Folge #27 Demenz: Wann wird Vergesslichkeit zum Problem?
Demenz ist eine Erkrankung, die mit Vergesslichkeit in Verbindung gebracht wird. In Österreich leben laut Schätzungen bis zu 130.000 Menschen mit einer Form von Demenz. Was sind die Warnsignale? Kann man Demenz vorbeugen und was kann man selbst tun, wenn jemand aus der Familie an Demenz erkrankt ist?
In der Folge #27 des „Gesund informiert“-Podcast erfahren Sie, wie der Alltag von Betroffenen und deren Angehörigen gut bewältigt werden kann und wo es Unterstützungsmöglichkeiten in der Steiermark gibt.
Gast: Mag.a Claudia Knopper, SALZ – Steirische Alzheimerhilfe
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Text zur Folge
Das Schlimmste für die Demenz ist – und wo man wirklich gut dagegen arbeiten kann, ja – soziale Isolation.
Willkommen bei gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.
Bianca und Anja bringen Licht in den Dschungel der Gesundheitsinformation.
Mit wissenschaftlich gesicherten Infos, hilfreichen Tipps und spannenden Interviewgästen bist du immer gesund informiert.
Was tun, wenn das Vergessen beginnt?
In Österreich leben laut aktuellen Schätzungen rund 130 000 Menschen mit einer Form von Demenz.
Und wegen des wachsenden Anteils älterer Menschen wird sich die Anzahl der Demenzerkrankten bis zum Jahr 2050 verdoppeln, so sagen Schätzungen.
Was es bedeutet, mit einer demenzkranken Person zusammenzuleben und wie der Alltag von der Person und den Angehörigen bewältigt wird, erfährst du in der heutigen Folge von gesund informiert.
Zu Gast ist dieses Mal Mag.a Claudia Knopper von SALZ, der Steirischen Alzheimerhilfe.
Sie wird uns heute erzählen, wie man Anzeichen von Demenz erkennt, wo man Unterstützung findet und was du selbst tun kannst, wenn jemand aus deiner Familie an Demenz erkrankt ist.
Aber bevor wir beginnen, stellen Sie sich doch bitte selbst kurz vor.
Ja, danke erst einmal für die Einladung.
Mein Name ist Claudia Knopper.
Ich bin die Obfrau von SALZ, der Steirischen Alzheimerhilfe.
Ich bin ursprünglich von meinem Grundberuf Soziologin, hab ewig lang im Marketing gearbeitet, und mit der Krankheit meines Vaters, der sie relativ früh mit 58 bekommen hat, hat sich mein Leben von Grund auf gewandelt.
Ich bin von Wien nach Graz zurückgezogen und arbeite seit mittlerweile drei Jahren Vollzeit eigentlich für SALZ.
Schön, dass Sie da sind und danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Fangen wir gleich an: Was ist denn Demenz eigentlich, und ist es dasselbe wie Alzheimer?
Demenz ist der Überbegriff – also so wie bei Krebs, dass man darunter verschiedene Krebsarten hat, Brustkrebs, Prostata und so weiter.
Und bei Demenz ist es so: Demenz ist der Überbegriff, und darunter gibt es dann Alzheimer, frontotemporale Demenz, die alkoholinduzierte Demenz und so weiter.
Es gibt ungefähr 150 verschiedene Demenzformen.
Was passiert denn im Gehirn? Kann man das generell sagen?
Na, gar nicht eigentlich. Wir vermuten, dass es Plaques sind, konnten es aber bis jetzt noch nicht wirklich beweisen.
Wir wissen von der Alzheimer-Demenz – also dieser Form – relativ wenig. Es wird nicht mehr sehr stark geforscht, aber wir wissen es nicht wirklich.
Also mit Plaques meinen Sie Kalkablagerungen?
Ja, das sind einfach Verklebungen, die die Nerven stören – so kann man sich das ungefähr vorstellen – und so das Denkvermögen beeinträchtigen. Das ist das, was wir dann merken und sehen.
