Folge #67 Gesund informiert in den Wechseljahren: Wie komme ich gut durch diese Lebensphase?
Im März stehen traditionell sehr oft die Frauen im Mittelpunkt. Zu erwähnen ist da zum Beispiel der Weltfrauentag am 8. März. Aber in diesem Monat geht es auch um die Frauengesundheit.
In der Folge #67 des „Gesund informiert“-Podcast sprechen wir über die Wechseljahre, ein Thema, an dem keine Frau vorbeikommt und das für viele durchaus belastend sein kann. Erfahren Sie, was Sie für sich und Ihren Körper während der Wechseljahre tun können.
Gäste:
Frauenärztin Eva Magnet und Anita Adamiczek vom Frauengesundheitszentrum
„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark. Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky
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Text zur Folge
Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedlnitzky liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute zu Gast sind Anita Adamiczek vom Frauengesundheitszentrum und Frauenärztin Eva Magnet.
Mitten im März begrüßen wir Sie zu einer neuen Folge unseres Podcasts, und da geht es um die Frauen. Der ganze März steht immer wieder unter dem Thema Frauen-Gesundheit. Am 8. März ist auch Weltfrauentag, und den nehmen wir zum Anlass und schauen uns die Frauengesundheit heute etwas näher an mit zwei Spezialistinnen.
Anita Adamiczek leitet gemeinsam mit Christine Hirtel das Frauengesundheitszentrum, das seit 30 Jahren die zentrale Anlaufstelle für Frauen- und Mädchengesundheit in der Steiermark ist.Eva Magnet ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Vizefachgruppenobfrau der Steirischen Gynäkologinnen für die Ärztekammer.
Die Wechseljahre werden als eine physiologische Lebensphase definiert, ein Umbauprozess im Körper einer Frau. Dieser Prozess dient auch dem Schutz des Körpers vor Schwangerschaften im Alter.
Meistens beginnt der Wechsel um 50 plus/minus 1-2 Jahre und wird für viele Frauen auffällig. Manche spüren bereits ab 40 hormonell bedingte Veränderungen im Körper. Dies ist sehr individuell und oft im normalen, physiologischen Bereich. Viele verbinden die Wechseljahre mit dem Ausbleiben der Regelblutung, doch es steckt viel mehr dahinter und zieht sich über einen sehr langen Zeitraum.
Typischerweise beginnt der Wechsel medizinisch gesehen mit einer Schwäche in der zweiten Zyklushälfte des Progesterons, des Gelbkörperhormons. Viele Frauen spüren dies bereits ab 40-45 Jahren durch Brustspannen und Stimmungsschwankungen vor der Regel. Das Ausbleiben oder Unregelmäßigwerden der Regel ist ein viel weiterer Schritt in den Wechseljahren, der Beginn ist wesentlich früher.
Die Menopause wird letztendlich erst im Nachhinein definiert: Es ist der Zeitpunkt, an dem die Regelblutung über ein Jahr lang ausgeblieben ist. Auch nach der letzten Regelblutung können die Eierstöcke noch eine Restfunktion haben, was bis zu 20 Jahre dauern kann. Wenn die Eierstöcke aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig entfernt werden, kommen Frauen abrupt und massiv in den Wechsel, im Gegensatz zum physiologischen, langsamen Prozess der Wechseljahre.
Nicht alle Frauen leiden stark unter den Wechseljahren. Ein Drittel der Frauen hat wirklich starke Beschwerden, aber zwei Drittel haben mäßige bis gar keine Beschwerden. Viele Frauen schaffen diese Umbauarbeit des Körpers recht gut und geben positive Rückmeldungen. So fallen beispielsweise die Sorgen um Verhütung weg und die monatliche Regelblutung entfällt. Frauen nutzen diese Lebensphase auch, um mehr auf sich zu achten, innezuhalten und zu überlegen, wohin sie noch wollen.
Aus medizinischer Sicht sind Probleme in der zweiten Zyklushälfte oft die ersten Anzeichen. Dies äußert sich häufig als prämenstruelles Syndrom (PMS), wobei die Phase vom Eisprung bis zur Regelblutung anstrengend wird. Frauen fühlen sich unrund, haben Stimmungsschwankungen, können schlechter schlafen, leiden unter Brustspannen und weiteren körperlichen Beschwerden. Die Indikation für eine Therapie entsteht immer aus dem Leidensdruck der Patientin. Die Wechseljahre an sich sind eine physiologische Phase, die nicht per se therapiebedürftig ist; nur Beschwerden, die die Lebensqualität beeinträchtigen, sind therapiebedürftig.
Die Therapie in den Wechseljahren zielt auf das Nachlassen der Hormonproduktion ab. Das Östrogen kann stark schwanken. Hitzewallungen und Schlafstörungen sind die Hauptindikationen, bei denen man in die Therapie einsteigen sollte, da Frauen oft sehr darunter leiden.
