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Folge #72 Gesund informiert zu Hülsenfrüchten: Jedes Böhnchen ein Tönchen?

Podcast-Cover: Eine Hälfte zeigt einen Apfel mit einem EKG-Muster und einem Herz, dazu ein Stethoskop und den Schriftzug "GESUND INFORMIERT ENTSCHEIDEN". Die andere Hälfte ist grün und zeigt das Logo von "ORF Steiermark" und ein Symbol für einen Podcast.

In der neuen Folge geht es um die Alleskönner Hülsenfrüchte, auch wenn das auf den ersten Blick gar nicht so scheint. Sie sind so gesund, dass sie mehrmals pro Woche auf den Teller gehören. Allerdings schon lange nicht mehr als reiner „Bohnen- oder Linsensalat“. Denn Hülsenfrüchte sind vielfältig einsetzbar. In Aufstrichen, Suppen, Eintöpfen, ja sogar in der Mehlspeisenküche erfreuen sich Hülsenfrüchte zum Beispiel in Pancakes, Muffins oder Cookies zunehmend großer Beliebtheit!

In der Folge #72 erfahren Sie, was Hülsenfrüchte Ihrem Körper Gutes tun und wie Sie sich ganz einfach an Rezepte mit Hülsenfrüchten herantrauen. Außerdem zeigen wir Ihnen, wie Sie diese kochen, auf Vorrat bereit halten und was Sie alles daraus zaubern können.

Gast:
Martina Steiner, Ernährungswissenschafterin

„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark.

Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky

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Podcast-Ausschnitte

Hören Sie kurz in die Folge hinein!

Teil 1: Warum sind Hülsenfrüchte so gesund?
Teil 2: Was zählt zu den Hülsenfrüchten?
Teil 3: Warum sind Hülsenfrüchte oft mit Blähungen verbunden?
Teil 4: Wie kann ich Hülsenfrüchte am besten verarbeiten?
Text zur Folge

Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedlnitzky liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute mit Ernährungswissenschaftlerin Martina Steiner.

Mit Hülsenfrüchten beschäftigen wir uns in unserer neuen Folge unseres Podcasts Gesund informiert. Und dazu habe ich heute eine Ernährungswissenschaftlerin eingeladen. Ich begrüße Sie recht herzlich, Martina Steiner.

Ja, hallo. Herzlichen Dank für die Einladung.

Sie sind vom Gesundheitsfonds und Sie beschäftigen sich mit dem Thema Ernährung, und da haben die Hülsenfrüchte einen ganz großen Stellenwert, wenn man sich das so anschaut. Aber jetzt müssen wir vielleicht ganz zu Beginn einmal klären, was sind denn Hülsenfrüchte eigentlich? Was gehört alles dazu, was wir so in unserer Speisekammer haben?

Zu Hülsenfrüchten gehören Erbsen, Bohnen und Linsen, und botanisch gesehen eigentlich auch die Erdnüsse, aber die sind ernährungsphysiologisch in einer Außenstelle, weil sie eben sehr viel Fett enthalten, aber primär Erbsen, Bohnen, Linsen und Lupinen, Entschuldigung, die habe ich vergessen.

Vielleicht wollen wir das ein bisschen genauer erklären. Das ist vielleicht nichts, was jeder so im Küchenkastel hat. Erbsen, Bohnen, das kennt man und Linsen. Lupinen sind auch Hülsenfrüchte. Hülsenfrüchte sind Lebensmittel, die in einer Schote reifen und mit einer Naht zusammengehalten werden. Also botanisch gesehen kann man sich die Frucht so am Strauch vorstellen und die Bohne wächst so, die Erbse wächst so, die Linse wächst so, die Lupine wächst so.

Jetzt ist es so, wenn man die zu Hause hat, man hat sie meistens schon aus der Schale heraus. Also, das heißt, die Schale ist einmal etwas, was wir gar nicht wirklich oft in die Finger bekommen, außer wir pflanzen selber an.

Genau. Oder die Fisolen, bei denen sieht man es eigentlich sehr gut, dass die in einer Hülse sind und man sieht auch die Naht sehr gut.

