Folge #20 Umwelt und Gesundheit: Ist Umweltschutz gleich Gesundheitsvorsorge?
43 Grad im Schatten, schwere Unwetter mit Überschwemmungen, Radon-verseuchte Böden… macht uns unsere Umwelt krank? Und war früher alles besser?
In der Folge #20 des „Gesund informiert“-Podcast verrät unser Gast Hans-Peter Hutter leider nicht, wo man schicke Hawaii-Hemden kaufen kann. Sie erfahren aber, ob der Klimawandel an allem schuld ist, was Müll trennen mit Gesundheit zu tun hat und ob die Dosis wirklich das Gift macht.
Gast: OA Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. med. Hans-Peter Hutter, Medizinische Universität Wien
Aus Datenschutz-Gründen ist dieser Inhalt ausgeblendet. Die Einbettung von externen Inhalten wird nach Zustimmung in den Datenschutz-Einstellungen aktiviert.
Text zur Folge
Dann tut man etwas, man tut etwas für die Umwelt und gleichzeitig auch für seine eigene Gesundheit, und das ist aus meiner Sicht sehr wichtig.
Willkommen bei gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht. Bianca und Anja bringen Licht in den Dschungel der Gesundheitsinformationen: Mit wissenschaftlich gesicherten Infos, hilfreichen Tipps und spannenden Interviewgästen bist du immer gesund informiert.
Ich möchte.
Willkommen beim gesund informiert‑Podcast. 43 Grad im Schatten, Überschwemmungen, Feinstaub an 360 Tagen im Jahr – macht uns unseren Wald krank und war früher alles besser? Mein heutiger Gast im gesund informiert‑Podcast weiß nicht nur, wo man es schicke Hawaiihemden kauft, sondern auch, ob der Klimawandel an allem schuld ist und ob Umweltschutz gleichzeitig Gesundheitsvorsorge ist. Herzlich willkommen, Herr Professor Hans Peter Hutter von der Med Uni Wien.
Schönen guten Tag, danke für die Einladung.
Bitte stellen Sie sich doch kurz selbst vor und erzählen Sie uns, warum Sie der Experte sind, wenn es um das Thema Umweltmedizin geht.
Naja, das ist einfach. Ich habe sehr viel gelernt, ich habe mich sehr lange mit diesem Themenkomplex beschäftigt. Ich bin als Erstes an der Bodenkultur gelandet, wo ich Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung studiert hab, und hab dann parallel dazu Medizin studiert. Und dieses Doppelstudium hab ich dann danach kombiniert in meiner beruflichen Laufbahn als Umweltmediziner, wobei mein Schwerpunkt eben der Zusammenhang zwischen Umweltfaktoren, Gesundheit – nennt man Umweltnetze nur, die gerne – und auch natürlich alles, was mit Präventivmedizin zu tun hat.
Was ist denn Umweltmedizin? Sind Sie so was wie ein Arzt für die Umwelt, oder womit beschäftigen Sie sich konkret?
Ich finde manchmal, Umweltmedizin ist ein schlechter Begriff, denn man denkt dauernd, man doktert herum an Bäumen oder Sträuchern. Die Umweltmedizin, Umwelthygiene – beides Begriffe, hier wichtig – beschäftigen sich mit Umweltfaktoren. Das sind physikalische, chemische, biologische, aber auch psychische und kulturelle Umweltfaktoren und deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit, auf die Lebensqualität. Und das tun wir, um Risiken abzuschätzen: Wie gefährlich ist was? Und letztendlich auch, um Maßnahmen abzuleiten, die jeder Einzelne machen kann oder die man eben so weit den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern nahebringt, sodass diese auch handeln, damit eben vorbeugend der Gesundheitsschutz der Bevölkerung gewährleistet ist. Das tun wir letztendlich, und da gibt es halt eine Fülle, an der man …
Ja, könnten Sie mir da zwei Beispiele nennen, wie der Einfluss von Umwelt auf … auf meine Gesundheit zum Beispiel ist?
