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Folge #22 Früherkennung: Ist vorbeugen immer besser als heilen?

Ein Schild auf dem ein Herz abgebildet ist und ein Haken.

In Österreich geht eine von 10 Personen regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung – auch bekannt als „Gesunden-Untersuchung“. Aber wussten Sie, dass Früherkennungs-Untersuchungen auch Nachteile haben können?

In der Folge #22 des „Gesund informiert“-Podcast erfahren Sie, welche Früherkennungs-Untersuchungen Sinn machen, ob öfter wirklich besser ist und was Hasen, Schildkröten und Vögel mit der Krebs-Früherkennung zu tun haben.

Gast: Univ.-Prof. Dr. Gerald Gartlehner, MPH, Universität für Weiterbildung Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation

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Text zur Folge

Das ist einer der größten Irrtümer bei Vorsorge, bei Früherkennungsuntersuchungen: Viel Finden wird mit großem Nutzen gleichgesetzt.
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Heute schauen wir uns im gesund informiert‑Podcast das Thema Vorsorgeuntersuchungen an. In Österreich nützt nur circa eine Person von zehn die kostenfreie jährliche Vorsorgeuntersuchung, auch bekannt als Gesundenuntersuchung. Ist ja auch irgendwie merkwürdig, als gesunder Mensch zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen. Meine Oma sagt immer: Vorbeugen ist besser als heilen – gilt das jetzt auch fürs Vorsorgen? Macht es also Sinn, zur Vorsorgeuntersuchung? Sehen, welche gibt es denn eigentlich und was sind die Vorteile und die Nachteile? Für diese Folge haben wir Professor Gerald Gartlehner von der Universität für Weiterbildung in Krems, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, eingeladen. Er ist Gesundheitswissenschaftler und Epidemiologe und weiß genau, für wen es wann gescheit ist, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen. Welchen Nutzen diese Untersuchungen haben können und ob es da auch Widersprüche gibt. Wir freuen uns sehr, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben. Herzlich willkommen.
Vielen Dank für die Einladung.

Erzählen Sie uns bitte kurz, warum Sie der Richtige für unsere Fragen sind zum Thema Vorsorgeuntersuchungen.
Also, ich bin Mediziner und Epidemiologe von der Ausbildung und beschäftige mich schon sehr lange mit Vorsorgeuntersuchungen oder Screening‑Untersuchungen. Ich bin auch der Vorsitzende des Nationalen Screeningkomitees in Österreich für Krebserkrankungen und arbeite schon seit vielen Jahren mit der amerikanischen Preventive Services Taskforce zusammen, die sich auch mit diesen Vorsorgeuntersuchungen beschäftigt, wobei man wahrscheinlich auch sagen muss, dass ein besserer Begriff als Vorsorgeuntersuchung wahrscheinlich Früherkennungsuntersuchung ist, weil es meistens darum geht, Erkrankungen oder Risikofaktoren möglichst früh zu erkennen.

Sie haben es jetzt eh schon angesprochen und mir eigentlich die Frage so ein bisschen vorweggenommen. Was ist denn eine Vorsorgeuntersuchung eigentlich?
Also, eine Vorsorgeuntersuchung oder Früherkennungsuntersuchung bedeutet im Prinzip, dass gesunde Personen, die keine Symptome, keine Krankheitsbeschwerden haben, sich auf bestimmte Erkrankungen oder Risikofaktoren untersuchen lassen, und das Ziel dabei ist immer, eine Erkrankung oder einen Risikofaktor früh zu erkennen, um ihn dann besser behandeln zu können. Also zum Beispiel bei der Brustkrebs‑Mammographie, der Brustkrebs‑Früherkennungsuntersuchung, werden gesunde Frauen auf Brustkrebs untersucht, um den Krebs früh zu erkennen, oder wenn es um Risikofaktoren geht: Bei der Vorsorgeuntersuchung, bei der Gesundenuntersuchung, wird zum Beispiel der Blutdruck gemessen – bei gesunden Personen –, eben weil ein erhöhter Blutdruck, den man nicht merkt, ein Risiko für Herzinfarkt und für Schlaganfall ist.