Kann man heute sagen, warum man Demenz bekommt, und kann man vorbeugen?
Eine alkoholinduzierte Demenz ist ziemlich logisch in ihrer Ursache. Es gibt zum Beispiel auch Parkinson, und da kommen Demenzformen vor.
Es ist zum Beispiel bei gewissen Arten von Behinderung eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass man Demenzformen entwickelt – da weiß man es.
Oder nach einem Schlaganfall: Dann ist es eine vaskuläre Demenz, da ist einfach ein Teil vom Hirn betroffen.
Bei der Alzheimer-Demenz wissen wir de facto nichts. Es gibt eine Studie, die besagt, dass es eine Kombination aus Bewegung, Ernährung und geistiger Beschäftigung ist, aber auch das ist eher vage.
Und weil Sie gesagt haben, eine Kombination aus Bewegung und Ernährung … kann die Demenz vorbeugen?
Nicht wirklich. Man kann jetzt nicht sagen … wir machen inzwischen seit zehn Jahren Gesprächsrunden für Angehörige und haben jede Art von Menschen mit Demenz gesehen.
Ob das jetzt ein Spitzensportler ist, jemand, der Universitätsprofessor war, oder ein Bauarbeiter … Es sind die unterschiedlichsten Menschen, die es bekommen.
In meinem Fall wird es wahrscheinlich ein genetischer Defekt in der Familie sein.
Gibt es, wenn man an Demenz erkrankt, Möglichkeiten der Behandlung? Gibt es Medikamente, die den Verlauf stoppen oder lindern?
Es gibt Medikamente, die den Verlauf lindern und auch hinauszögern können.
Medikamentös die Krankheit zu begleiten, ist auf jeden Fall ratsam.
Es ist nur das Problem bei dieser Krankheit, dass jeder Mensch unterschiedlich in seiner Demenz agiert und der Verlauf komplett verschieden ist.
Man kann also nicht sagen, das wird ungefähr so einen Verlauf nehmen – das ist wirklich individuell, und das muss der behandelnde Arzt gut anpassen.
Es gibt Physiotherapie, Ergotherapie und Logotherapie, die sehr viel bewirken können.
Wenn solche Möglichkeiten in der Nähe sind, sollte man wirklich in diese Richtung gehen.
Und wenn der Mensch mit Demenz einsichtig ist und über seine Krankheit reden will, bemühen wir uns sehr, Psychotherapie zu bekommen, damit er über das, was mit ihm passiert, sprechen kann.
Umgekehrt gibt es das für Angehörige auch – und zwar ab 2023 sogar fünf Einheiten gratis, in denen der Angehörige über seine Belastung reden kann.
Man sollte also auch in diese Richtung denken, dass es Therapieformen gibt und nicht nur die medikamentöse Behandlung.
Woran erkenne ich eigentlich, ob es die Krankheit Demenz ist – oder ob ich einfach nur vergesslich oder müde bin?
Die Wissenschaft sagt, es gibt gewisse Warnsignale.
Warnsignale sind zum Beispiel: Das Erinnerungsvermögen lässt nach, oder man sucht permanent Gegenstände, die dann an sehr schrägen Orten gefunden werden – eben der berühmte Schlüssel im Kühlschrank.
Dass die Menschen immer wieder während eines Gesprächs den Gesprächsinhalt verlieren, sich also nicht mehr daran erinnern können, worüber gerade gesprochen wird, und auch nicht mehr anknüpfen können.
Also gar nicht nur den roten Faden verlieren, sondern tatsächlich ganz aus dem Thema aussteigen.
Genau. Nicht einfach „Was wollte ich jetzt sagen?“, sondern: „Wir haben über etwas geredet …“ Oder sie finden nicht mehr nach Hause – ein ganz starkes Zeichen.
Oft erzählt wird auch, dass die Kontaktfreudigkeit nachlässt, alte Hobbys nicht mehr gemacht werden, die Leute das Haus nicht mehr verlassen wollen, antriebslos sind und sich die Persönlichkeit verändert.