Also, das heißt bei den Fisolen, also bei den grünen Bohnen, Strankland sagen wir da auch im Süden Österreichs dazu, also die hat schon verschiedene Namen, da essen wir die Schale mit. Bei den anderen Hülsenfrüchten bleibt sozusagen wirklich nur das Innere der Hülse über, also der Kern.

Genau. Genau. Der Kern, außer bei Zuckerschoten. Das wäre vielleicht die zweite Ausnahme, die kommen noch als Ganzes in die Pfanne, da kann man auch die Schale mitessen.

Und das sind jetzt alles Gewächse, die bei uns in Österreich gedeihen.

Großteils. Es ist so, dass immer mehr Hülsenfrüchte in Österreich angebaut werden. Die Käferbohne ist natürlich ein ausgezeichnetes Beispiel für ein steirisches Produkt, aber zunehmend haben wir auch die Sojabohne aus Österreich. Wir haben zunehmend die Linsen aus Österreich. Wir haben Kichererbsen aus Österreich, also die Vielfalt erweitert sich zunehmend.

Das Ganze bemerke ich beim Einkaufen. Es gibt immer mehr Produkte, wo Hülsenfrüchte verarbeitet werden. Ob das jetzt Cracker sind, ob das irgendwelche fertigen Speisen sind. Also, man merkt, sie sind tatsächlich am Speiseplan vorhanden, aber noch nicht genug. Das haben Sie mir schon verraten. Essen wir zu wenig Hülsenfrüchte in Österreich?

Ja, wir essen zu wenig Hülsenfrüchte, aber es werden auch zu wenig Hülsenfrüchte angeboten. Wenn wir jetzt an die Gastronomie denken, an die Gemeinschaftsverpflegung, da haben wir eben vom Gesundheitsfonds Steiermark auch die steirischen Mindeststandards, die wir herausgeben und da fordern wir mindestens einmal Hülsenfrüchte pro Woche beim Mittagessen anzubieten. Das klingt nach nicht sehr viel, aber wird oftmals nicht umgesetzt. Aber eben nicht nur in der Gastronomie, in der Gemeinschaftsverpflegung kommen Hülsenfrüchte zu wenig auf den Tisch, sondern eben auch zu Hause am Tisch. Für die Ernährung mit Fleisch und Fisch gibt es jetzt eine Empfehlung und für die vegetarische Ernährung. Für die Ernährung mit Fleisch und Fisch ist die Empfehlung, dass man dreimal in der Woche Hülsenfrüchte essen sollte. Und für die vegetarische Ernährung ist die Empfehlung, dass viermal Hülsenfrüchte gegessen werden sollten.

Ja, und jetzt interessiert uns natürlich wieso, weil die Hülsenfrüchte offensichtlich sehr gesund sind und sehr viel enthalten, was unser Körper braucht. Aber vielleicht können Sie uns da jetzt noch mal von vorne weg erklären, warum sollten wir mehr Hülsenfrüchte essen und warum sind sie denn eigentlich so gesund?

Ja, Hülsenfrüchte sind ein wahrer Schatz in unserer Ernährung, der nicht wirklich gehoben wird. Sie sind Kraftpakete. Sie enthalten eine Kombination und das macht sie wirklich besonders aus viel Protein und Ballaststoffen. Darüber hinaus enthalten sie noch Mineralstoffe, sie enthalten auch Vitamine und sie enthalten sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe.

Vielleicht können wir ein bisschen erklären, Proteine, Ballaststoffe, das sind alles Begriffe, die kennen wir alle, aber wahrscheinlich wissen wir nicht, warum wir die brauchen und wie sie unser Körper eigentlich aufnimmt. Was sind Proteine, Ballaststoffe, all die Dinge, die Sie jetzt angesprochen haben, die in den Hülsenfrüchten enthalten sind?

Proteine sind auch bekannt unter dem Namen Eiweiß.

Also, wenn ich Eier esse, habe ich das auch?

Genau.

Oder Fleisch.

