aber abgesehen vom medizinischen: Was könnten Sie Ihren Patientinnen oder Patienten oder Menschen, die ein Problem mit Insektenstichen haben, von vornherein raten, bevor es zu diesem Stich kommt?
Sie haben vorhin gesagt, am besten wird man nicht gestochen. Man sitzt im Sommer auf der Terrasse, in einem Gastgarten, und die Wespen kommen. Was mögen diese Insekten nicht? Wie kann man sich davor schützen?
Die wahrscheinlich wichtigste Frage. Fangen wir vielleicht mit dem für uns liebsten Stechinsekt an: der Biene, die den Honig bringt und positiv besetzt ist. Eine Biene würde nur stechen, wenn man sie bedroht. Wenn Sie das individuelle Insekt bedrohen, weil Sie draufdrücken oder sie in der Hand quetschen oder sie vielleicht unter die Kleidung gekrabbelt ist und Sie sie andrücken; oder wenn Sie in der Nähe des Bienenstocks sind und sich diesem Stock gegenüber aggressiv verhalten. Wenn das aber nicht der Fall ist, sind Bienen völlig harmlos und würden nichts tun. Noch viel harmloser sind Hummeln. Man kann vielleicht gleich mit dem Mythos aufräumen, dass Hummeln beißen würden – das tun Hummeln nicht. Das ist eine tradierte alte Geschichte. Hummeln können genauso stechen, und das in der Regel viel schmerzhafter als Bienen. Hummelstiche – wir sehen sie selten –, sind viel ausgeprägter von der Giftwirkung her, als es bei Bienen wäre.
Hornissen, um sie kurz anzusprechen, sind noch größer und machen etwas Angst, mehr noch als eine kleine Biene oder eine süße Hummel. Man freut sich, wenn man sie sieht. Bei der Hornisse ist immer ein Angstfaktor dabei.
Was Wespen und Hornissen betrifft, die sehr eng miteinander verwandt sind: Wespen suchen aktiv auch das Mittagessen des Menschen auf, wenn sie im Freien sind, weil Wespen an Fleisch und Süßem interessiert sind und so weiter. Sie umschwirren uns, und da muss man aufpassen, dass man nicht versehentlich auch durch eine Limonade zum Beispiel ein Insekt in den Mund bekommt, wo es zu einer gefährlichen Stichreaktion kommen könnte. Das machen Hornissen aber nicht. Da braucht man keine Angst haben, obwohl sie sehr verwandt sind. Hornissen sind aktive Jäger. Wenn Sie Hornissen in der Nähe haben, haben Sie in der Regel eher weniger Wespen, weil die Wespe zur Beute der Hornissen gehört. Genauso wie leider auch die Biene, vor allem für die asiatische Hornisse, die jetzt auch bei uns auftaucht. Hornissen sind nur an anderen Insekten oder Spinnen interessiert. Die wollen uns eigentlich gar nichts. Hornissen sind übrigens auch sehr fair. Sie versuchen zu brummen, stellen die Flügel in einem bestimmten Winkel an, sodass ein Brummen erzeugt wird, wenn sie auf sich aufmerksam machen wollen, dass sie in der Nähe sind und dass man sich besser ruhig verhalten sollte.
Man kennt das aus Gastgärten. Manche legen Kupfermünzen auf den Tisch, das habe ich schon gesehen. Manche zünden Räucherstäbchen an, manche haben Ventilatoren stehen. Sind das alles Dinge, die Wespen abhalten?
Es ist so, man hat schon über Gerüche diskutiert, Sie kennen diese Räucherstäbchen. Man hat Verschiedenes versucht. Wespen lassen sich auch durch Wind nicht vertreiben. Jedenfalls nicht durch den Wind, bei dem sie noch essen können. Wenn das Essen vom Tisch weht, dann ist die Wespe auch weg. Was eventuell etwas bringen würde, sind diese Vernebelungen, die man über den Köpfen unter Sonnenschirmen oder Markisen anbringen kann. Mit Feuchtigkeit. Das könnte einen Effekt haben, weil Feuchtigkeit grundsätzlich von diesen Insekten nicht gemocht wird. Ich glaube aber nicht, dass Kupfermünzen abschreckend wirken.
Dann hoffen wir, dass dieser Sommer möglichst insektenfrei bleibt in unserem Umfeld – nicht in der Natur, da brauchen wir sie dringend. Vielen Dank, Birger Kränke, Allergologe und Leiter der Allergieambulanz am LKH Graz. Man kann vielleicht sagen: Hoffentlich haben nicht allzu viele Steirerinnen und Steirer je mit Ihnen zu tun.
Das hoffe ich auch.
Vielen herzlichen Dank. Danke Ihnen auch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Hoffentlich waren ein paar gute Tipps dabei, damit Sie stichfrei durch den Sommer kommen.
Ich danke nochmals herzlich für die Einladung und wünsche einen schönen Sommer.
Das war Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfond Steiermark und ORF Steiermark.