Für Frauen, die keine Hormone nehmen möchten, gibt es andere Optionen. Verhaltenstherapeutische Maßnahmen können bei Hitzewallungen gut helfen. Dazu gehören das Anwenden des "Zwiebellagen-Looks" (mehrere Schichten Kleidung tragen) und die Vorstellung eines Temperaturreglers im Gehirn, um die Temperatur bewusst zu senken. Auch das bewusste Unterbrechen einer Hitzewallung, z.B. durch kurz zum Waschbecken gehen und Hände waschen, wird von Frauen als wirksam beschrieben.
Die pflanzliche Therapie ist eine Option in den Wechseljahren. Viele Frauen können damit ihre Beschwerden so weit in den Griff bekommen, dass ihre Lebensqualität wieder passt. Dazu gehören kühlende Tees (Pfefferminztee, Melisse, Kamillentee) sowie pflanzliche Produkte mit Salbei, Traubensilberkerze oder Rotklee.
Die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) sieht den Wechsel als einen Mangel, bei dem das kühlende, befeuchtende, beruhigende Element in den Mangel gerät. Die aufsteigende Hitze ist Ausdruck des Yangs, besonders des Leber-Yangs. Nachtschweiß ist dabei ganz typisch. Die TCM bietet verschiedene Ansätze wie Ernährung, Bewegung, Kräutertherapie und Akupunktur.
Frauen können sehr viel selbst tun, um nicht zu leiden. Dazu gehören pflanzliche Alternativen, aber auch das Ausprobieren verschiedener Ansätze, das Achten auf gute Beratung, Bewegung und Ernährungsumstellung. Bewegung dient auch der Prophylaxe gegen Osteoporose. Asymptomatische Frauen brauchen keine Hormonersatztherapie aus gynäkologischer Sicht.
Die Wechseljahre sind eine konstruktive Lebensphase. Frauen sollten sich nicht einigeln oder verkriechen, sondern weiterhin am Leben teilhaben. Es ist wichtig, nicht alles auf die Wechseljahre zu schieben und vorschnell Hormone zu verlangen, sondern zu überlegen, woher Belastungen kommen könnten. Das Frauengesundheitszentrum bietet wissenschaftlich gut abgesicherte Informationen und Beratung an.
Familienangehörige und Partner können unterstützen, indem sie offen über die Lebensphase und die Beschwerden sprechen und das Tabu brechen. Das Umfeld kann helfen, indem es die Frau im Alltag entlastet, z.B. bei der Hausarbeit.
Ein schwieriges, intimes Thema kann die Sexualität sein. Ab etwa 45 Jahren beginnen viele Frauen, Scheidentrockenheit zu erleben. Anfangs können Cremes und Gele ausreichen. Wenn die Regel ausbleibt und das Östrogen niedrig wird, baut sich die Schleimhaut ab, was zu einer Atrophie führt (dünne, empfindliche Schleimhaut). Die WHO empfiehlt weltweit die lokale Anwendung von Estriol (E3), einem schwach verstoffwechselten Östrogen, das nur auf die Schleimhaut wirkt und nicht zur Therapie von Hitzewallungen geeignet ist. Estriol wird lokal als Scheidenzäpfchen oder Creme angewendet. Es baut die Schleimhaut wieder auf, macht sie feuchter und widerstandsfähiger, und ist wichtig, um Harnwegsinfekten vorzubeugen. Die Estriol-Therapie ist die einzige Ausnahme, bei der eine Hormontherapie empfohlen wird, wenn der Körper das Östrogen nicht mehr ausreichend verstoffwechselt. Viele Frauen erleben die Sexualität nach der Menopause anders und selbstbestimmter, auch weil sie nicht mehr verhüten müssen.
Im Alter verändert sich der Körper, und Frauen neigen dazu, zuzunehmen. Das liegt daran, dass man mit weniger Kalorien auskommt ("weniger ist mehr") und die Muskelmasse abnimmt, die einen höheren Grundumsatz hat. Um dem entgegenzuwirken, sollte man den Eiweißanteil in der Ernährung erhöhen und Kraftsport betreiben, um Muskeln aufzubauen, ergänzend zum Ausdauertraining. Leinsamen werden ebenfalls als hilfreich zur Vorbeugung oder Linderung von Beschwerden beschrieben.
Rückblickend sind Frauen im höheren Alter oft nicht traurig über die durchgemachten Wechseljahre. Die TCM sieht diese Phase als "Phase des Metalls", einen geschärften Blick auf das eigene Leben. Es ist eine Zeit, in der man Bilanz zieht, Prioritäten setzt und weniger Kompromisse eingeht. Obwohl die Phase anstrengend und herausfordernd sein kann, wird das Leben nach einigen Jahren wieder gut, egal ob mit oder ohne Hormonersatztherapie.
Es gibt eine positive Sicht auf das Altern. In anderen Kulturkreisen werden weise alte Frauen sehr geschätzt. Frauen in den Wechseljahren können diesen Part in der Gesellschaft einnehmen und positiv wirken. "Keine ist allein. Wir sind viele.". Bewegung ist ein weiteres Thema, das jede Frau in die Wechseljahre mitnehmen kann.