Podcast

Folge #65 Gesund informiert mit den Frühen Hilfen: Wie starten wir gut ins Leben als Familie?

Ein Apfel mit Herzschlag-Symbol und Stethoskop neben dem Text "GESUND INFORMIERT ENTSCHEIDEN" auf einem gespaltenen Hintergrund mit dem ORF Steiermark Logo.

„Frühe Hilfen“ unterstützen Frauen und Familien in der Schwangerschaft, in der Zeit rund um die Geburt und in den ersten Jahren danach.

In der Folge #65 des „Gesund informiert“-Podcast erfahren Sie, wohin Sie sich bei Fragen und Problemen rund um Babys, Kinder und Familie wenden können, wie Sie als Oma oder Opa unterstützen können und wie Sie gut durch die erste Zeit mit dem neuen Familienmitglied kommen.

Gäste:
Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl, Frühe Hilfen

„Gesund informiert“ ist eine Zusammenarbeit zwischen ORF Steiermark und Gesundheitsfonds Steiermark. Redaktion und Stimme: Fanny Sedlnitzky

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Text zur Folge
Willkommen bei Gesund informiert, der Gesundheitspodcast. Eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark. Fanny Sedlnitzky liefert wertvolle Antworten in unserem rezeptfreien Podcast. Heute mit Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl von den frühen Hilfen.
Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts. Frühe Hilfen. Kann sich der ein oder andere vielleicht jetzt gar nicht darunter vorstellen, aber es ist etwas, was doch sehr viele Menschen betrifft. Vorwiegend junge Familien, junge Frauen. Es geht nämlich um die Schwangerschaft und um die Geburt des Kindes, um die erste Zeit mit einem neuen Familienmitglied, die ja doch für viele spannend ist. Und dazu habe ich zwei Gäste zu Besuch: Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl. Schön, dass Sie beide gekommen sind.
Danke für die Einladung. Wir freuen uns sehr.
Danke, dass wir da sein dürfen.
Sie kommen von den frühen Hilfen. Was sind denn die frühen Hilfen? Die frühen Hilfen sind ein Angebot für schwangere Frauen, wie sie schon gesagt haben, und für Familien, wo Kinder maximal 3 Jahre alt sind und das können sich an uns alle wenden, die welche Frage auch immer zu Schwangerschaft und Geburt haben. Ingrid, wie was sagst du? Was sind die frühen Hilfen? Frühe Hilfen sagt schon sehr früh, es wird sehr früh geholfen und gerade in der Schwangerschaft ist es ja so, dass Familien Ziele haben, Wünsche haben für ihr Kind, für ihre Familie. Es gibt viele Pläne, was sie mit dem Kind machen wollen und dann kommt dieser kleine halbe Meter Mensch auf die Welt und bringt dieses Familiensystem einmal ganz schön durcheinander. Die meisten Familien schaffen das gut. Manchmal ist es aber so, dass man merkt, die Belastung ist sehr groß und die Belastung kann ich nicht benennen. Ich weiß als Mama, als Papa noch immer nicht genau, was ist es, was mich so belastet,
aber irgendwas bringt einen völlig aus dem Gleichgewicht.
Absolut. Genau. Und auch wenn Familien noch nicht genau wissen, was jetzt wirklich ihr Thema ist, die Beziehung ist auf einmal anders. Hormone kommen durcheinander. Ist das noch normal? Bei all diesen Fragen kann man einfach bei uns anrufen und kriegt mal Information und einen Erstkontakt und einen Besuch. Was zeichnet Sie beide denn aus? Wie sind Sie dorthin gekommen? Was muss man denn mitbringen, um Menschen in Schwangerschaften oder dann in den ersten Wochen, Monaten mit dem neuen Kind zu helfen? Was ist denn Ihre Ausbildung, Ingrid Haas-Haindl?