Genau. Wir haben in den Hülsenfrüchten nur ein bisschen anderes Muster an Proteinen beziehungsweise an Aminosäuren. Die Aminosäuren sind die Bestandteile von Protein. Da gibt es neun unentbehrliche Aminosäuren, die der Körper braucht, damit er die Muskulatur aufbauen kann, damit er unseren Körper gesund erhält. Zum Thema Ballaststoffe. Früher hat man gedacht, dass das einfach etwas ist, was uns belastet, deshalb Ballaststoffe, aber dann ist man drauf gekommen, das sind ganz gesundheitsförderliche Stoffe, die wir da zu uns nehmen. Und Ballaststoffe kommen eben in Hülsenfrüchten vor, aber zum Beispiel in Fleisch nicht. Das ist ein Unterschied. Und die Ballaststoffe sorgen dafür, dass wir uns gut gesättigt fühlen nach dem Essen. Sie sorgen dafür, dass unser Darm gesund bleibt. Sie sorgen dafür, dass unsere guten Darmbakterien etwas zum Essen haben und quasi Party im Darm feiern können.

Wie oft wir Hülsenfrüchte auf dem Teller haben sollten, haben Sie uns erklärt. Wie groß ist denn so eine Portion, von der Sie sprechen?

Ja, eine Portion bei gekochten Hülsenfrüchten ist so groß wie eine Faust. Das sind circa 125 Gramm. Und wenn Sie aber verarbeitete Produkte wählen, wie zum Beispiel Tofu oder Tempeh, dann ist die Portion wie die Handfläche so groß und das sind dann circa 80 Gramm.

Sie sind vielleicht noch ein bisschen verschrien, die Hülsenfrüchte. Ja, man kennt ja den Spruch, jedes Böhnchen ein Tönchen.

Grundsätzlich darf man einmal die Frage im Raum stehen lassen, ob Blähungen wirklich ganz schlimm sind. Ja, ob man nicht darüber auch einmal diskutieren kann, ob nicht manchmal ein Tönchen auch kommen darf, aber für eine gute Verträglichkeit gibt es ein paar Tipps bei den getrockneten Hülsenfrüchten, so wie man es heute kauft, die Bohnen und die Linsen, ist es gerade bei den Bohnen wichtig, dass man sie länger einweicht, und zwar am besten über Nacht. Dann schüttet man am besten das Einweichwasser weg und stellt mit frischem Wasser zu, und dann kocht man das, und dann entfernt man noch einmal das Kochwasser und dann erst verwendet man die Bohnen, also zweimal das Wasser wechseln, und dadurch hat man dann schon einen Vorteil für die Verträglichkeit, weil ein Großteil der Stoffe, die Blähungen verursachen, dadurch entfernt werden können.

Heißt also, roh kann man die Hülsenfrüchte eigentlich nicht essen.

Es gibt drei Ausnahmen. Also, ich habe schon vorher gesagt, die Erdnüsse gehören eigentlich zu den Hülsenfrüchten, die könnte man roh essen, aber die

Die sind geröstet. Normalerweise.

Die bekommt man geröstet. Ja, genau. Dann kann man Erbsen, die jungen Erbsen. Also wer einen Genuss aus dem Garten.

Ja. Ja. Die Kindheitserinnerungen, aber rohe Erbsen aus der Schote, das ist sicherlich kein Problem. Und dann gibt es noch Sprossen, also die Mungobohnensprossen, die könnte man auch roh verzehren. Wobei aber hier die Empfehlung doch ist, dass man die eben gut wäscht, die Sprossen, und dann doch durch die Pfanne zieht, also blanchiert oder zwei Minuten kurz brät. Genau. Okay. Ja. Und die anderen Bohnen, ich glaube, da kommt man gar nicht in die Versuchung, sie roh zu essen, denn sie sind ja eigentlich steinhart, zumindest so, wie wir sie bekommen. Wenn ich sie nicht frisch im Garten selbst ernte, dann kaufe ich sie in einem Säckchen hart. Dann haben wir gehört, man kocht sie und entfernt das Wasser. Wie geht es dann weiter? Wie kann ich Bohnen, Linsen, Erbsen weiter verwerten und was kann ich eigentlich alles daraus machen? Es ist nicht nur das Pikante. So viel sei vielleicht schon. Ja. Hülsenfrüchte sind heute auch deshalb so klasse, weil sie so vielfältig sind. Sie können eingesetzt werden für Aufstriche, Käferbohnen-Aufstrich, Linsenaufstrich. Der Hummus ist natürlich ganz groß. Man kann Hauptspeisen damit machen, Linsen-Currys, Käferbohnen-Chili, Gulasch und man kann eben auch Mehlspeisen machen mit Bohnen. Backen mit Bohnen. Ich finde es ausgezeichnet. Wir haben auf unserer Website Rezept für Bohnen-Muffins. Wir haben Rezepte für Käferbohnen-Cookies. Also, das schmeckt einfach ausgezeichnet.

Läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Vielleicht können wir die Homepage kurz erwähnen für alle, die sich jetzt einen Guster holen wollen.

Ja, also direkt kommt man auf diese Hülsenfruchtrezepte über www.gmiasig.at. Es gibt nicht nur die Rezepte, also wir haben uns wirklich Gedanken darüber gemacht, wie man einfache Rezepte, kostengünstige Rezepte, steirische Rezepte entwickeln kann und auf dieser Webseite findet man eben diese Rezepte, die alle auch nachgekocht sind und funktionieren und schmecken.

Genau.

Sehr gut. Das heißt, also ich muss in der Zubereitung schon ein bisschen darauf achten. So, jetzt koche ich diese Bohnen. Ich möchte mir damit etwas Gutes zubereiten und Sie haben schon vorher erwähnt, es gibt wahnsinnig viele wichtige Inhaltsstoffe, die in diesen Hülsenfrüchten stecken. Wenn ich die koche, kann ich da was falsch machen? Kann ich die auch sehr kochen?

Also das, was uns am wichtigsten ist bei den Hülsenfrüchten, das sind die Proteine, also das Eiweiß und die Ballaststoffe. Da können Sie nichts verkochen. Was noch wichtig ist, sind Mineralstoffe, die können Sie auch nicht verkochen. Was passieren wird, ist, dass sich die hitzeempfindlichen und wasserlöslichen Vitamine reduzieren werden. Aber das finde ich nicht so problematisch, weil man isst Hülsenfrüchte sowieso auch in Kombination mit anderen Lebensmitteln, wo mehr Vitamine drinnen sind beziehungsweise auch gerne einen frischen Salat dazu.

Es gibt immer diese Geschichte, ein Veganer oder ein Vegetarier, der braucht natürlich, wie wir schon gesagt haben, das Eiweiß, die Proteine, der braucht daher auch, wie Sie schon erwähnt haben, mehr Hülsenfrüchte als jemand, der auch Fleisch in seiner Ernährung hat. Und jetzt habe ich schon öfter gehört, dass es so ist, dass dieses pflanzliche Eiweiß viel schlechter von unserem Körper aufgenommen wird als das tierische Eiweiß. Ist das ein Mythos? Stimmt das? Oder kann ich da auch ein bisschen gegensteuern? Kann ich diese Hülsenfrüchte mit etwas kombinieren, damit eben mein Körper diese Stoffe besser aufnimmt?

Also das Protein aus den Hülsenfrüchten ist tatsächlich ein bisschen schlechter verwertbar, weil der Körper sich auch mehr anstrengen muss, um an diese Proteine zu kommen. Ja, also die sind ja von einer Schale umgeben, und das ist ein Punkt, und der zweite Punkt ist, wie dieses Protein eben zusammengesetzt ist. Also diese Aminosäuren, aus denen das Protein besteht. Das ist so, dass die Hülsenfrüchte zwar diese unentbehrlichen Aminosäuren enthalten, aber nicht im idealen Verhältnis, wie der Körper es braucht. Das heißt, wir haben Aminosäuren, die ein bisschen weniger drinnen sind, als wir es brauchen würden. Und deshalb ist es wichtig oder gut wäre es, die Hülsenfrüchte dann mit Getreide zum Beispiel zu kombinieren, weil dann gleicht sich das aus. Dann habe ich ein ideales Aminosäurenprofil, und das ist aber in der klassischen Küche, also Linsen mit Reis, Bohnen mit Wraps, Chili mit Brot, man macht es eh ganz intuitiv, man kombiniert das intuitiv.

