Folge #2 Mein Arztgespräch: Muss ich mich wirklich vorbereiten?
Höchstwahrscheinlich kennen Sie die Situation: Immer, wenn Sie der Ärztin oder dem Arzt gegenübersitzen, sind Sie aufgeregt und vergessen oft die brennenden Fragen zu stellen.
In der Folge #2 des „Gesund informiert“-Podcast spricht Dr. Jürgen Soffried vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention darüber, ob man der Ärztin oder dem Arzt Fragen stellen darf, was gut wäre zu fragen und warum es manchmal gescheit ist, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.
Gast: Dr. Jürgen Soffried, MPH, Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP)
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Text zur Folge
Willkommen bei gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht. Wir sind Anja und Bianca von gesund informiert und wir versorgen dich mit Fakten zum Thema Gesundheit.
Es ist schwer genug, Entscheidungen zu treffen, noch mehr, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Umso wichtiger ist es, gesund informiert zu sein.
Triff also informierte Entscheidungen für deine Gesundheit mit uns und unseren Expertinnen und Experten. Bist du gesund informiert, unabhängig, werbefrei und kostenlos. Heute geht es um das Arztgespräch. Du kennst das bestimmt: Wenn man beim Arzt sitzt, ist man nervös, versteht manches nicht, und zu Hause kommt man dann drauf: Das wollte ich eigentlich auch noch fragen. So geht es jedenfalls mir, also frage ich mich: Gibt es da Tipps und Tricks, dass so etwas nicht passiert? Um darauf Antworten zu finden, haben wir Jürgen Soffred vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention bei uns zu Gast. Er weiß ganz genau, wovon er spricht, denn er hat ein Heft zu diesem Thema – also Mein Arztgespräch – entwickelt, und außerdem ist er Arzt und bestimmt ab und an mal selbst Patient. Lieber Jürgen, wir freuen uns sehr, dass du heute bei uns bist, und freuen uns schon auf ein spannendes Gespräch mit dir. Stell dich doch bitte mal selbst kurz vor und sag uns, warum gerade du der Richtige für dieses Thema bist.
Hallo, liebe Zuhörerin, lieber Zuhörer, mein Name ist Jürgen Soffred und ich bin von der Grundausbildung her Arzt für Allgemeinmedizin, bin in weiterer Folge über eine Public‑Health‑Ausbildung in die Sozialversicherung gekommen und beschäftige mich circa seit 2013 mit Themen wie guter Gesprächsqualität, guter Gesundheitsinformation und Nutzertestungen. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, zu sagen, dass ich der Experte bin auf dem Gebiet, aber habe in den letzten 8 Jahren Erfahrungen gesammelt, und das Entscheidende bei dieser Broschüre ist, dass nicht ich sie entwickelt oder geschrieben habe, sondern dass da ganz viele Nutzertestungen eingeflossen sind. Das heißt, wir haben vor allem Seniorinnen und Senioren gefragt – in Einzelinterviews, in Fokusgruppen – und gehen jetzt davon aus, dass wir eine Broschüre haben, die für euch gut ist.
Das klingt doch sehr vielversprechend. Schauen wir uns das einmal an. Muss ich mich wirklich auf ein Arztgespräch vorbereiten?