Sie sehen es jetzt nicht beim ganzen Körper, ganzer Haut, weil für mich ist es schon ein Beruf, aber es ist echt so ein bisschen auch eine totale Leidenschaft, da zu arbeiten. Ich arbeite bei Jugend am Werk seit 24 Jahren, habe auf der Neonatologie Frühförderung, habe Frühchen begleitet, gefördert und für mir war das Anliegen der Kleinen, der Eltern, diese Beratungssituation mehr Zeit für die zu haben. Das ist einfach so ein Thema, das nie aufhört. Da gibt's immer wieder neue Fragen.
Elisabeth Piwerka, wie sind Sie dazu gekommen?
Ich bin jetzt bei LebensGroß. Die frühen Hilfen werden nämlich in der Steiermark von Jugend am Werk und von LebensGroß umgesetzt, von zwei Trägern in einer Arbeitsgemeinschaft, und ich bin vom Grundberuf Sozialarbeiterin und habe mein ganzes Leben mit Familien gearbeitet. Und bei den frühen Hilfen bin ich deswegen, weil ich sehe, je früher man ansetzt, je früher man beginnt und je früher man Eltern und Familien unterstützt, desto besser und hilfreicher kann man sein, damit sich einige Dinge manifestieren. Also in der Steiermark bei den frühen Hilfen arbeiten in sechs Teams insgesamt 46 Mitarbeiterinnen und da sind dabei Frühförderinnen, Sozialarbeiterinnen, Pädagoginnen, Psychotherapeutinnen, äh Kinderkrankenschwestern, also Diplomiertes Gesundheit und Krankenpflegepersonal. Wir haben im Team Lebens- und Sozialberaterinnen. Wir sind ganz breit aufgestellt. Das heißt, wenn bei uns eine Hebamme im Team ist, macht die keine Hebammen-Tätigkeiten, hat den Blick und sieht, okay, da ist das und das, wir lotsen weiter zu einer Hebamme z.B.
Ganz wichtig ist vielleicht einmal zu klären, wie Sie beide auch schon gesagt haben, so ein neuer Familienzuwachs bringt das System einmal ordentlich ins Wanken. Das beginnt bei den Dingen, die man selbst einfach nicht mehr machen kann oder nicht mehr, wie man es gewohnt war, machen kann, aber es ist normal, das muss man vielleicht einmal sagen.
Es ist total normal. Also, das ist so, wir glauben immer, dass Elternschaft jeder kann. Ja, aber jeder, der ein Kind hat, weiß, das ist wirklich aufregend. Es ist die ganzen Rollen sind neu. Zuerst war man ein Paar und hat sich nur auf sich selbst konzentrieren können, dann kommt dieses Kind auf die Welt und das stellt sich ganz viel in Frage und das beginnt, da wer bin ich jetzt als Frau? Mein Körper hat sich massiv verändert. Wer bin ich als Mann? Väter machen sich oft Sorgen, kann ich meine Familie ernähren? Da fällt ein Einkommen weg. Ich muss mal überlegen. Das Kind weint, weint es zu viel, weint es zu wenig. Wie sind die Entwicklungsschritte? Jeder macht sich Sorgen. Mein Lieblingssatz ist immer, in dem Moment, wo dieser Schwangerschaftstest positiv ist, in dem Moment fängt das schlechte Gewissen an und fangen die Sorgen an und es hört einfach nicht mehr auf. Und es ist ganz normal, das kennt jeder in diesem Zusammenhang. Sage ganz oft auch, welche Bilder vermittelt werden über Elternschaft. Es wird immer vermittelt, man schaut rein in das Kinderbettchen ins Kinderwagerl und man freut sich und es ist immer nur schön und es ist immer nur toll und es ist nicht so. Du kennst du sicher. Das sind ganz große Gefühlslagen, die einfach kommen. Man hat Angst, man hat Sorge, man ärgert sich, man hinterfragt, mache ich es richtig. Also, ich kenne keine Eltern in unserem Umfeld, die diese Gefühle nicht kennen.