Sie werden aggressiv, traurig, weinerlich … Man sagt, wenn drei dieser Warnsignale gehäuft zur gleichen Zeit auftreten, besteht Gefahr.
Das bringt mich gleich zur nächsten Frage: Wie verhalte ich mich denn bei Verdacht – als Angehöriger, aber auch, wenn ich selbst den Eindruck habe, jetzt funktioniert’s nicht mehr so, wie ich es gewohnt bin?
Die meisten Erkrankten merken es ja selbst. Es stimmt nicht, dass sie es gar nicht bemerken.
Am Anfang merken sie es alle.
Diese medizinische Abklärung durch einen Neurologen oder eine neurologische Klinik – nicht nur durch den Hausarzt – ist wirklich wichtig, weil nicht alles, was wie Demenz aussieht, auch Demenz ist.
Es kann etwas sein, das heilbar oder gut behandelbar ist.
Man muss auch wissen, welche Demenzform vorliegt, um gut damit umgehen zu können.
Wenn man es merkt: Zuerst natürlich zum Hausarzt – aber dann eine Überweisung zum Neurologen oder Psychologen, der wirklich testet, oder in eine Gedächtnisambulanz und sich genau anschauen: Was ist los?
Wir machen die Erfahrung, dass ganz viele keine Diagnose haben, und das ist verheerend.
Das nimmt dem Betroffenen die Chance – oder, wenn man selbst glaubt, man hat etwas, eine gute Heilungschance –, weil vielleicht ist es nur eine Mangelerscheinung.
Wir appellieren da sehr stark.
Wenn ich selbst betroffen bin und mir Sorgen mache: ab zum Neurologen – oder im Vorfeld zum Hausarzt, der überweist.
Ein bisschen schwieriger ist es, wenn ich das bei einer nahen Person entdecke. Wie spreche ich das an?
Bei der Diagnose Demenz fällt man quasi aus der Gesellschaft heraus. Im Endeffekt bedeutet diese Diagnose – und das bemängeln Menschen mit Demenz sehr –, Demenz heißt „ohne Geist“.
In dem Moment, in dem sie diagnostizieren, sagen sie: „Du bist ein geistloses Wesen.“
Dass Menschen sich weigern, diese Diagnose stellen zu lassen, ist klar.
Solange du sie nicht hast, kannst du den Schein wahren.
Wenn Menschen das brauchen, sollte man einen anderen Weg finden – vielleicht eine Vorsorgeuntersuchung machen, bei der das dabei ist, aber nicht frontal damit konfrontieren, was sie vielleicht nicht annehmen wollen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstanden habe: Wenn die Person das verdrängt, soll ich versuchen, über eine andere Untersuchung doch zur Diagnose zu kommen?
Genau. Ich kann sagen: „Komm, lass uns gemeinsam eine Vorsorgeuntersuchung machen.“
Da sind die neurologischen Untersuchungen in der Regel dabei.
Dann hat man vielleicht auch die Professionalität eines Arztes, und der Betroffene kann es leichter annehmen, als wenn die Kinder es im Internet gegoogelt haben.
Wie begegne ich einer Person mit Demenz?
Wir hatten dieses Jahr beim Langen Tag der Demenz das Motto „Nimm dir Zeit“.
Diese Menschen brauchen mehr Zeit.
Wir müssen uns mehr Zeit nehmen, achtsam mit ihnen umzugehen, zu schauen: Wie kann ich ihn in seiner Emotion unterstützen?
Oder die Emotion vielleicht in eine andere Richtung lenken.
Dafür brauche ich ein bisschen Zeit, Ruhe, Beobachtung – und nicht den Versuch, ihn möglichst schnell wieder in den Alltag hineinzupressen.
Ein Mensch mit Demenz hat oft das Gefühl, er steht in einem komplett fremden Raum und erkennt kein Möbelstück.