Na, da gibt es ja unterschiedliche Faktoren. Nehmen Sie zum Beispiel physikalische Faktoren: Da geht es um Schall, um Lärm, um elektromagnetische Felder wie den Frequenzbereich – also alles, was mit Haushaltsstrom zu tun hat – und die Effekte oder auch digitalen Anwendungen, sprich Handy‑Using, was da sich abspielt, welche Effekte es hier gibt. Das sind so physikalische Faktoren; gibt es natürlich einen Haufen anderer auch noch. Ja, und da gibt es chemische, und da können Sie sich vorstellen, das reicht von Industriechemikalien über Pestizide zu Schwermetallen. Also da gibt es einen Fundus an Möglichkeiten, wie uns Chemikalien in unserem Leben beeinflussen. Und dann gibt es natürlich auch biologische Einflüsse, das sind jetzt Bakterien, Viren, es ist Schimmelpilz bis hin zu Pollen, die halt auch einigen von uns Probleme machen können. Aber noch einmal: Wesentlich sind auch psychosoziale Einflüsse, die wir haben. Es sind kulturelle Faktoren, die eine Rolle spielen, sprich Ernährungsverhalten ist kulturell unterschiedlich geprägt. Psychosozial bedeutet, dass es hier Unterschiede gibt, auch vom Einkommen, wie die Risiken verteilt sind, wie das Gesundheitswissen. So, Sie sehen, das ist ein sehr, sehr großes Feld, aber letztendlich sehr interessant und abwechslungsreich.
Kann man das irgendwie runterbrechen und das benennen – welche Auswirkungen diese ganzen Faktoren auf uns und auf die Gesundheit haben, im Konkreten, also zum Beispiel an Organen festgemacht?
Ja, im Prinzip können Sie sich vorstellen, nachdem es so viele Einflüsse gibt auf Organsysteme, wird kein einziges ganz verschont bleiben. Da können Sie jetzt beginnen mit UV‑Strahlung, welche ja auch ein Umweltfaktor ist. UV‑C‑Strahlung … na ja, die wirkt natürlich auf das Organsystem. Es gibt Schwermetalle, da ist auch das Nervensystem betroffen. Da gibt es zum Beispiel, wenn Sie es hernehmen, Luftschadstoffe: Da sind die Atemwege, aber auch das Herz‑Kreislauf‑System beeinträchtigt … also Sie sehen, im Prinzip bleibt da nichts verschont. Das ist natürlich abhängig von der Exposition, / Belastung. Aber letztlich sind wir ein offenes System, welches mit dem Ökosystem eben interagiert. Und von daher ist es halt immer eine Balance zwischen Umweltfaktoren und unserer Gesundheit, die aufrechtzuerhalten ist, diese Balance. Und wenn es eben gibt, so dass wir bestimmte Umwelteinflüsse nicht mehr kompensieren können – wir können ja bei den meisten drauf reagieren –, aber wenn eben bestimmte Organsysteme überbelastet sind, dann brechen die zusammen, und das ist wirklich abhängig von verschiedensten, natürlich begleitenden Faktoren.
Mhm, also kurz gesagt: Es kann der ganze Körper betroffen sein, aber auch die Psyche.
Ja, die Psyche. Also ich darf nicht vergessen, dass, wenn es um Gesundheit geht, es immer das körperliche Wohlbefinden gemeinsam mit dem seelischen und dem sozialen Wohlbefinden ist. Da kann man das eine nicht weglassen. Das, was sehr häufig diskutiert wird, sind ja, welche Organsysteme betroffen sind, aber selbstverständlich: Es gibt genügend Einflüsse, die selbstverständlich auch die Psyche beeinflussen bis beeinträchtigen können. Am besten ein Beispiel: Wenn Sie die Auswirkungen von oder die Folgen von Lärm einmal sich anschauen, so gibt es, wenn Sie beispielsweise Lärm ausgesetzt sind – wie Fluglärm –, so gibt es …
Flug.