Ich kann nur so viel Ratgeber lesen. Ich kann mit der Oma reden, ich kann mit meiner Mama reden. Trotzdem ist es mein Gefühl und meine Wahrnehmung. Und das ist bei mir ab bei Belastungen. So, ich habe meine Belastungen und die nehme ich so wahr und meine Schwiegermutter nimmt's anders wahr und meine Mutter vielleicht auch, aber ich nehme sie so wahr und ich soll mich ernst nehmen. Das ist ganz, ganz wichtig, glaube ich, bei den Eltern.
Früher war es so, da gab es Großfamilien am Land überhaupt, da hat man das Wissen weitergegeben, von einer Generation zur nächsten. Und wenn man jung Mama geworden ist, dann war da die Unterstützung von der Oma, vielleicht sogar noch von der Urgroßoma, von den Tanten, den anderen Familienmitgliedern, die das alles schon erlebt haben. Das fällt weg heutzutage. Familien sind oft allein gelassen. Sie fühlen sich dann ähm schlecht, weil sie nicht wissen, dass gewisse Dinge einfach normal sind. Was muss denn passieren, damit ich sag, okay, ich muss mich nicht verstecken, ich kann mir Hilfe holen bei den frühen Hilfen. Also im besten Fall, bevor ich glaube, ich brauche jetzt dringend Hilfe. Das Heferl soll noch nicht übergehen. Das Gefühl habt noch ein paar Wochen, das regelt sich nicht, das System ist total durcheinander. Ich kann nicht schlafen. Das Butzel weint zu viel. Entwickelt sie richtig. Diese vielen Fragen, wenn die so Überhand nehmen, dann ist die Zeit da, dass ich sag, ich wähle diese Nummer und im besten Fall gibt es ja unsere Kooperationspartner im LKH auf der Geburtenstation, die Kinderärzte, die Hebammen, dass die dann sagen, wissen Sie was, da gibt's den Folder, die frühen Hilfen, rufen Sie dort an.
Sie müssen überhaupt noch nicht sortiert sein. Sie können auch sehr einfach eine E-Mail schreiben. Da gibt's auf der Seite www.fruehehilfen.at ein Kontaktformular, wo Sie mit Ihrer Postleitzahl genau zur richtigen Stelle kommen und wenn Sie da ganz formlos einschreiben. Bitte melden Sie sich bei mir. Ganz verlässlich melden wir uns bei den Personen.
Elisabeth Piwerka, dann macht man diesen ersten Schritt als Mama, als junge Familie, man ruft an. Was passiert dann?
Was dann passiert ist, dass jemand abhebt und sich immer vorstellt und dann hören Sie so eine nette Stimme, wie wir beide haben und Sie können einfach mal erzählen, was das Thema ist, was das Anliegen ist. Ganz unzensuriert, frei von der Leber weg und wir klären dann, dass wir nichts kosten, da wir gut finanziert sind über Bund und Land und über die Sozialversicherung. Das heißt, die Frauen müssen nicht fürchten, dass sie dann eine Rechnung bekommen.
Es gibt keine Rechnung. Es ist absolut kostenlos. Ja, und es rufen bei uns auch Väter an, die eben für ihre Partnerinnen, für ihre Kinder um Hilfe fragen. Und nach einer sehr kurzen ersten Einschätzung wird dann ein Termin ausgemacht für einen Erstbesuch, wo wir nach Hause kommen zu den Familien und einmal nur zuhören und einmal versuchen, das zu sortieren, was wir hier hören und dann überlegen wir, wohin können wir denn die Leute vermitteln?
Heute zu Gast bei gesund informiert dem Gesundheitspodcast Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl von den frühen Hilfen.
Sie haben beide schon viel Erfahrung mit den frühen Hilfen, mit vielen Familien, denen sie schon mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind. Wir werden jetzt nicht von einzelnen Familien erzählen, aber vielleicht können Sie uns ein bisschen schildern. Was sind denn die häufigsten Fragen, mit denen diese jungen Familien zu Ihnen kommen? Was sind die größten Sorgen, Ängste, Probleme?