Warum soll ich denn eine, wie Sie vorher gesagt haben, Früherkennungsuntersuchung überhaupt machen?
Also, es gibt verschiedene Gründe dafür. Das Ziel bei diesen Früherkennungsuntersuchungen muss immer sein, dass Krankheiten früh erkannt und früh behandelt werden können, und das Ziel muss immer sein, dass zum Beispiel die Sterblichkeit dadurch reduziert werden kann. Das klingt jetzt sehr einfach und eigentlich sehr logisch. Man findet etwas früh und behandelt es früh, und dann ist das Ganze leichter zu behandeln. In Wirklichkeit bleiben aber eigentlich nur ganz wenige Krankheiten, bei denen man mit Früherkennung auch wirklich, wirklich früh behandeln kann. Die meisten Erkrankungen eignen sich eigentlich nicht für Früherkennungsuntersuchungen, zum Beispiel Abnutzungen im Kniegelenk, im Hüftgelenk – das ist eine sehr häufige Erkrankung, die mit zunehmendem Alter auftritt. Und die könnte man auch sehr gut finden, zum Beispiel durch Röntgenbilder oder durch andere bildgebende Untersuchungen. Man macht das aber deswegen nicht, weil nicht alle Abnutzungen auch wirklich zu Beschwerden führen. Das heißt, manche Personen haben sehr lange Abnutzungen und merken es aber eigentlich überhaupt nicht und würden dann unnötig Medikamente bekommen. Ein anderes Beispiel aus dem Bereich der Krebsfrüherkennung ist, dass man zum Beispiel Bauchspeicheldrüsenkrebs auch früh erkennen könnte – mit Ultraschall oder Bildgebung –, aber es keine gute Behandlung für den Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt. Das heißt, alles, was man erreichen würde, ist, dass die Personen länger davon wissen, dass sie eine schwere Erkrankung, nämlich Bauchspeicheldrüsenkrebs, haben, aber man ihnen keine wirkliche Behandlung anbieten kann, die den Bauchspeicheldrüsenkrebs heilen könnte.

Warum ist es denn so, dass viele Personen, die regelmäßig zum Arzt oder zur Ärztin gehen und auch zur Vorsorgeuntersuchung oder Erkennung, trotzdem an Krebs erkrankten?
Also, das verhält sich sehr unterschiedlich, und es lässt sich sehr gut mit einer Art Tiermodell erklären. Also, man muss sich vorstellen, diese Früherkennungsuntersuchungen sind so wie ein Zaun, den man aufstellt, um Tiere daran zu hindern, wegzulaufen. Und dann gibt es drei unterschiedliche Arten von Krebs. Einer ist zum Beispiel wie ein Vogel: Den stört der Zaun überhaupt nicht, der fliegt einfach über den Zaun hinweg, und das sind Krebserkrankungen, die sehr rasch fortschreiten, und auch wenn man sie früh erkennt, werden diese Personen leider daran versterben. Dann gibt es eine andere Form der Krebserkrankungen, das ist wie Schildkröten: Die bewegen sich sehr langsam fort und erreichen über die Jahre oft gar nicht den Zaun, das heißt, der Zaun hindert sie gar nicht. Und das sind Krebserkrankungen, die oft extrem langsam fortschreiten und an denen die Personen überhaupt nie erkranken würden. Und dann gibt es jene Krebserkrankungen, wo Früherkennungsuntersuchungen wirklich Sinn machen. Das sind dann die sogenannten Hasen, und diese Hasen bewegen sich rasch und können durch den Zaun dann auch wirklich am Fortlaufen gehindert werden. Bei Früherkennungsuntersuchungen geht es eben um diese Hasen. Manche Krebserkrankungen sind leider so aggressiv, dass auch eine Früherkennung nichts bringt, und andere würden zu keiner Erkrankung führen, und das sind dann die unnötigen Behandlungen, die diese Personen dann erfahren.