Das kommt ganz darauf an, was das Arztgespräch sein soll. Gehst du zur Ärztin, zum Arzt, weil du eine Führerscheintauglichkeitsuntersuchung machen willst? Da wirst du wahrscheinlich wenig Fragen haben, aber es gibt Situationen, wo wir Entscheidungen treffen wollen, wo wir einfach mit Fragen uns beschäftigen. Wir Menschen haben grundsätzlich 2 Entscheidungssysteme zur Verfügung. Das erste System nennt man auch Don’t Make Me Think, also ich mag nicht darüber nachdenken, ich handle oder entscheide spontan, aus dem Bauch heraus, instinktiv. Es ist ganz wichtig: Dieses System brauchen wir mehrmals täglich, sonst würden wir überhaupt nichts zu Ende bringen. Aber es gibt hin und wieder Entscheidungen, da wollen wir uns überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, was die Vor‑ und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten sind. Wir sind auf der Suche nach Informationen, um eine gut informierte Entscheidung treffen zu können, für die wir uns auch Zeit nehmen, und wir wissen, dass in Österreich nach wie vor eine sehr wichtige Informationsquelle das Arztgespräch ist. Und in dieser Situation macht es auf jeden Fall Sinn, sich auf das Arztgespräch vorzubereiten. Wenn ich Fragen habe und weiß, dass ein Arztgespräch ansteht, dann sollte ich mir meine Fragen auf jeden Fall im Vorhinein überlegen, zu Papier bringen, das mitnehmen, auch mutig auspacken, dann im Gespräch, und meine Fragen stellen.
Bei meinen Ärzten ist es schon so, dass da Zeit echt eine Rolle spielt und dass die dann nicht so erfreut sind, wenn ich einmal eine Frage auch stelle. Wie ist da deine Erfahrung oder was ist dann ein Tipp?
Ärzte können natürlich in einer Situation sein, wo alles sehr schnell gehen muss und wo vielleicht nicht gerade der ideale Zeitpunkt ist, um Fragen zu stellen. Deswegen ist es gut, wenn ich Fragen habe, dass ich das vielleicht bei der Terminvereinbarung schon ankündige, also wenn ich einen Termin bei meiner Ärztin, bei meinem Arzt ausmache, kann ich auch gleich sagen: Ich hätte ein paar Fragen, würde die gerne besprechen, es wird diesmal länger dauern als 5 Minuten. Dann kann sich die Person, die den Termin vereinbart – oder vielleicht macht man es auch mit der Ärztin, mit dem Arzt selber – darauf einstellen und mehr Zeit einplanen. Also Arztgespräche sind auch eine Organisationsfrage.
Aber ich muss da schon ein bisschen mutig sein.
Ja, sozial erwünschtes Verhalten ist da fehl am Platz. Also wenn ich in einem vollen Warteraum sitze und wahrnehme: Uh, da ist es heute wirklich sehr eng und alle haben wenig Zeit, und da stelle ich meine Fragen lieber nicht, obwohl sie mir auf der Seele brennen und mir ganz wichtig sind, dann ist das Verheimlichen der wichtigen Fragen dumm, weil die Fragen dann unbeantwortet bleiben. Ich werde wahrscheinlich keine gut informierte Entscheidung treffen und komme dann irgendwann später mit dem Problem wieder, also es gewinnt weder der Arzt noch der Patient, wenn Fragen nicht besprochen werden – irgendwann müssen sie besprochen werden.
Also das heißt, ich darf durchaus Fragen stellen. Es ist voll okay. Was könnte ich denn so fragen, also was ist denn gescheit zu fragen?
Was ist das überhaupt für eine Erkrankung? Wo kommt die her, was sind die Ursachen, was kann ich selber tun, was passiert, wenn ich nichts tue, was? Was sind eben meine Möglichkeiten? Was sind die Vor‑ und Nachteile dieser verschiedenen Möglichkeiten? Es gibt sozusagen ein Grundset von Fragen, die ich in meinem Kopf immer dabeihaben kann für den Notfall. Wenn ich jetzt keine Zeit habe, mich vorzubereiten – es gibt ja auch solche Arztkontakte –, es passiert mir jetzt etwas und ich komme ins Krankenhaus, zum Beispiel, und dann kann ich mir vielleicht die 3 Fragen merken: Was habe ich, was kann ich tun und warum soll ich das tun? Ja, das ist so dieses Hust Me Free‑Konzept von 3 Grundfragen, die ich immer stellen kann.