Schlafen, Ernährung, das sind meistens einmal so die ersten Dinge, mit denen sie kommen. Das Kind schläft so schlecht. Es geht meiner Frau nicht gut oder die Frau ruft selber und sagt: "Mir geht's nicht gut." Bei uns rufen sehr viele Familien an, wo es vorher Fehlgeburt gegeben hat, Totgeburt gegeben hat, die erste Geburt von einem Kind unglücklich verlaufen ist, wo vielleicht ungeplanter Kaiserschnitt war und die Leute sich davor fürchten, wie wird das beim zweiten Kind oder schaffe ich das? Und wir sind wirklich von dem Moment da für die Familien, in dem Moment, wo man schwanger ist, bis hin, dass wir das organisieren oder dass wir schauen, wie kann man dann gut entbinden.
Der Schlafmangel ist, glaube ich, ein Thema, an dem kein junges Paar, das sein Baby hat, vorbeikommt. Man hört dann immer: "Nein, mein Kind schläft durch." Das sind die wenigen Ausnahmen wahrscheinlich, aber die meisten kommen da doch auch an ihre Grenzen. Was raten Sie jungen Familien im puncto Schlafmangel? Was kann man tun, damit man das ein bisschen abfedert?
Na zum einen einmal finde ich, dass man es nicht unterschätzen soll.
Ich bin jetzt 51 und meine Kinder sind 19 und 22 und wir reden über schlafen und ich hatte ein Kind, das sehr wenig geschlafen hat und ich sitze hier und ich spüre diese Müdigkeit immer noch in meinen Knochenmark. Deswegen kann ich das auch sagen, bitte wenn das Kind am Nachmittag zwei Stunden schläft, Rollos runter, sich hinlegen und entspannen und hoffen, dass man einschläft. Selbst zu schlafen ist wichtig. Manchmal wünscht man sich aber auch einfach, dass das Baby schläft. Manche schlafen aber einfach nicht.
Manche schreien die ganze Zeit. Wie weiß ich denn, was normal ist, wenn ich mal wirklich alle diesen Gedankengang habe, ist es normal? Da muss ich zum Kinderarzt gehen. Der kann schauen und klärt dann einfach, ob das medizinische Gründe hat, dass das Baby nicht schlafen kann. Wenn das Zweite ist, man kann bei uns anrufen, Ingrid, man ruft bei uns an, bei den frühen Hilfen.
Genau. Genau.
Und wir raten Ihnen, wohin Sie gehen können.
Genau.
Ein großes Thema ist auch die Bürokratie, die auf einen zukommt. Ein neuer Mensch im Leben bedeutet, der braucht auch seine eigenen Dokumente, Papiere. Auch das ist etwas. Jetzt schlafe ich schon kaum. Das Stillen funktioniert nicht. Der Vater muss wieder zurück in die Arbeit, man ist allein gelassen, man muss auch diesen ganzen Papierkram unter Anführungszeichen erledigen, aber auch da kann man sich bei Ihnen Hilfe holen. Wie konkret?
Unbedingt anrufen bei der Kontakt Erstkontaktnummer und dann kriegt man Unterstützung. Es gibt Mitarbeiterinnen, die sich da unglaublich gut auskennen und dann einfach helfen beim Durchkämpfen durch diesen Dschungel der Anträge und wenn sie es nicht wissen, dann wissen sie, wo sie sich gut informieren können und das der Mutter abnehmen können, den Eltern abnehmen können.
Sie haben schon beide sehr viel erlebt und Sie haben sicher einen ganzen Rucksack voller Tipps, den man jungen Familien geben kann. Und natürlich ist das Ganze sehr individuell, es hat jeder seine eigenen Probleme und auch da muss man die Tipps auf die eigenen Probleme abstimmen. Aber gibt es vielleicht ein paar Kleinigkeiten, die sie uns verraten können, wo Sie sagen, das kann man auf jeden Fall einmal machen und da ist dann vielleicht schon noch mal ein erster Schritt getan, Elisabeth Piwerka, der erste Schritt ist tatsächlich nicht zu warten, wie die Ingrid gesagt, bis das Hefel bricht, also nicht zu warten, bis eskaliert, sondern den Mut zu haben, anzurufen und zu sagen, bitte, irgendwas fühlt sich nicht richtig an. Das ist einmal wirklich sich nicht zu genieren und alles zu vergessen mit Scham und Schuld.