Auf der einen Seite Schlafstörungen bei Überflügen in der Nacht, nein, aber gleichzeitig gibt es auch untertags Auswirkungen, die letztlich auch … also bei Lärm auch die soziale Gemeinschaft beeinflussen können. Man weiß, dass zum Beispiel es in verlärmten Gebieten … dass die Hilfsbereitschaft abnimmt. Noch ein Beispiel jetzt gerade, was Corona und Covid‑19 anlangt: Haben Sie ja gesehen, wie schnell es geht, dass ein biologischer Partikel, nämlich dieses Virus, auch Einfluss hat – über bestimmte Effekte und Maßnahmen, die man setzt – auf unser Soziales. Und da ist ja gerade, was die psychosoziale Seite angeht, weiß man ja, dass es auch hier teilweise durchwegs massive Folgen gegeben hat: auf der einen Seite eben durch die Erkrankung selbst, aber begleitend auch auf unsere psychosoziale Gesundheit und auf unseren sozialen Zusammenhalt.
Ich glaube, der Paracelsus war es, der gesagt hat: „Die Dosis macht das Gift.“ Welche Rolle spielt denn die Dosis bei den Umweltbelastungen?
Kurze Antwort: Ja, natürlich ist die Dosis hier ausschlaggebend, oft, aber es ist nicht nur der einzige Parameter, auf den man hinschauen muss. Es ist deutlich komplizierter, als man sich das oft vorstellen kann.
Also auch kleine Dosen können Effekte zeigen.
Ja, das können sie.
Verändern sich eigentlich die Krankheiten durch das Klima, durch das Wetter, durch diese Umweltfaktoren?
Es ist nicht so, dass sich die Krankheiten verändern, sondern dass Erkrankungen auftreten, die üblicherweise nur in Ausnahmefällen vielleicht stattgefunden hätten. Der Hitzestress war ja auch in singulären Ereignissen da; also wenn es heiß ist, dann spürt man das. Das Problem, das wir jetzt haben, ist, wenn man jetzt noch einmal die Hitze hernimmt, dass sich die Hitzetage verzehnfachen werden, wir sehen das Jahrhundert so, und letztlich auch die Dauer von Hitzewellen sich deutlich verbreitern wird. Und das bedeutet, dass es nicht neue Erkrankungen gibt, sondern dass eben alles, was mit Hitze und Folgen dieser Hitze zu tun hat, halt einfach öfter auftreten wird und auch öfter entsprechende Folgen nach sich zieht. Es werden Erkrankungen auftreten, die man vielleicht früher nur in den Tropen vermutet hätte, weil es eben auch Mückenarten gibt, die diese tropischen Krankheitserreger transportieren können, die jetzt bei uns auf einmal auch heimisch werden können und unser Gesundheitssystem herausfordern. Aber dass es jetzt ganz nagelneue Erkrankungen gibt … na ja, das ist bei Covid‑19 so, das ist ja eine komplett neue Erkrankung. Auch mit so etwas müssen wir rechnen, klarerweise, weil ja unser Lebensstil oder unser Wirtschaftssystem so aufgebaut ist, dass man nach wie vor keine wirklich ressourcenschonende Haltung hat, sondern dass man in Ökosysteme eindringt, wo man teilweise auch überlegen sollte, ob man da überhaupt … ob wir da überhaupt einen Eingriff durchführen sollten und so weiter. Und von daher werden immer wieder neue Erkrankungen kommen.
Weil Sie es gerade ansprechen: Ist denn Umweltschutz auch gleichzeitig Gesundheitsvorsorge?