OK, das heißt, ich stelle Fragen. Ich habe jetzt von dir auch ein paar Beispielfragen bekommen, die eigentlich in vielen Situationen anwendbar sind mir. Jetzt krieg ich hoffentlich Antworten von meinem Arzt, von meiner Ärztin, und in meinem Fall ist es so, dass ich mir wirklich sowieso schlecht Dinge merke und noch mehr, wenn ich nervös bin, was ja in der Regel beim Arzt dann schon bin oder bei der Ärztin. Was kann ich tun?
Das kennen vielleicht viele, die schon mal Fragen im Kopf hatten. Am Vorabend weiß man noch alle Fragen, im Warteraum sind es dann vielleicht nicht mehr als 2, die man sich abrufen kann, und wenn man dann reingeht, ist es vielleicht noch eine, an die man sich erinnern kann. Deswegen ist es so wichtig, sich die Fragen vorher aufzuschreiben. Das kann auf jedem Schmierzettel grundsätzlich sein. Wir bieten jetzt eben diese Broschüre an, weil es ein bisschen systematischer ist. Und wichtig ist es dann natürlich, sie mitzunehmen und auch dann rauszuholen und zu zeigen: Ich habe da meine Fragen aufgeschrieben. Das ist ja in Wirklichkeit auch schon eine Intervention ins Gespräch, wenn ich herzeige: Schauen Sie, Frau Doktor, Herr Doktor, ich habe mir da Fragen aufgeschrieben. Eben damit zeigt man: Es ist mir total wichtig, und bitte, ich will das jetzt besprechen. Dann bietet das Heft eben die tolle Möglichkeit, dass ich mir die Antworten zu den Fragen gleich dazunotieren kann. Das ist ja auch ganz wichtig: Ärzte neigen dazu, viele Informationen in kurzer Zeit zu geben; das möge man ihnen bitte ein Stück weit auch nachsehen. Die denken natürlich in ihrem Schema und wechseln auch ständig hin und her zwischen Gesprächen untereinander, vor allem im Krankenhaus. Dann habe ich auch das Recht, als Patientin oder Patient zu sagen: Herr Doktor, bitte, ich bin kein Kollege, reden Sie mit mir so, dass ich es verstehe. Das sollte eigentlich reichen, bei der Ärztin oder dem Arzt klarzumachen: Okay, jetzt muss ich in eine andere Sprache wechseln – gar nicht verkehrt.
Zurückfragen, wenn ich was nicht verstehe, mhm.
Genau. Ganz wichtig: Wenn ich etwas nicht verstehe, wenn es mir zu schnell geht, zu sagen: Bitte Stopp, ich mag das aufschreiben, weil ich kann mir das nicht alles merken. Das kennen die Ärzte und Ärztinnen ja auch. Wenn ich mit meinem Auto in die Werkstatt fahr und der Christian, mein Werkstättenleiter, fängt an: Ja, Jürgen, da haben wir das und das und das …, dann sag ich ja immer: Christian, erklär es mir so wie meinem siebenjährigen Sohn, ich verstehe das nicht. Mit mir kannst du nicht reden wie mit einem Mechaniker. Sprich bitte mit mir wie mit einem Kind. Und das ist okay. Ich kann als Patientin hingehen, ich brauch mich da nicht genieren: Wenn ich nicht medizinisch gebildet bin, habe ich das Recht, Fachausdrücke nicht zu verstehen oder auch, dass mir etwas zu schnell geht. Man sagt: Bitte Stopptaste, ich muss mir das einmal aufschreiben, ich muss das begreifen, ich will ja eine gut informierte Entscheidung treffen in weiterer Folge, und das geht mir jetzt einfach zu schnell. Und wenn ich das gesagt habe, kann ich mir schwer vorstellen, dass das Gegenüber – die Ärztin, der Arzt – sagt: Das ist mir jetzt aber wurscht.
Ja. Und du hast gesagt, du schreibst dir dann die Antworten auf – und zwar in diese Broschüre Mein Arztgespräch. Das ist ein schönes türkises Hefter in einem sehr handlichen Format. Zeig uns einmal, was in dem Hefter drinnen ist, bitte.