 Ingrid Haas-Haindl, Ihre Tipps?
Gut hinschauen, das Butzel gut anschauen, nicht nachgoogeln, was braucht es jetzt, ist zwar am Anzeigen, braucht einfach nur in Arm gehalten werden, also einfach dieses ein bisschen durchatmen, weil es manchmal so ist, dass eben die Antworten und dieser eigene Druck alles richtig zu machen, das lädt diesen Druck macht und dann ist diese Dauerschleife da. Baby weint, für merkt die Unruhe, Wäsche einfach liegen lassen. Es geht die Welt nicht unter, wenn ihr Wochen die Wäsche nicht wascht. Vielleicht kann man das jemand abnehmen. Ganz klar auch zu sagen, auch bei den Müttern, bei den Großmüttern, kann mir jemand das und das abnehmen. Das würde mir wirklich helfen.
Da war schon ein Stichwort Großeltern. Nicht alle haben die Großeltern da, aber vielleicht hat man dann Freunde oder Bekannte. Die kommen alle das Baby anschauen und die wollen dann vielleicht auch noch bekocht werden oder einen Kuchen serviert bekommen und einen Kaffee und und stattdessen könnte man das ja ein bisschen umdrehen, die Leute einfach einteilen, was können Angehörige machen, um junge Familien ein bisschen zu unterstützen mit ganz einfachen Dingen, hingehen, sich nicht aufregen über einen Spaghettitopf, der in der Abwasch steht. Das ist sehr hilfreich. Wenn Kinder kommen, dann schaut Wohnung anders aus, als wenn keine Kinder da sind und sich viermal auf die Zunge beißen, bevor man den ersten guten Ratschlag gibt, weil du musst ja nur, also jeder Satz, den man beginnt mit, du musst ja nur, ich habe ja eh, das sollte man sofort streichen,
vielleicht den Spaghettitopf einfach selber abwaschen.
Genau. Nachfragen, was kann ich für dich tun? Was kann ich dir Gutes tun? Was brauchst du von mir? Was kann ich dir jetzt machen? Und wenn die Mama dann sagt, bitte koch mal für morgen was, dann ist es total schön, weil dann kann sie Hilfe annehmen.
Heute zu Gast bei Gesund informiert, dem Gesundheitspodcast. Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl von den frühen Hilfen.
Großeltern fragen sich vielleicht auch, äh, wie kann ich helfen? Man freut sich auf dieses Enkelkind, äh, das möglicherweise erste. Äh, man erinnert sich aber nicht mehr ganz genau, dass das äh früher mal auch sehr anstrengend, sehr belastend war. Wie kann man als Großeltern vielleicht helfend ähm eingreifen?
Ich glaube, helfend eingreifen ist schon mal so, das passt nicht ganz, gell? Weil wenn ich helfe, muss ich gar nicht immer eingreifen. Ich glaube, es ist wirklich das, dass ich hingehe und sag, was kann ich tun? Ich bin jetzt da und nehme Aufgaben von dir, was tut gut? Und ich war, ich war selbst eine Mama, die wollte gar nicht, dass jemand mit dem Wagerl fährt, weil mein Kind nicht hergeben wollte. Ich war so eine Löwenmama und wollte mein Kind noch nicht jemanden anvertrauen. Manchmal ist es toll, wenn ich vielleicht einfach mit meinem Kind wirklich als Mittagsschlaf mitmachen kann oder mir hinlegen kann und ich war, da gibt's dann so kleine Heinzelmännchen, die mir vielleicht ein bisschen die Küche aufräumen.