Wenn er dann seine Familie fragt, wo er eigentlich ist, antwortet man schnell instinktiv: „Zu Hause.“
Aber das erschreckt ihn zu Tode, weil er nichts erkennt und die vertrauten Menschen behaupten, das sei sein Zuhause. Das kann nicht stimmen – Schockmomente.
Da hilft es oft, zu sagen: „Das weiß ich jetzt auch nicht, aber gehen wir eine Runde ums Haus“ oder einfach spazieren.
Dann geht man noch einmal in den Raum, und der wird wieder erkannt.
Das ist oft effektiver, als zu versuchen, das Problem schnell zu lösen. Es braucht mehr Zeit, ist aber wirkungsvoller.
Wie ist das mit der Offenheit? Kann ich zu einer betroffenen Person sagen: „Du bist krank und vergisst vieles“? Beziehungsweise: Soll ich dem Umfeld sagen, mein Angehöriger hat Demenz?
Bei Menschen mit Demenz ist das unterschiedlich. Es gibt Menschen, die sehr offen damit umgehen, mit denen kann man das thematisieren.
Ganz viele wollen diese Diagnose aber nicht hören.
Bei meinem Vater war es so: Wenn man das Wort Alzheimer erwähnte, wurde er sehr aggressiv.
Er zeigte klar, dass er darüber nicht reden will, und das haben wir akzeptiert.
Es bringt nichts: Nur weil man den Menschen mit der Krankheit konfrontiert, ändert das sein Verhalten nicht.
Viele Angehörige thematisieren es, damit er einsieht, dass er krank ist und gewisse Dinge nicht mehr tun kann.
Aber die Krankheit nimmt ihm diese Einsicht – deshalb bringt es nichts, ihn damit zu konfrontieren.
Beim Umfeld ist es anders.
Ein Mensch mit Demenz kann oft nicht artikulieren, wenn ihn etwas stört; er reagiert.
Bei meinem Vater war es so: Wenn wir Leute zum Essen einluden und es war zu laut, stand er mitten im Essen auf und ging.
Erst als wir die Krankheit öffentlich machten und Freunde informierten, waren viele viel toleranter und verstanden sein Verhalten.
Ich rate dazu, das Umfeld zu informieren.
Das Schlimmste für die Demenz ist – und wo man wirklich gut dagegen arbeiten kann – soziale Isolation.
Menschen, die allein in einer Wohnung sind und kaum noch rauskommen, haben meist einen wesentlich aggressiveren und schnelleren Verlauf als Menschen, die gut in Familie oder soziales Umfeld eingebunden sind.
Jetzt sind wir schon mittendrin im Alltag mit einer demenz- oder alzheimerkranken Person.
Wie gestaltet sich so ein Alltag, und was haben Sie für konkrete Tipps für unterschiedliche Situationen?
Die Auswirkungen der Krankheit sind von Typ zu Typ verschieden.
Viele sind antriebslos: Sie wollen ihre Hobbys nicht mehr machen, nicht mehr rausgehen, keine Musik mehr hören.
Aus meiner Erfahrung ist es oft sinnvoll, eine fremde Person hereinzuholen, weil sie sich von dieser besser motivieren lassen als von Ehepartnern oder Kindern.
Wichtig ist zu wissen: Ein Mensch mit Demenz artikuliert Schmerzen nicht mehr so, wie wir das gewohnt sind.
Er sagt nicht „Ich habe Kopfweh, ich brauche Schmerztabletten“, sondern reagiert: Er wird weinerlich, unruhig, aggressiv.
Wichtig ist zu wissen, dass das Schmerzen sein können – beim älteren Menschen nicht ungewöhnlich.
Wir haben den Tipp bekommen, es mit Schmerzmedikamenten zu probieren und zu beobachten, ob sich etwas löst.
Man sollte sich selbst die Freiheit nehmen, Dinge auszuprobieren, zu beobachten, was funktioniert.