Also, das Heft kann ich schon sehr gut verwenden in der Vorbereitung auf das Gespräch. Es bietet zum Beispiel Fragen an, die ich stellen kann, da haben Beispiele von Fragen drinnen, es ist ganz viel Platz für – glaube ich – 40 Fragen oder so, die ich mir notieren kann. Es ist ja jetzt auch nicht so gedacht, dass ich es einmal verwende und wegschmeiße; ich kann das immer wieder verwenden, und daher ist viel Platz für viele Fragen. Es ist auch viel Platz, um die Antworten zu notieren, aber es ist auch die Möglichkeit, Informationen zu sammeln, die dann im Arztgespräch für die Ärztin oder den Arzt vielleicht wichtig sind. Also wenn ich zum Beispiel schon Medikamente einnehme, dann ist es gut, diese hier zu dokumentieren, weil die Frage wird einfach kommen: Was nehmen Sie für Medikamente? Und die Antwort: Business eh, Herr Doktor, die kleine weiße – das hilft uns einfach nichts, wenn die Patientinnen sagen: Wir wissen es eh, die herzförmige oder die längliche blaue.
Ja, weil sie auch bei der Zeit sparen. Hilft dann tatsächlich; oder weil, wenn ich jetzt dort sitze und sage: Okay, ich nehme jetzt die Zylinder und so und so viel Milligramm in der Früh, am Abend und zu Mittag, dann spart das dir als Arzt wie auch mir Zeit.
Genau. Und deswegen erwarte ich, dass die Ärztinnen und Ärzte froh sein werden, wenn die Patientinnen mit dieser Information kommen: Dann haben sie sozusagen eine Blickdiagnose, und das ist eine Möglichkeit, Zeit zu sparen – zum Beispiel dann für die Fragen. Ich kann da auch reinschreiben: Was habe ich für Allergien oder Unverträglichkeiten, was habe ich für Schmerzen – das ist auch ein ganz großer Block –, weil Ärzte wenig anfangen können mit so Auskünften wie Ihr wisst es eh so circa. Deswegen gibt es die Möglichkeit, einzuzeichnen, wo der Schmerz sitzt, und auch zu beschreiben: Ist das jetzt ein stechender, brennender, ziehender, drückender Schmerz? Da gibt es allerhand Möglichkeiten auszuwählen, anzukreuzen, auch selbst was hinzuschreiben. Wann tritt der Schmerz auf?
Also, ich blättere jetzt gerade durch das Hefterl und das ist eine extrem angenehme Schriftgröße.
Das ist Ergebnis der Nutzertestung. Wir haben es eben mit Seniorinnen und Senioren ausprobiert, und daher ist die Schrift jetzt sehr groß. Also Jugendliche werden sich vielleicht fragen: Wieso ist das so groß geschrieben? – und die Antwort ist: Damit auch ältere Menschen das gut lesen können.
Das kommt mir auch schon zugute. Wenn ich mir jetzt diese Dinge eintrage, wie jetzt die Schmerzen oder die Medikamente, die ich einnehme, meine Fragen gut vorbereite und aufschreibe, dann sitze ich dort in der Praxis, bin nervös, ich kriege bestimmt gute Antworten, oder ich frage nach, wenn mir eine Antwort nicht klar ist, dann … Und dann bin ich trotzdem zu gestresst, um es dann auch wirklich ganz gut aufnehmen zu können. Hast du da einen Tipp?
Genau. Wenn ich schon weiß, dass es um etwas sehr Wichtiges geht, dann kommt das Thema Vertrauensperson mitnehmen ins Spiel, und da gibt es jetzt 2 Perspektiven: Die eine Perspektive ist: Ich stelle mich selbst als Vertrauensperson zur Verfügung – das heißt, ich gehe mit jemandem mit, der jetzt ein wichtiges Gespräch hat –, oder ich selber biete jemandem an, mit mir als Vertrauensperson mitzukommen. Die kann mich auch schon in der Vorbereitung unterstützen, beim Aufschreiben meiner Fragen, mit der kann man besprechen: Was würdest du vielleicht noch fragen?