Gibt es auch Nachteile von Vorsorge‑ oder Früherkennungsprogrammen oder Untersuchungen?
Also, es gibt diesen Satz: Alle Früherkennungsuntersuchungen haben Nachteile, und nur ganz wenige haben auch wirklich Vorteile – und auf diese ganz wenigen sollte man sich konzentrieren. Nachteile der Früherkennungsuntersuchungen sind zum Beispiel, dass alle medizinischen Tests, die wir durchführen, auch Fehler haben. Das heißt, es gibt sogenannte falsch positive Tests. Gesunde Personen haben ein Testergebnis, das zeigt, sie sind eigentlich erkrankt oder haben einen Risikofaktor, obwohl sie eigentlich völlig gesund sind, und das führt dann entweder zu unnötigen Behandlungen oder zu weiteren Untersuchungen, die nicht nötig wären. Und das zweite Problem, das wir oft sehen, vor allem bei Krebserkrankungen, ist, dass wir trotz allem Wissen, das wir in der Medizin haben, sehr häufig noch immer sehr schwer einschätzen können, wie rasch und ob überhaupt eine Krebserkrankung weiter fortschreitet. Deswegen muss man sehr genau immer abwägen, ob diese Früherkennungsuntersuchungen auch wirklich mehr Nutzen als Risiken bringen.

Falsch positiv bedeutet jetzt: Ich bekomme anhand dieser Untersuchung das Ergebnis, dass ich Krebs haben könnte, obwohl es gar nicht der Fall ist.
Genau, das wäre ein falsch positives Ergebnis.
Jetzt liegt der Schluss nahe: Wenn es falsch positiv gibt, gibt es auch falsch negativ.
Ja, das gibt's leider auch. Es gibt auch falsch Negative, das heißt, es werden Krebserkrankungen übersehen, es werden hohe Cholesterinspiegel übersehen – also es geht genauso in die andere Richtung –, und das ist auch ein bisschen eine Gefahr dieser Früherkennungsuntersuchungen: Personen, die bei der Früherkennungsuntersuchung waren, bekommen dort ein falsch negatives Ergebnis, dann Symptome, die auftreten, ignorieren, weil sie sagen: »Ich hab ja gerade meine Mammographie vor wenigen Monaten gemacht, und da wurde nichts gefunden. Das heißt, dieser Knoten in meiner Brust ist wahrscheinlich ohnehin nichts, und ich ignoriere das.«

Jetzt haben wir ja eigentlich über die Nachteile gesprochen. Welche Vorsorgeuntersuchungen gibt es denn in Österreich überhaupt, die empfohlen sind, und wie ist das begründet?
Also, wenn wir jetzt bei den Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bleiben, dann gibt es im Prinzip nur drei, von denen wir aus wissenschaftlichen Studien wissen, dass sie wirklich mehr Nutzen als Risiken bringen. Und das ist die Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs alle zwei Jahre, so ab 50, dann die Dickdarmkrebs‑Früherkennungsuntersuchung entweder durch einen Blutstuhltest oder durch eine Darmspiegelung und den sogenannten Pap‑Abstrich bei einer gynäkologischen Untersuchung, um Gebärmutterhalskrebs früh zu erkennen. Diese drei machen auf jeden Fall Sinn, wenn sie in den richtigen Abständen gemacht werden – also bei der Mammographie zum Beispiel alle zwei Jahre. Beim Pap‑Abstrich würden an sich alle fünf Jahre reichen. Das zeigt auch, dass – so wie es in Österreich zum Beispiel läuft – wenn man Untersuchungen zu häufig macht, es auch wieder problematisch ist. Also zum Beispiel, die Pap‑Abstriche werden von vielen Gynäkologen jährlich gemacht, und …