Jetzt gibt es viele, die müssen in der Küche ein bisschen, da muss es ein bisschen schneller gehen, sagen wir so. Also, da hat man vielleicht nicht Zeit, die über Nacht einzuweichen oder man denkt am Vortag gar nicht daran. Es gibt die Alternative aus der Dose. Ist das eine Alternative?

Jedenfalls lieber Hülsenfrüchte aus der Dose als keine Hülsenfrüchte auf dem Teller. Es wäre wichtig aber dann, wenn man es aus der Dose verwendet, etwas Frisches noch dazu zu essen. Also einen Salat zum Beispiel dazu noch macht oder eben einfach die Bohnen aus der Dose für einen Salat verwendet. Eine Kombination aus gekochten und frischen ist immer empfehlenswert. Man kann die Dose auch für Eintöpfe verwenden, und da ist manchmal auch die Frage, soll ich jetzt die Aufgussflüssigkeit mitverwenden, ja oder nein? Da ist: wenn Sie es vertragen, tun Sie das rein. Wenn Sie es nicht vertragen und Blähungen erwarten, dann schütten Sie die Aufgussflüssigkeit weg.

Jetzt haben wir vorher schon angesprochen, jedes Böhnchen ein Tönchen. Wenn wir uns jetzt so die Zusammensetzung der Hülsenfrüchte anschauen, was verursacht denn tatsächlich die Blähungen bei den Hülsenfrüchten?

Das sind die Ballaststoffe. Das sind unverdauliche Bestandteile, die in der Hülsefrucht drinnen sind. Manche dieser Stoffe sorgen eben dafür, dass das Stuhlvolumen größer wird, also die Wasser binden, und manche Ballaststoffe werden halt erst im Dickdarm von unseren guten Darmbakterien verwertet, und dabei entstehen halt Gase, die dann im Endeffekt die Blähungen sind, aber wie gesagt, unsere guten Darmbakterien, da sollten wir uns fast freuen, dass die etwas zum Essen kriegen. Und man passt sich an, man sollte es irgendwie sportlich sehen. Das ist auch die Empfehlung. Starten Sie ja mal mit einer kleinen Menge an Hülsenfrüchten und dann mit der Zeit steigern Sie zu größeren Mengen. Da passt sich das Darmmikrobiom auch an. Sie werden sehen, Sie werden es mit der Zeit besser vertragen. Was noch eine Empfehlung ist, ist mit kleinen Hülsenfrüchten zu starten. Mit geschälten roten Linsen. Ich würde ganz ehrlich mit roten Linsen, mit geschälten Linsen starten und dann mit Speisen, wo die Hülsenfrüchte püriert sind, Aufstriche. Hummus, Linsenaufstrich, Käferbohnen-Aufstrich. Warum? Weil der Pürierstab die Arbeit unserer Zähne ersetzt, sage ich mal, oder besser macht. Ich habe die Zellstrukturen schon aufgebrochen. Der Körper tut sich leichter bei der Verdauung, das hilft uns einfach. Oder Linsencremesuppe zum Beispiel, das hilft der Verträglichkeit und hilft uns, den Körper zu trainieren, dass er nachher besser Hülsenfrüchte verträgt im Laufe der Zeit.

Heute zu Gast bei Gesund informiert, dem Gesundheitspodcast, Ernährungswissenschaftlerin Martina Steiner.

Bei Kindern ist oft so, da wird am Teller ein bisschen rumgestochert, man schaut, was da drauf liegt. Die Hülsenfrüchte zählen jetzt vielleicht nicht zu den ersten zur ersten Wahl eines Kindermenüs. Wie macht man denn das vielleicht auch schon den Kleineren ein bisschen schmackhaft?