Definitiv. Also das kannst du überhaupt nicht trennen. Darf ich vergessen, dass wir eben in einer Umwelt eingebettet sind, egal wie die aussieht. Es ist auch unser familiäres Umfeld eine gewisse Umwelt, ja, und in dem Moment, wo man mit der Umwelt fahrlässig umgeht, brauchen wir nur anschauen, wo es dann … wo es dann eben auch zuschlägt, egal, ob das jetzt eine Katastrophe ist, eine unmittelbare, oder eine, die sich eben langsam zieht, wie der Klimawandel oder Temperaturanstieg, die Klimakrise oder die Biodiversitätskrise. Also man darf nicht vergessen, dass wir ein Teil des Systems sind auf diesem Planeten und wir davon abhängen, in welchem Zustand dieser Planet ist – ob er uns noch die Ernährung zur Verfügung stellen kann, die wir benötigen, ob die Luft genau in jener Luftgüte vorhanden ist, wo wir auch weniger Beeinträchtigungen haben.
Meine Oma sagt ja immer: Früher war alles besser. Da richte ich jetzt diese Frage an Sie: Ist es denn so? War früher wirklich alles besser? Weil heute hört man ja nur noch von Umweltverschmutzung und, ja, Trockenheit, Hitze und so weiter. Gab es denn früher andere Faktoren, die unsere Gesundheit negativ beeinflusst haben? Und ist jetzt womöglich gar nicht alles so schlimm und so … tragisch verändert?
Es ist definitiv anders. Man muss auch schauen, dass sich die Krankheiten, die für die eine Gesellschaft eine Herausforderung sind, sich auch ändern. Nehmen Sie einmal Kinder her, die jetzt gelebt haben, sag ich erst einmal von 1910 / 1920, also in dieser Gegend … na, da waren Infektionserkrankungen speziell sehr starke Probleme für die Kindergesundheit. Da gab es Tuberkulose, Diphtherie, Polio und so weiter, ne? Waren Infektionskrankheiten jene Probleme, die die Ärzte enorm gefordert haben. 100 Jahre später sind es andere Erkrankungen, die speziell die Kindergesundheit beeinträchtigen. Das ist Diabetes 2 aufgrund von Bewegungsmangel, das sind verschiedene Süchte – denken Sie nur jetzt auch an das Handy‑Using oder an digitale Süchte. Das ist, abgesehen vom Bevölkerungswachstum, … der Energieverbrauch ist ja enorm angestiegen, das wissen Sie ja so gut wie ich. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, egal ob das geht … vom Regenwald, Abholzung, die Überfischung, die Massentierhaltung, all das spielt ja eine Rolle, bis hin zu den gigantischen Verkehrssystemen mit der Bodenversiegelung. Also es hat eine ganz andere Dimension angenommen, heißt aber nicht, dass früher alles viel besser war. Da hat es immer andere Geschichten gegeben. Denken Sie nur auch an die Infektionskrankheiten, an Pest und Cholera oder was auch immer. Aber – und das ist jetzt das Novum – wir haben es in der Hand, hier entweder so wahnsinnig weiterzumachen oder irgendwann einmal schon zur Vernunft zu kommen. Und so, wie wir das gemacht haben, wird es für unsere Nachkommen sehr schwer sein, auf diesem Planeten doch irgendwie menschenwürdig zu leben.
Jetzt schauen wir gemeinsam in die Zukunft: Was vermuten Sie, welches Risiko, verursacht durch die Umwelt, wird zukünftig für unsere Gesundheit am größten sein?
Das ist definitiv der Ressourcenverbrauch. Das ist definitiv die Ausbeutung von Ökosystemen, was Überfischung und alles andere anbetrifft, und mündet alles in zwei großen Krisen, in denen wir uns jetzt schon befinden, und das ist die Prioritätskrise und die Klimakrise. Das ist im Prinzip das, worum es in den nächsten Jahren gehen wird. Darauf kann man wetten, nur leider Gottes ist den meisten das noch nicht so bewusst, weil es eben nicht unmittelbar hier nach wie vor viele Menschen interessiert, weil es auch noch nicht so viele betrifft.