Großeltern können anerkennen, wie du sagst, es ist wirklich sehr schwer. Das ist eine andere Familie. Das ist nicht meine Familie, das ist nicht mein Kind, das ist zu akzeptieren, dass meine Tochter und meinen Sohn in dieser neuen Rolle als Vater und als Mutter die eigenen Erfahrungen machen muss, Wäsche zu waschen, fragen, darf ich die Wäsche waschen? Und dieses diese Akzeptanz, dass wenn eine Mama sagt, bitte verwendet keinen Weichspüler, dass man es akzeptiert. Also einfach dieses Verständnis, dass diese Bedürfnisse so ganz neu sind und einfach zu bedenken, wenn diese neuen Eltern vielleicht nicht höflich sind oder nicht dankbar sind und einfach manchmal aufgeregter sind, weiß nicht, wird bei meiner Tochter, sag: "Schatzi, was kann ich denn für dich tun?" und wenn sie sagt: "Geh, Mutter!", dann muss ich halt gehen. Ja, also helfen, helfen, ohne sich etwas zu erwarten. Einfach so. Und es ist ich merke schon auch in den Familien, dass da oft der Druck sehr groß ist. G
da sind wir bei einem Thema, da fällt mir etwas ein, woran man vielleicht selbst zurückdenkt. Man bewundert ein bisschen immer die anderen, die kommen dann mit perfekt frisierten Haaren, mit perfekt manikürten Fingernägeln und man selbst war gerade mal duschen und äh
wenn überhaupt
genau. Und man beneidet diese Menschen und hinter der Fassade steckt aber doch meist auch was anderes. Das sind so ein bisschen Mythen, aber die anderen, die machen es doch immer besser. Warum schaffe ich es nicht? Was gibt's denn da für Mythen, die im Zusammenhang mit dem Thema junge Familie stehen?
Dass das Baby auf die Welt kommt und das große allumfassende Glück über einen hereinbricht. Das ist ein Mythos. Also, wenn so ein Kind auf die Welt kommt, kommt man mit allen Gefühlen an die Grenze. Mit allen Gefühlen. Man freut sich so, wie man sich noch nie gefreut hat. Man liebt, wie man noch nie geliebt hat. Man ist glücklich, wie man noch nie glücklich war und gleichzeitig ist man so traurig, wie man noch nie traurig war. Man hat so viel Angst, wie man noch nie Angst hatte. Man wird so wütend auf diesen Menschen, wie man wahrscheinlich noch nie wütend auf irgendjemand war. Dieses ganze Spektrum der Gefühle gehört zur Elternschaft und das ist ein großer Mythos, dass es nur diese positiven Gefühle sind und das ist, glaube ich, das womit wirklich aufgeräumt gehört und soziale Medien sind großartig in vielen Dingen, wenn man viel Informationen bekommt, aber die Bilder, die einen vermittelt werden, stimmt ja nicht.
Da gibt's Damen, die dann das Baby liegt, ne? Im im im kleinen Maxi-Cosi und die Mutter legt Handtücher zusammen, die alle schneeweiß sind und macht es alles nebenbei, dann macht sie einen Smoothie für die Geschwisterkinder und dann ist auch noch der hübsche attraktive Mann, der dann reintänzelt und dir einen Kuss auf die Stirn gibt und das Baby schläft in einem total friedlichen Zustand natürlich und die Wohnung ist immer aufgeräumt. Natürlich, das sind kleine, das soll es ja auch geben, gell? Also bei mir war das nicht so, soll's geben, aber das sind ja Filme, das sind kurze Ausschnitte und das soll man wirklich gut überdenken, wenn man sich sowas anschaut und das ist nicht die Realität.
Der Körper verändert sich, das muss mir einfach bewusst sein. Es gibt diese begnadeten Wesen, die wirklich sehr schnell wieder ihren Ursprungskörper haben. Ich habe so eine Cousine, wirklich, aber das ist wirklich eine Ausnahme. Es ist, glaube ich, die einzige Frau, die ich kenne, wo du das nach vier Tagen wirklich nicht mehr gesehen hast. Ja, aber das ist einfach nicht die Realität. Wir haben angesprochen viele Bereiche, die die Mama betreffen, die natürlich einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Geburt leistet, aber auch die Väter, die vergisst man da vielleicht ein paarmal. Wie ist die Rolle der Väter und was bemerken Sie da bei den frühen Hilfen? Was könnte man tun, um auch die Väter da ein bisschen besser zu integrieren?