Also auch bei den kleinen Kindern muss man natürlich auf die Verträglichkeit achten, dass man eben mit roten Linsen startet, mit pürierten Produkten oder was ich auch empfehlen kann, sind zum Beispiel Erbsenpancakes. Pancakes lieben Kinder, oder? Und

Ob Sie uns vielleicht verraten, wie Sie die zaubern?

Ja. Ja. Die Erbsenpancakes funktionieren, indem man eben Erbsen kocht, püriert und dann mit Buttermilch, Mehl, Backpulver, Eiern und Salz stellt man einen Teig her und den backt man einfach raus aus der Pfanne und die funktionieren super.

Sind grün. Sind leicht grün.

Ja.

Diese Erbsenpancakes. Sie sind leicht süß, weil eine Erbse immer ein bisschen Süße mit sich bringt. Schmecken super, sind gut verträglich, für Kinder gut zum Starten.

Und da kann man auch in die Tiefkühltruhe greifen.

Also die Tiefkühltruhe ist sowieso auch ein Thema. Also ich koche wirklich größere Mengen an Hülsenfrüchten, an Bohnen im Schnellkochtopf. Das ist bei mir wirklich ein Gamechanger. Ich koche wirklich das ganze Bohnenpack normalerweise auf einmal, weil das natürlich ein Aufwand ist, Hülsenfrüchte selbst daheim zu kochen, aber ich friere einen Teil der Bohnen ein. Entweder friere ich sie einfach so ein oder ich koche daraus schon Speisen.

Hülsenfrüchte durchaus auch für die Vorratsküche geeignet.

Jedenfalls, das ist ja ein großer Vorteil von den Hülsenfrüchten. Erbsen, Bohnen, Linsen, wenn man sie getrocknet hat, halten die ja quasi ewig. Deshalb ist die Empfehlung wirklich, unterschiedliche Hülsenfrüchte einmal daheim zu lagern, auch in der Dose. Weil was man daheim hat, wird man auch kochen und so kommt man auch zu neuen Routinen. Für all jene, die sich noch nicht wirklich darüber getraut haben oder vielleicht schon probiert haben, mit Hülsenfrüchten zu kochen und es ist vielleicht ein bisschen daneben gegangen oder hat dann nicht so geschmeckt, wie man sich das erwartet hat. Man weiß dann vielleicht auch nicht die richtige Zusammensetzung oder man stellt seine Ernährung um von Fleisch auf vegetarisch oder vegan. Man möchte da irgendwie ein bisschen einen guten Ausgleich finden. Und wir haben schon erwähnt, die Hülsenfrüchte sind ein guter Baustein, den wir dann auch brauchen. Wohin kann ich mich denn wenden? Gibt es Möglichkeiten, außer im Internet nach Informationen zu suchen?

Ja, es gibt auch natürlich die Möglichkeit einer persönlichen Beratung durch Diätologinnen und Ernährungswissenschaftlerinnen. Die Diätologinnen beraten bei krankheitsbezogenen Problemstellungen. Es gibt in der Steiermark auch ein sehr gutes Beratungsprogramm: Gemeinsam genießen daheim und unterwegs. Hier beraten Diätologinnen kostenfrei. Das Programm ist grundsätzlich für Personen konzipiert, die sich eine Ernährungsberatung nicht leisten können oder eben Rezeptgebührenbefreiung haben. Wenn man nicht in das Programm passt, gibt es auf unserer Seite auch eine weitere Übersicht von guten Beratungsstellen, wo kostenfreie oder vergünstigte Ernährungsberatung angeboten wird.

Wir haben geklärt, Hülsenfrüchte gehören also mehrmals in der Woche auf den Teller. Ja, wie sieht denn eigentlich so ein Gesund informiert Abendessensteller aus?

Auf jeden Fall bunt. Das ist immer der erste Indikator, weil wenn Sie bunt essen, dann haben Sie

Und Sie meinen da jetzt nicht Smarties und

Okay, ja, ab und zu dürfen es die Smarties auch sein. Also ganz strenge Verbote sieht man in der österreichischen Ernährungsempfehlung nicht vor. Und wenn man sich jetzt tatsächlich den Teller vorstellt, dann sollte die Hälfte des Tellers mit Obst oder Gemüse befüllt sein. Ein Viertel des Tellers kann ich dann mit Kohlenhydratkomponenten auffüllen, Reis, Nudeln, Erdäpfel, und ein Viertel des Tellers habe ich dann mit Eiweißkomponenten, und da habe ich dann mein Fleisch, Milchprodukte, Eier, Fisch oder Hülsenfrüchte.