Vielleicht geht es dir als Zuhörerin oder Zuhörer ja jetzt ähnlich wie mir: Ich fühle mich gerade ein bisschen machtlos, und das mag ich nicht so gerne, wenn es um meine Gesundheit geht. Herr Professor, vielleicht haben Sie jetzt ein paar Tipps für uns: Was kann ich denn selbst tun, wie kann ich denn etwas bewirken, und wie kann ich denn bei diesen ganzen vielen Faktoren gut auf meine Gesundheit schauen?
Wichtig ist, dass wir alle hier etwas tun können, jede und jeder. Und es beginnt, wenn es um Klima oder um Temperatursteigerung geht, dass man eben CO₂ – also alles, was mit Treibhausgasen zu tun hat, da gibt es ja viele mehr –, dass man hier einfach seinen Beitrag leistet. Das ist das eine: Egal, ob es mehr zu Fuß gehen ist, vielleicht das Fahrrad verwenden, bis hin zu auch – und das muss man halt auch sagen – weniger Fleisch konsumieren. Das bedeutet nicht, dass man vom Fleisch überhaupt alles weglassen muss, nein. Da geht es ja darum, Fleisch auch in einer anderen Qualität zu kaufen, Sie wissen eh, so wie beim Gemüse, Obst: regional, biologisch und saisonal. Dann tut man etwas: Man tut etwas für die Umwelt und gleichzeitig auch für seine eigene Gesundheit, und das ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Und parallel dazu kann man sich organisieren. Gemeinsam – Fridays for Future mag ein Vorbild sein – aber es gibt viele kleinere Umweltorganisationen, die verschiedenste Aspekte hier auch bearbeiten, wo es Engagement braucht, wo man dann gemeinsam auch die Entscheidungsträger, die Politik herausfordern muss, dass sie endlich das umsetzt, was sie eh ständig verspricht oder was wir an verschiedensten Übereinkommen unterschrieben haben, egal, ob das das Paris‑Abkommen ist oder andere. Das heißt, ich kann individuell etwas machen: Alleine schon, dass ich selber etwas tue, bin ich auch ein gewisses Vorbild für andere, und es tut wirklich nicht weh, wenn man mehr zu Fuß geht oder mit dem Rad fährt. Im Gegenteil, das bringt etwas für die Fitness. Und der zweite Punkt ist, dass man sich halt auch gesellschaftlich organisiert und was Gescheites macht. Und auch da wissen wir aus Untersuchungen, dass das hilft, einen gewissen Frust abzubauen; dass man sieht: Das lass ich mir jetzt nicht gefallen, da möchte ich jetzt auch meine Meinung sagen, da möchte ich mich organisieren – gemeinsam mit anderen Jugendlichen, Freundinnen, Freunden, Bekannten oder egal mit wem. Also das ist ein enorm wichtiger Punkt und hat auch gezeigt, dass gerade so eine Bewegung viel bewirken kann, teilweise viel mehr als Pressetexte, die wir seit 20 Jahren schreiben.
Sie haben ja gerade auch vom CO₂‑Ausstoß gesprochen. Wir haben recherchiert, und zwar: Durch das Gesundheitssystem, sprich Gesundheitsdienstleistungen, Krankenhaus und Co., entstehen jährlich 6,8 Megatonnen CO₂. Ich hatte keine Ahnung, ehrlicherweise: Was sind 6,8 Megatonnen? Meine liebe Kollegin, die Anja, hat mir das erklärt: Es sind 6 800 000 Tonnen CO₂. Wie können wir denn unser Gesundheitssystem, wo wir ja alle was Gutes tun möchten und der Gesundheit dienlich sein wollen, wie können wir das Gesundheitssystem klimafreundlicher gestalten?