Ich unterbreche Sie jetzt ganz frech – entschuldigen Sie –, aber Pap‑Abstrich, wat?
Pap‑Abstrich ist ein Abstrich vom Gebärmutterhals, um Gebärmutterhalskrebs festzustellen, bei der Routineuntersuchung beim Gynäkologen, bei der Frau. Das heißt, zu häufig ist leider auch nicht gut. Das ist einer der größten Irrtümer bei Vorsorge, bei Früherkennungsuntersuchungen: Viel Finden wird mit großem Nutzen gleichgesetzt. Also viel Finden bedeutet leider häufig nur viele falsch positive Befunde.

Jetzt ist das Mammographie‑Screening und der Pap‑Abstrich für die Frau, und Dickdarmkrebsvorsorge wiederum für die Frau oder für den Mann auch?
Ja, das ist für beide, das ist für Mann und Frau. Was beim Mann dann häufig auch noch gemacht wird, ist ein Test auf Prostatakarzinom – Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakarzinom –, das ist eine Blutabnahme, ein Bluttest. Der bestimmt einen Marker, der PSA heißt. Diese Untersuchung ist allerdings etwas umstritten. Man weiß nicht genau, ob das wirklich mehr Nutzen als Risiken bringt. Der Nachteil ist, dass sehr häufig Männer operiert werden, die Prostata entfernt wird, und diese Prostataentfernungen haben ein sehr hohes Risiko unfreiwilligen Harnverlusts oder Impotenz danach. Und es ist nicht ganz klar, ob es wirklich sehr vielen Männern das Leben dann auch rettet durch eine Vermeidung von Prostatakrebs.

Und wenn ich das jetzt aber richtig deute, ist diese Untersuchung, diese Vorsorgeuntersuchung, auch nicht empfohlen.
Sie ist nur dann empfohlen, wenn der Mann das wirklich will. Nach einem aufklärenden Gespräch müssen dann wirklich auch alle Risiken dargelegt werden, um das ein bisschen in Zahlen zu kleiden. Also, man weiß: Wenn viele Männer regelmäßig diesen PSA‑Test machen lassen, dann müssen bei mehr als 30 die Prostata entfernt werden, damit man einem Mann das Leben retten kann, um nicht an Prostatakrebs zu versterben.

Also das heißt, 29 haben eher einen Schaden, damit einer einen Nutzen hat.
Ja, genau so kann man das sehen. Das Problem ist, dass ein Großteil der Männer Prostatakarzinome im Alter entwickelt. Diese Prostatakarzinome wachsen aber meistens sehr langsam, und die Männer werden gar nicht so alt, dass sie an diesen Prostatakarzinomen versterben würden. Wenn man aber jetzt gezielt danach sucht, dann findet man die, und dann werden sie auch meistens behandelt, einfach weil man nicht unterscheiden kann, welche sich rasch entwickeln, welche sich nicht so rasch entwickeln. Und dadurch kommt dann eben diese Zahl zusammen, dass man 30 operieren muss, um einem das Leben zu retten, und 29 haben eigentlich nichts davon.