Bei Aggressionsattacken hilft es manchen, jemanden allein zu lassen – einen Raum geben, später zurückkommen und das Thema wechseln.
Bei meinem Vater funktionierte Alleinlassen nicht, aber es half, ihn etwas lauter anzusprechen.
Ein guter Tipp ist auch, sich zu überlegen, wie er als Kind aufgewachsen ist, und alte Gewohnheiten zu nutzen – etwa den guten alten Waschlappen.
Viele verweigern die Körperhygiene; da kann das besser gehen.
Welche Tasse ist seine Lieblingstasse? Welche Musik beruhigt ihn?
Nicht immer die, die er zuletzt gehört hat; es können Kinderlieder sein.
Routinen schaffen: Frühstück, Mittagessen, Abendessen – einheitlich gestaltet.
Das kann sich der Mensch merken.
Viele können die Uhr schnell nicht mehr lesen. Eine Digitaluhr hilft.
Wenn man weggeht, hat der Betroffene oft das Gefühl, man sei stundenlang weg gewesen, obwohl es eine halbe Stunde war, und macht Vorwürfe.
Ein Schild mit der Rückkehrzeit neben der Digitaluhr kann helfen.
Termine in einen Stehkalender eintragen. Wenn der Mensch zehnmal fragt: auf den Kalender verweisen.
Das gibt Orientierung.
Zu den heikleren Tipps: Autofahren.
Die Diagnose Demenz nimmt den Führerschein nicht weg, aber Autofahren ist gefährlich.
Ein Tipp: Das Auto fahrtüchtig abstellen, stehen lassen, den Betroffenen einsteigen lassen, starten lassen … und sagen: „Ich weiß auch nicht, warum es nicht fährt.“
Schlüssel verstecken, aber gemeinsam suchen – so versucht man, ihn vom Fahren abzuhalten.
Zur Orientierung beim Spazierengehen: Es gibt mittlerweile gute technische Hilfsmittel, etwa GPS-Uhren mit Sturzerkennung.
Die Polizei rät, immer ein aktuelles Foto dabei zu haben, eine Mappe mit den üblichen Wegen …
Wenn der Angehörige weg ist, kann man gleich melden: So sieht er aus, dort könnte er sein, das trägt er gerade.
Sie haben gesagt, Experten holen: Muss ich die Pflege selbst übernehmen, oder gibt es Betreuungsangebote und finanzielle Unterstützung?
Man muss die Pflege natürlich nicht selbst übernehmen; die meisten machen es freiwillig.
Wir sagen immer: Es ist ein Marathon, kein Sprint. Auch im Marathon gibt es Versorgungsstationen, wo man zu Kräften kommt.
Oft gibt es nur eine Person, die sich kümmert; wenn dieser etwas passiert, bricht das System zusammen. Man sollte vorsorgen.
Hilfreich ist, zu unseren Gesprächsrunden zu kommen, mit anderen Angehörigen zu sprechen, zu sehen, dass Symptome normal sind.
Tipps holen, wie andere damit umgehen, und einmal mit Fremden darüber reden, wie belastend es ist.
Es gibt Alltagsbegleiter, gestellt von Organisationen der Hauskrankenpflege oder Heimhilfe. Die kosten etwa zehn Euro pro Stunde und können bis zu acht Stunden pro Tag tätig sein – sind leider überlastet, aber es gibt sie.
In Graz gibt es drei Demenz-Tagesbetreuungsstätten, gefördert von der Stadt je nach Einkommen – nutzen dürfen sie nur Grazer.
Mittlerweile bieten einige 24‑Stunden‑Betreuungsagenturen stundenweise Betreuung – nicht gefördert und kostenintensiv.
Es gibt Kurzzeitpflege im Heim: zwei, drei Wochen, damit Angehörige Urlaub machen können – mittlerweile durch die Pflegereform höher gefördert.
Außerdem einen Demenzfonds der Volkshilfe – aber einkommensabhängig.
Beim Recht: Kann und darf ich für die demenzerkrankte Person entscheiden?