Wir kannten sowas. Was oder wer ist denn eine Vertrauensperson?
Mir sollte schon eine Person sein, die mich kennt, zu der ich eben Vertrauen habe, aber die in der Situation kühlen Kopf bewahren kann. Also die eigenen Kinder oder die eigenen Eltern sind vielleicht auch nicht immer ideal, weil die sind vielleicht noch aufgeregter als ich selber, und ein Nervenbündel neben mir hilft mir dann halt nix. Also es sollte jemand sein, die oder der kühlen Kopf bewahren kann und dann in der Situation in der Lage ist, mich daran zu erinnern: Du, diese Frage wolltest du auch noch stellen – oder soll ich sie jetzt für dich stellen? Oder mich auch unterstützt beim Notieren der Antworten. 2 Hände können mehr mitschreiben als eine, 4 Ohren hören auch mehr als 2. Der große Vorteil ist auch für alle am Gespräch Beteiligten: Ich habe dann einen Zeugen, also sowohl die Ärztin und der Arzt können sagen: Aber das haben wir ja besprochen, Ihre Vertrauensperson war ja auch dabei; Sie haben sich das aufgeschrieben, oder können sagen: Bitte schreiben Sie sich das jetzt auf, weil das ist total wichtig. Und für mich als Patientin oder Patient der große Vorteil: Ich kann das dann hinterher in Ruhe noch einmal besprechen mit meiner Vertrauensperson: Wie hast du das verstanden, was hast du noch gehört? Ja, ich nehme einfach mehr mit aus dem Gespräch und kann es erklären, mit jemandem reflektieren. Und ich kenn durchaus Kolleginnen und Kollegen, die das gerne haben, wenn in solchen Situationen vor allem auch ältere Menschen, die bei persönlichen Gesprächen dann vielleicht schneller überfordert sind, jemanden mitbringen – eine Vertrauensperson –, weil … Also aus Arztperspektive ist es ja auch so zu sehen: Probleme, die ich nicht löse, die kommen wieder zu mir zurück, also im Krankenhaus vielleicht nicht unbedingt, weil dann kommen sie zu einem anderen, aber wenn ich da niedergelassen behandle und ein Problem nicht löse, dann kommt es ja wieder.
Und die Vertrauensperson, die ich dann mitnehme, mit der sollte ich vorher auch schon klären, was ihre Aufgabe ist. Man soll …
Bitte vorab die Rollen aufteilen: Was fragst du, was frag ich? Oder: Was hätte ich gerne, dass du machst bei dem Gespräch – einfach nur dabei sein, damit ich mich wohler fühle? Geht genauso wie: Bitte stell du diese Frage. Das muss man sich mal vorher aushandeln mit der Vertrauensperson. Und die Einladung jetzt an die Jüngeren, oder sagen wir mal die fitteren Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich zutrauen, selbst so eine Vertrauensperson zu sein: Bietet das an. Ja, wenn ihr vielleicht Eltern habt, wo ihr seht, die tun sich schon schwer oder schon überlegt habt: Sollte ich vielleicht zu dem Arztgespräch von der Mama mal mitgehen, weil das, was sie mir da erzählt, ich kann das nicht nachvollziehen? – Tut es. Also, es wird sicher genug Ärztinnen und Ärzte geben, die sich darüber freuen, wenn vor allem ältere Patientinnen und Patienten jemanden mithaben, weil dann dreht sich die Drehtür – im Sinne von: dasselbe Problem kommt immer und immer wieder bei meiner Tür rein –; die hört sich dann vielleicht aufzudrehen, und da haben auch die Ärztinnen was davon.