Das ist eine auch für Väter wahnsinnig anstrengende Zeit, die wir spüren, plötzlich diese große Verantwortung, plötzlich kommen Ängste, was ist, wenn ich meinen Job verliere? Also der Wunsch an Väter, sie müssen die Familie gut versorgen, ein gutes Einkommen haben, ein großes Auto haben. Sie müssen dann aber noch 10 Stunden Job, wie du das beschrieben hast, hereintänzeln bei der Tür und dann sofort das Kind übernehmen und die Frau entlasten und in der Nacht auf die Kinder schauen. Es ist schön und es ist tolle Zeit, aber es ist nicht einfach.
Und sie machen es ja grundsätzlich zuerst einmal falsch. Als Eltern hat man schon, die Mama kann's gut, man hat selber das, na ja, klar, ich wickel richtig, ich mache aber ich glaube, dass man auch die Väter die Chance geben sollte, dass man sagt, ja, dann ist heute der Pipi beim Wickel nicht ganz genau dort zugepickt, sondern die machen das heute ein bisschen anders oder er schaukelt's anders oder er wiegt's anders und ich glaube, es ist auch so, dass immer durchaus als Mama sagen kann, das Kind soll ja viel lernen, viele andere Menschen kennenlernen für andere Einstellungen. Papas haben andere Einstellungen und machen andere Dinge mit den Kindern, aber das ist so wichtig fürs Leben des Kindes und für die Bindung mit dem Papa.
Was man vielleicht auch manchmal etwas zu kurz kommen lässt, ist die Partnerschaft an sich. Man hat einfach nicht mehr die Zeit, die man vorher hatte. Was würden Sie da empfehlen? Manchmal kann auch Partnerschaft gelebt werden, wenn man sich daheim, wenn das Kind schläft, nicht den Geschirrspüler ausräumt, sondern sich zusammen hinsetzt und gemeinsam einen Tee trinkt. Also dieses miteinander zu reden und zu kommunizieren, das ist es einfach reden, lachen und man muss sie dann nicht aus dem Haus, sondern man hat einfach Spaß miteinander und nimmt sich wahr.
Wir haben über viele Themen gesprochen heute in unserem Podcast über die frühen Hilfen. Es gäbe wahrscheinlich noch viel mehr zu besprechen. Elisabeth Piwerka und Ingrid Haas-Haindl, vielen Dank, dass Sie gekommen sind, dass Sie Zeit hatten. Viele junge Familien haben hoffentlich jetzt Tipps bekommen oder auch Großeltern, die zugehört haben. Noch einmal zusammengefasst, Elisabeth Piwerka, wann wende ich mich an Sie?
Sie können sich an uns wenden, wenn Sie soziale Belastungen haben in irgendeiner Form, wenn Sie eine Mehrlingsschwangerschaft haben, Zwillinge, Drillingsschwangerschaften im Haus stehen, wenn ein Kind früh geboren ist. Sie können sich an uns wenden, wenn Sie jedwede Frage haben zur Erziehung von kleinen Kindern bis 3 Jahren. Ingrid, was fällt dir noch ein? Wozu kann man sich noch an uns wenden?
Jeder hat Fragen und jeder hat Sorgen. Jeder hat Belastungen. Einfach anrufen und auch wenn die Sorgen noch nicht so groß sind und die Belastungen einfach für dessen wir geschaffen worden, die frühen Hilfen Steiermark.
In diesem Sinne danke auch Ihnen. Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, dass Sie uns zugehört haben, dass Sie unseren Podcast vielleicht sogar abonniert haben. Nächstes Mal befassen wir uns dann schon in Richtung Fastenzeit mit dem Thema Diäten und Fasten.
Das war gesund informiert, der Gesundheitspodcast, eine Zusammenarbeit von Gesundheitsfonds Steiermark und ORF Steiermark.