Der Mensch mit Demenz ist nicht entmündigt, aber er kann mit fortschreitender Krankheit seine Geschäfte nicht mehr erledigen.
Wir raten, solange man gesund ist – spätestens beim Verdacht – eine Vorsorgevollmacht zu machen.
Ist der Punkt überschritten, an dem er voll verstehen kann, was er unterschreibt, greift das Erwachsenenschutzrecht.
Es gibt das Vertretungsnetz, das sehr gut berät – in der ganzen Steiermark.
Alle diese Tipps verlinken wir dir in der Folgenbeschreibung.
Es gibt Mythen zu Demenz und Alzheimer. Gibt es welche, die Sie nicht mehr hören können, weil sie nicht stimmen?
Ein Mythos ist, dass es davon abhängt, wie sehr man sich geistig betätigt hat – das stimmt definitiv nicht.
Wir haben Menschen gesehen, die geistig hochaktiv waren und trotzdem Demenz entwickelt haben.
Ein zweiter Mythos, der uns am Herzen liegt: „Ich brauche keine Diagnose, weil sie nichts hilft.“
Man kann die Demenz vielleicht nicht heilen, aber man braucht im Verlauf Support: rechtlich, finanziell, pflegerisch, betreuend, Wissen über die Krankheit.
Deshalb ist die Diagnose und die Einbindung in einen Wegweiser essenziell, um zu wissen, womit man es zu tun hat und den Menschen so lange wie möglich zu behalten.
Wo kann ich mich informieren?
Immer bei uns – auf unserer Webseite oder einfach anrufen.
Es gibt mittlerweile „SOPHA“ – Sozialpsychiatrische Hilfe im Alter –, die in vielen Regionen Teams speziell für Demenz haben.
Gut ist auch die Pflegedrehscheibe – mittlerweile in jeder Region –, die über Angebote Bescheid weiß.
Wenn Frau Mag. Knopper von „uns“ spricht, meint sie natürlich SALZ, die Steirische Alzheimerhilfe – den Link findest du in der Folgenbeschreibung.
Wir sind schon wieder am Ende dieser Folge angelangt, und ich versuche, das Wichtigste zusammenzufassen: Bleib in Gesellschaft!
Isolation ist das Schlimmste und beschleunigt den Krankheitsverlauf.
Karten spielen, gemeinsam spazieren gehen, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Ein paar kleine Tricks: auf Digitaluhr umstellen, Autoschlüssel verbergen, ein Kalender, in den alle Termine eingetragen werden.
Ganz wichtig ist die Struktur im Alltag – eine gewisse Routine beibehalten.
Dem Menschen ist geholfen, wenn man sich auf ihn einlässt und sich Zeit nimmt – das kann beinhalten, Musik zu spielen, die er früher mochte.
Es muss nicht tagesaktuell sein; auch frühere Lebensphasen können wieder aktuell werden.
Das Allerwichtigste: Alzheimer oder Demenz braucht immer eine Diagnose – um sicher zu sein, dass es tatsächlich diese Erkrankung ist oder um etwas anderes auszuschließen.
Der erste Weg sollte über den Hausarzt zum Neurologen führen.
Meine letzte Frage an Sie: Was ist Ihr persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
Das habe ich, glaube ich, schon gesagt: Zeit genießen.
Ein gutes, stabiles soziales Umfeld aufbauen und die Zeit genießen, nicht so viel nachdenken, was vielleicht noch auf uns zukommt – das ist unsere Hauptangst –, sondern die Zeit, die wir haben, so gut wie möglich gestalten.
Das ist ein wunderbarer Tipp. Vielen Dank.
Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren und sich die Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten.
Wir hoffen, dir zu Hause hat diese Folge gefallen, und du bist auch das nächste Mal wieder mit dabei.
Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund‑informiert.at.
Wenn du Themen hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter gesund‑informiert@gfscmk.at.
Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin: Bleib gesund und informiert!
Papa, Bianca und Anja von gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.