Stimmt, ich könnte selber eine Vertrauensperson werden. Genau. Das ist eigentlich schon die letzte, fast letzte Frage. Du bist Arzt, du bist aber auch Patient – ab und an. Gibt es noch einen Tipp, damit ich das Gespräch optimieren kann?
Versuchen Sie mal das Gedankenexperiment: Sie sind selber die Ärztin oder der Arzt. Und was würde Ihnen jetzt helfen? Welche Informationen hätten Sie gern von der Patientin oder dem Patienten? Gehen Sie mal 5 Minuten lang in den Schuhen des anderen – das ist ja, glaube ich, bei jedem Gespräch, das ansteht, hilfreich. Ich versuche mich mal vorher ins Gegenüber hineinzuversetzen. Das mag schon hilfreich sein, aber natürlich, ihr kennt beide Seiten und tun wir da jetzt ein bisschen … leichter. Das ist …
Überhaupt ein super Tipp, so für immer oder für den gesamten Alltag, wenn man sich einmal in eine andere Rolle reindenkt. Auch Jürgen, vielen lieben Dank, ich fasse das jetzt noch einmal kurz zusammen: Was kann ich tun, um das Arztgespräch zu optimieren? Wichtig ist es tatsächlich, sich vorzubereiten, weil es gescheit ist, sich die Fragen niederzuschreiben. Die kann ich dann ablesen, die kann ich dann auch niederschreiben – die Antworten, die mir der Arzt gibt. Das Heft Mein Arztgespräch, das ist sehr praktisch für dieses Ganze Vorbereiten, weil da steht auch drinnen, welche Medikamente ich einnehme oder welche Schmerzen ich habe. Das kann ich dort alles schon vor eintragen, brauche es nur noch ablesen. Ich darf Fragen stellen, dem Arzt, der Ärztin, zum Beispiel: Was habe ich, was bedeutet das für mich und was kann ich tun? Und ich darf durchaus jemanden mitbringen zu dem Gespräch – eine Vertrauensperson, mit der ich mich vorab bespreche, um die Aufgaben zu klären. Das heißt: Du hörst heute ganz genau hin, du schreibst das dann mit für mich. Das Angenehme daran ist, man kann es dann nachher noch einmal besprechen, und für dich zu Hause: Überleg dir einfach, vielleicht passt das ja für dich, dass du selbst einmal als Vertrauensperson bei einem deiner Lieben mitkommst zum Arztgespräch. Was hast du für einen Tipp für ein gesundes Leben?
Ist das … Na ja. Sei du selbst. Das kommt mir vor, oder? Das wird für mich selber immer wichtiger – im Sinne von: Wie kann ich selber gesund bleiben? Sich nicht zu viel verbiegen und anpassen an die Erwartungshaltungen der anderen – das kann irgendwann ungesund werden. Zu sich selber stehen, Mut haben, ich selbst zu sein – das ist nicht immer einfach; für die eigene Gesundheit ist es, glaube ich, letztendlich ein guter Tipp.
Das war’s schon wieder für heute. Danke, lieber Jürgen, dass du bei uns warst. Dich zu Hause interessiert bestimmt, wo du die Broschüre Mein Arztgespräch finden kannst – nämlich auf unserer Website www.gesund‑informiert.at. Da kannst du sie downloaden, auch in englischer Sprache, oder bestellst die Broschüre bei uns, beim Gesundheitsfonds Steiermark. Tag und die Adresse dafür findest du auch auf unserer Website. Beziehungsweise werden wir die ganzen Links in die Textbeschreibung des Podcasts mit aufnehmen. Wir hoffen, diese Folge hat dir zu Hause gefallen, und du bist auch das nächste Mal wieder dabei. Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast mitgestalten möchtest, dann schau auf unserer Website gesund‑informiert.at. Wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, schreib uns einfach unter gesund‑informiert@gfsdmk.at.
Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin: Bleib gesund und informiert!
Anja und Bianca von gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.