Naja, da gibt es etliche Überlegungen. Das eine ist einmal, dass man hier auch von der Energieseite – egal, was Krankenhäuser oder andere Gebäude betrifft –, dass man die energieeffizienter macht. Aber man darf halt nicht vergessen, dass in dem Moment, wo man Arzneimittel produziert, hier auch Energie verwendet wird. Und wenn, dann beispielsweise, wenn man Antibiotika verschrieben bekommt, die nach zwei Tagen, obwohl der Arzt, die Ärztin, gesagt hat: Bitte, ihr müsst ja die ganze Woche zu euch nehmen, denn sonst züchtet ihr auch Resistenzen – nur manchmal geht es den Menschen nach drei Tagen schon besser, und dann werden die weggeworfen. Das sind so Dinge, an die man denken muss, und man sollte auch eben sparsam mit solchen Arzneimitteln umgehen. Also es gibt viele Möglichkeiten; das wird das Gesundheitssystem nicht belasten. Eines ist natürlich, dass wir versuchen, auch gesünder zu leben, und damit spart sich natürlich auch das Gesundheitssystem an Kosten und Energie, das darf man nicht vergessen. Und man hat gesehen, wie schnell es gehen kann, dass eines der weltbesten Gesundheitssysteme aufgrund eines winzigen Partikels sehr, sehr stark gefordert war. Von dem hätten wir uns ja wohl nicht träumen lassen, dass es so rasch gehen kann. Aber von daher ist es halt auch ein Aufruf, dass man möglichst viel tut. Ich mein, ich denk, das ist ja logisch, dass man nicht gern krank werden will, aber viele, denke ich, unterschätzen, was Krankheit bedeutet, weil wir für Gesundheit kein Sinnesorgan haben, das uns sagt, uns geht es gut. Und von daher braucht es einfach viel mehr Prävention, viel mehr Vorsorge und auch, dass man sich ganz klar wird: Jeden Tag, wenn man gesund ist, ist das ein toller Zustand, den man sich aber aktiv abrufen muss, denn es sagt ja keiner: Ich bin gesund. Sondern du spürst nur, wenn du krank bist oder wenn es dir nicht gut geht. Dann merkt man es sofort und denkt sich: Waa, mir geht es schlecht. Dass es einem gut geht, merkt man eigentlich kaum oder dass man das letztlich spürt in dieser Art und Weise. Und von daher gibt es nur eine Möglichkeit: erstens das genießen und zweitens auch viel dafür tun. Einfache Maßnahmen, noch einmal: Bewegung ist das beste Medikament, das muss man normal sagen. Es wird auch hier unterschätzt, um möglichst lang beschwerdefrei zu bleiben und eine Fitness zu haben, die es einem ermöglicht, sein Leben auch frei zu entfalten. Was will man mehr?
Du hörst: Auch du als Zuhörerin oder Zuhörer kannst einiges für deine Gesundheit tun und gleichzeitig für die Umwelt etwas Gutes beitragen. Natürlich sind unsere Gesundheitssysteme auch gefordert. Gibt es Mythen über oder zur Umweltmedizin, die Sie schon gar nicht mehr hören können und die Sie uns jetzt noch näherbringen möchten?
Also rund um den Klimawandel … die ganzen Leugnereien … das ist aus meiner Sicht eines der größten Probleme, und das gibt es nicht nur zum Klimawandel, das gibt es zu Luftschadstoffen, es gibt zu allen möglichen … Stichwort Fake News. Ich denke, das ist eines der größten Probleme, die wir haben, dass sich eben über die Medien, über die sogenannten sozialen Medien, irrsinnig viel Unfug, Blödsinn verbreitet, welcher uns und eigentlich auch den Entscheidungsträgern dann schwieriger macht, hier vernünftig noch in irgendeiner Weise … oder sagen wir so, dass die Bevölkerung dann noch zu motivieren ist, bei bestimmten Dingen, die wir machen müssen, mitzumachen. Das ist eines der größten Probleme, dass es dort und da Mythen gibt. Es ist eigentlich wurscht, es ist hauptsächlich die Verbreitung von völligem Blödsinn.