Jetzt interessiert uns natürlich, was gibt es denn alles mit Hülsenfrüchten. Es ist längst schon nicht mehr so, dass sie eben nur im Salat landen. Nein, auch als Nachspeise gibt es schon die Hülsenfrüchte am Teller und da ist die Palette wirklich sehr, sehr groß, wo man die überall einsetzen könnte.

Es braucht mehr als nur den Käferbohnensalat. Wo können die Hülsenfrüchte noch verarbeitet werden? In der Kürbiscremesuppe zum Beispiel, da kann ich rote Linsen mitkochen lassen gleich von Anfang an.

Die verkochen sich, machen das sämig, binden das Ganze, haben einen wunderbaren Geschmack, ganz rot.

Da kann man sie auch verstecken für die, die Linsen vielleicht nicht so gern haben.

Ja, jedenfalls. Ja. Und zum Schluss kann man auch hier ein bisschen Kürbiskernöl darauf geben und vielleicht ein bisschen Brotwürfel als Einlage, weil Cremesuppen, Gemüsecremesuppen brauchen etwas als Einlage, damit sie wirklich gut ankommen. Also

Bei Hülsenfruchtgerichten kommt es dann auch oft auf die Kombination, auf die Präsentation an, damit sie wirklich gut ankommen. Was kann man noch machen mit Hülsenfrüchten? Linsen-Curry ist etwas, das in der Gemeinschaftsverpflegung sehr, sehr gut funktioniert und Linsenbolognese. Und Linsenbolognese, das ist mein privates Geheimrezept. Ich koche mindestens alle zwei Wochen eine riesige Portion Linsenbolognese, die ich dann auch einfriere. Zwiebeln anrösten in Rapsöl. Dann gebe ich geriebene Karotten, geriebenen Sellerie dazu, vielleicht auch geriebene Pastinaken. Dann kommen rote Linsen dazu. Dann gießt man mit Tomatensoße und etwas Wasser auf, würzt das Ganze mit Salz, mit viel Oregano und auch Knoblauch und lässt das Ganze einfach kochen.

Wie lange circa?

Mindestens eine halbe Stunde. Ab und zu umrühren und nach Geschmack dann nachwürzen. Und für die Männer, wenn es halt eine Chili Bolognese ist, kommt es noch besser an, habe ich das Gefühl.

Schärfe dazu.

Ja, ich habe das Gefühl, alles, was scharf ist, kommt besser an bei den Männern. Genau.

Ja. Und dann haben wir eine Suppe und eine Hauptspeise jetzt mit Linsen genossen. Was könnte man zur Nachspeise noch mit Hülsenfrüchten anstellen?

Ja, zum Beispiel Bohnen-Muffins von Girsig, es gibt zum Beispiel Kakaobohnen-Muffins. Die bestehen aus Bohnen, Milch, Kakao, Vollkornmehl, Zucker natürlich und Backpulver, das mischt man einfach, also die Bohnen werden püriert und der Rest wird einfach dazu gemischt und dann wird es gebacken in Muffinformen und es schmeckt ausgezeichnet.

Ideen gibt es genug. In diese Richtung gibt es zumindest keine Ausreden mehr, was die Hülsenfrüchte betrifft. Und am besten einfach ausprobieren, oder?

Es ist unglaublich, was man mit Hülsenfrüchten tun kann. Sie sind gesundheitsförderlich, sie sind nachhaltig, aber man muss auch schauen, dass es schmeckt, weil es schmecken muss, sonst wird es nicht gegessen.

In diesem Sinne kann man nur noch wünschen: Gutes Gelingen und guten Appetit. Danke fürs Kommen, Martina Steiner. Herzlichen Dank.

Das war Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark.

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