Und wie ist es mit der Dickdarmkrebsvorsorge?
Also, die Dickdarmkrebsvorsorge – das ist wahrscheinlich die Früherkennungsuntersuchung, die am besten belegt ist, dass sie wirklich Nutzen bringt. Das heißt, ab 50 oder ab 45 kann man entweder alle zehn Jahre zu einer Darmspiegelung gehen oder alle zwei Jahre einen Blutstuhltest beim Allgemeinmediziner machen lassen, und dadurch kann man das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, dann deutlich reduzieren. Und das ist vielleicht auch ein bisschen ein Stichwort: das Risiko reduzieren. Denn alle diese Vorsorge‑, diese Früherkennungsuntersuchungen führen nicht dazu, dass man keinen Krebs bekommt oder keine Erkrankung bekommt, sondern man kann eigentlich nur das Risiko, zu erkranken, etwas reduzieren. Wenn man an die Mammographie und Brustkrebs‑Früherkennungsuntersuchung denkt, dann weiß man: Wenn zum Beispiel 1 000 Frauen über zehn Jahre nie zu einer Mammographie gehen, dann werden ungefähr 15 an Brustkrebs versterben. Bei Frauen, die zwischen 50 und 70 über zehn Jahre regelmäßig zur Mammographie gehen, werden vier an Brustkrebs versterben, das heißt, einer Frau kann das Leben gerettet werden. Das scheint jetzt nicht sehr viel, aber über die gesamte Bevölkerung ist das dann doch etwas, das man empfehlen würde. Ich glaube, es ist jetzt wichtig zu sagen oder noch einmal zu wiederholen, dass diese Früherkennungsuntersuchungen immer am gesunden Menschen durchgeführt werden. Das heißt, ich als gesunde Frau werde mit 50 eingeladen zur Mammographie und entschließe mich, dorthin zu gehen. Wenn ich allerdings einen Knoten taste – unter der Dusche zum Beispiel –, dann pressiert es, oder dann sollte ich wirklich schauen, dass ich einen Termin bekomme.
Ja, genau. Also, man muss das wirklich unterscheiden: Wenn man Symptome hat, wenn man einen Knoten tastet oder sonst irgendwelche Symptome hat, die auf eine Erkrankung hindeuten, dann ist es eigentlich keine Früherkennungsuntersuchung mehr, sondern dann ist es ein sogenannter diagnostischer Test. Dann wird untersucht, ob es eine Erkrankung ist oder nicht. Wir sprechen bei den Früherkennungsuntersuchungen immer nur von Personen, die symptomfrei sind, die glauben, dass sie gesund sind und die einfach früh erkennen wollen, ob sie vielleicht eine Erkrankung haben.

Diese empfohlenen Untersuchungen für Krebsvorsorge, aber auch die Gesundenuntersuchung neu, die sind kostenfrei.
Diese Untersuchungen sind kostenfrei. Allerdings muss man dazu sagen, es werden auch immer wieder Untersuchungen angeboten, die kostenpflichtig sind. Also etwas, das relativ häufig angeboten wird von den Gynäkologen, ist ein Ultraschall der Brust. Zum Beispiel: Die Mammographie wird nur alle zwei Jahre durchgeführt, und es wird dann oft angeboten, zwischendurch einen Ultraschall machen zu lassen. Das kostet dann Geld und bringt eigentlich nichts. Also, das ist Geschäftemacherei. Das sollte man – oder muss man – eigentlich nicht tun. Von manchen privaten Instituten werden auch sogenannte Ganzkörperuntersuchungen mittels Computertomographie angeboten, bei denen man wirklich vom Scheitel bis zur Sohle mittels einer Computertomographie untersucht wird, ob irgendwo Krebs zu finden ist, und auch diese Untersuchungen kosten Geld, und auch diese sollte man nicht machen lassen, weil es einfach sehr viele falsch positive Befunde gibt, die dann alle unnötige Behandlungen oder Folgeuntersuchungen mit sich bringen.

Jetzt haben wir ja eigentlich schon besprochen, die Früherkennungsprogramme, die es für die Frau gibt. Wir haben auch die Früherkennungsuntersuchungen für den Mann besprochen. Gibt es eigentlich auch für Kinder etwas?
Es gibt auch für Kinder etwas. Das fängt ja schon bei den Neugeborenen an: Es gibt den Mutter‑Kind‑Pass mit einer Reihe von Untersuchungen, und diese Früherkennungsuntersuchungen werden dann im Schulalter fortgeführt. Es gibt auch Schuluntersuchungen. Die letzte sozusagen für die jungen Erwachsenen ist dann die Stellungsuntersuchung bei den männlichen Österreichern. Und dann beginnt eigentlich schon die Vorsorgeuntersuchung ab dem 18. Lebensjahr. Das ist auch etwas, das in Österreich etwas anders ist als in anderen Ländern. In den meisten Ländern beginnt es eigentlich erst ab 30.