Ja, es ist gar nicht so leicht zu unterscheiden, was jetzt Fake ist und was echt ist. Wenn du dich zu Hause dafür mehr interessierst, dann kannst du gerne auf unserer gesund informiert‑Seite nachschauen. Wir haben dir dazu Fakten aufgeschrieben, wie du Gesundheitsinformationen gut durchschauen kannst. Mich würde noch interessieren – jetzt schon fast am Schluss –: Wo kann ich mich denn informieren, sei es, wenn ich jetzt als, ja, in der Stadt Lebende das Gefühl habe, bei mir ist die Luft so schlecht, ich spüre es schon in der Lunge, oder ich lebe am Land und mir kommt vor, mein Keller strahlt? Wo kann ich mich hinwenden, was kann ich tun?
Ja, es gibt ja mittlerweile sehr viel Information, die sehr verlässlich ist. Gehen wir mal … Es gibt überall Luftgütemessstationen, die einerseits von den einzelnen Ländern betrieben werden, auf der anderen Seite vom Umweltbundesamt. Also die Luftgüte kann man über das Internet sehr gut abrufen; die gibt es tagesaktuell. Der zweite Punkt ist, man kann sich auch interessieren, weil Sie es angesprochen haben, über Radon, weil das ist genau jene ionisierende Strahlung, die aus dem Boden kommt. Das ist ein radioaktives Edelgas. Da gibt es eine Radonkarte, wo man eben schauen kann, in welchem Gebiet … Man kann eintippen, Postleitzahl, und dann weiß ich: Aha, das ist ein Gebiet, wo ich praktisch keine Belastung habe, und dort habe ich sie. Und dann gibt es auch Möglichkeiten, wie ich Abhilfe … welche Maßnahmen man setzen kann. Es gibt ein Lärmkataster für Straßenlärm, aber auch für andere Daten. Also hier gibt es sehr viel Umweltinformation, ich denke, auch sehr verlässliche, weil es schlichtweg auch von Behörden erstellt wird. Und da muss ich schon sagen, dass diese Karten sehr, sehr überlegt von klugen Leuten gemacht worden sind, die auch kein Interesse haben, hier irgendetwas hinteranzuhalten.
Wir verlinken dir natürlich die Tipps, die Herr Professor Hutter gegeben hat, in der Folgenbeschreibung. Ja, jetzt sind wir eigentlich schon wieder am Ende unserer Folge angelangt, und ich würde jetzt diese Folge sehr, sehr knackig zusammenfassen.
Jetzt bin ich aber neugierig.
Ich würde meinen – aber bitte bessern Sie mich gerne aus oder ergänzen Sie –: Wir sind die ganze Zeit von Umweltfaktoren umgeben, die natürlich eine Einwirkung und Auswirkung auf unsere Gesundheit haben. Umweltschutz ist definitiv Gesundheitsvorsorge. Jeden Schritt, den Sie zu Fuß gehen, jedes Mal, wenn Sie das Rad nehmen, tun Sie etwas für die Umwelt, aber gleichzeitig auch für Ihre Gesundheit. Früher war nicht alles besser, früher hat es genauso Umweltbelastungen gegeben, sie waren anders. Heute schauen wir einer echten Belastung entgegen: dem Klimawandel. Und jetzt erst recht, lieber früher als später, müssen wir – und zwar jeder Einzelne – zu Hause anfangen, etwas für sich selbst, für die Umwelt, aber auch für die Nachkommenschaft zu tun. Was ist denn Ihr persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
In Bewegung bleiben, in Bewegung bleiben und Verantwortung für die anderen übernehmen. Das ist, denke ich, das Wichtigste.
Vielen Dank für den Tipp „In Bewegung bleiben“. Das war’s schon für heute. Danke, Herr Professor Hutter von der Med Uni Wien, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten. Wir hoffen, diese Folge hat dir zu Hause gefallen und du bist auch das nächste Mal wieder mit dabei.
Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund‑informiert.at. Wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter gesund‑informiert@gfscmk.at. Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin: Bleibt gesund und informiert!
Baba, Bianca und Anja von gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.