Falls dich zu Hause das Thema Mutter‑Kind‑Pass näher interessiert, kannst du gerne unseren gesund informiert‑Podcast nachhören. Wenn ich jetzt gerne eine Vorsorgeuntersuchung machen möchte, wo finde ich denn Rat, wo, wenn ich mich denn hin, wie funktioniert das?
Also, die Vorsorgeuntersuchungen in Österreich machen zum Großteil die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner, auch Internistinnen und Internisten. Es gibt auf der Webseite der ÖGK Informationsmaterial dazu, aber die beste Beratung erfolgt dann sicher über die Hausärztin oder den Hausarzt.

Was kann ich denn selbst tun, um Krankheiten vorzubeugen?
Also, da gibt es eigentlich ein ganz einfaches Rezept: Das Beste, was man tun kann, ist nicht rauchen, ausreichend Bewegung und gesunde, ausgewogene Ernährung. Und wenn man diese drei Dinge macht, dann kann man das persönliche Krebsrisiko schon wirklich sehr, sehr deutlich reduzieren.

Wenn Sie jetzt unsere Folgen in maximal fünf Punkten zusammenfassen müssten, was würden Sie jetzt erwähnen?
Ich würde sagen, Früherkennungsuntersuchungen machen Sinn, wenn sie wissenschaftsbasiert sind und wenn es klare Studien gibt, die zeigen, dass mehr Nutzen als Risiken entsteht. Früherkennungsuntersuchungen machen keinen Sinn, wenn man sie möglichst häufig und möglichst oft durchführt, sondern es muss sehr genau abgestimmt werden. Für den Einzelnen bedeutet das auch, dass, wenn man eine Krebsdiagnose hat oder Verdacht auf eine Krebsdiagnose, das noch nicht bedeutet, dass man jetzt wirklich Krebs hat oder eine Erkrankung hat. Bei der Mammographie zum Beispiel wissen wir, dass von zehn positiven Mammographien dann eigentlich nur wirklich drei Frauen Krebs haben; sieben stellen sich als falsch positive Befunde heraus oder als Veränderungen, die nicht wirklich mit einer Krebstherapie behandelt werden müssen.

Wenn du zu Hause nähere Informationen zu dieser Folge heute haben möchtest – wir schreiben natürlich alles in die Folgenbeschreibung –, dann kannst du danach selbst …
Wir sind jetzt eigentlich schon am Ende unserer Podcast‑Folge angelangt, und jetzt kommt meine letzte Frage an Sie, Herr Professor Gartlehner: Was ist denn Ihr persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
Ich glaube, ich habe es ohnehin schon genannt. Es sind wirklich diese drei Dinge, die man tun sollte oder vermeiden sollte: Also auf jeden Fall nicht rauchen – das hat ein enormes Risiko für Erkrankungen, Krebserkrankungen, Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen –, Bewegung, Spazierengehen, Laufen, einfach körperliche Bewegung, und ausgewogene Ernährung, um Übergewicht zu vermeiden, weil auch Übergewicht ein enormer Risikofaktor für Krebserkrankungen ist, aber auch für alle anderen Erkrankungen.

Sehr geehrter Herr Professor, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten.
Sehr gerne.

Wir hoffen, dir zu Hause hat diese Folge gefallen, und du bist auch das nächste Mal wieder dabei. Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund‑informiert.at. Wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter gesund‑informiert@gfscmk.at.

Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin: Bleibt gesund und informiert. Baba – Bianca und Anja von gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.