Folge #14 Der Österreichische Mutter-Kind-Pass: Was müssen Eltern wissen?
Eine Schwangerschaft ist immer aufregend und bringt das gewohnte Leben ganz schön durcheinander. Seit 1974 gibt es den Mutter-Kind-Pass in Österreich. Der Mutter-Kind-Pass begleitet die werdenden Mütter und Väter bis zum Kleinkindalter des Kindes.
In der Folge #14 des „Gesund informiert“-Podcast erfahren Sie, wie Sie zu Ihrem Mutter-Kind-Pass kommen, welche Untersuchungen notwendig sind und wo Sie Hilfe bekommen, wenn es mal nicht so einfach ist.
Gast: Dr.in Heidelinde Jakse, Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK)
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Text zur Folge
Es ist gelungen, die Säuglingssterblichkeit, die Mütter‑ und die Kindersterblichkeit um ein Vielfaches zu minimieren.
Willkommen bei Gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht. Wir sind Anja und Bianca von Gesund informiert, und wir versorgen dich mit Fakten zum Thema Gesundheit. In Österreich werden wieder mehr Kinder geboren. Der beste Grund, sich über den Mutter‑Kind‑Pass zu informieren. Ich habe sogar noch meinen eigenen, den gibt es also schon sehr lange, seit 1974, und natürlich hat er sich seither weiterentwickelt – nicht nur in Farbe und Form, vor allem auch. Erhalt heute bei uns im Gesund informiert‑Podcast ist Frau Dr. Heidi Jaxe von der Österreichischen Gesundheitskasse zu Gast, und sie ist ein echter Mutter‑Kind‑Pass‑Profi, herzlich willkommen.
Ja, herzlichen Dank für die Einladung. Mein Name ist Heidi Jaxe; ich komme vom Gesundheitszentrum Graz der Österreichischen Gesundheitskasse. Ich arbeite dort schon seit über 20 Jahren, genauer gesagt in der steirischen Mutter‑Kind‑Beistelle, und für alle, die die steirische Mutter‑Kind‑Beistelle nicht kennen: Wir sind ein Beratungs‑ und Kompetenzzentrum für Schwangere, also alles rund um die Schwangerschaft, den Mutter‑Kind‑Pass betreffend, und ja, zu uns kommen tagtäglich viele Schwangere zur Blutabnahme. Wir sind nämlich auf die Labordiagnostik, wichtig in der Schwangerschaft, spezialisiert – vielleicht als Beispiel: Wir führen auch den Zuckerbelastungstest durch und machen dann zusätzlich sehr viele Impf‑ und Ernährungsberatungen.
Das heißt also, du arbeitest täglich mit dem Mutter‑Kind‑Pass?
Genauso ist es.
Es – das ist praktisch – da kriegen wir heute sicher viele Antworten auf unsere Fragen. Und der Mutter‑Kind‑Pass, das klingt sehr förmlich, ein wenig nach Amt. Was steckt denn genau dahinter?
Ja, der österreichische Mutter‑Kind‑Pass ist ein Vorsorgeuntersuchungsprogramm für Schwangere, Säuglinge und Kinder bis zum 5. Lebensjahr. Die Untersuchungen, die vorgesehen sind, dienen dazu, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Das heißt, es ist ganz wichtig, alle Untersuchungen zeitgerecht durchzuführen, um rechtzeitig reagieren zu können und bei Bedarf zu behandeln. Wann und wo bekomme ich denn den Mutter‑Kind‑Pass? Den Mutter‑Kind‑Pass bekommt man am Anfang der Schwangerschaft, da geht es sozusagen los. Das ist in erster Linie bei der Frauenärztin oder bei dem Frauenarzt, wenn die Schwangerschaft festgestellt wird, und es ist aber natürlich auch möglich, beim Allgemeinmediziner, bei der Allgemeinmedizinerin, in Familienberatungsstellen, in geburtshilflichen Ambulanzen und natürlich auch in Gesundheitszentren der Österreichischen Gesundheitskasse diese Untersuchungen zu machen. Und dort bekommt man auch den Mutter‑Kind‑Pass.
Aber das geht dann automatisch, oder? Also ich muss den Mutter‑Kind‑Pass nicht extra anfordern?
Nein, den muss man nicht extra anfordern; den bekommt man automatisch.
Und wie viele Untersuchungen? Ich kann mich erinnern, ich bin ja dann Mutter‑Kind‑Pass‑untersucht worden – nicht nur ich, auch mein Kind –, und bin dann schon mal hingegangen. Wie viele Untersuchungen sind denn im Mutter‑Kind‑Pass vorgesehen?
Im Mutter‑Kind‑Pass sind sehr viele Untersuchungen vorgesehen. Das fängt am Anfang der Schwangerschaft an: Das sind 5 frauenärztliche Untersuchungen bis zur Geburt; zusätzlich gibt es auch noch eine Hebammenberatung, eine internistische Untersuchung und mehrere Laboruntersuchungen. Danach, nach der Geburt, gibt es kinderärztliche Untersuchungen bis zum 5. Lebensjahr, zusätzlich auch eine Hals‑Nasen‑Ohren‑Untersuchung, eine Augenuntersuchung, eine orthopädische Untersuchung
und Hüft‑Ultraschalluntersuchungen.
Muss ich mir jetzt diese vielen Untersuchungen und die Termine dazu alle merken, oder gibt es da so etwas wie ein Service, wann ich wozu sein habe?
Auf der einen Seite gibt es natürlich den Mutter‑Kind‑Pass, dieses gelbe Büchlein, das wahrscheinlich alle kennen. Das ist ein Dokument, und da werden alle Untersuchungsergebnisse eingetragen. Da kann man natürlich auch selber nachblättern, und da sieht man genau, von Anfang der Schwangerschaft bis zum fünften Lebensjahr, in welchem Zeitraum die Untersuchungen zu erfolgen haben. Dann bekommt man sicher auch von Anfang an bei den behandelnden Ärzten den nächsten Termin. Aber es gibt in der Steiermark die Wissenschaftliche Akademie für Vorsorgemedizin, und da gibt es einen Mutter‑Kind‑Pass‑ und Impfterminrechner. Das heißt, das ist sehr praktisch: Man kann den Geburtstermin eingeben und hat dann wirklich alle notwendigen Mutter‑Kind‑Pass‑Termine auf einen Blick; das kann man sich auch ausdrucken.
Sehr gut, da sind ja eine Menge Untersuchungen. War das immer schon so – also war das auch schon bei mir 19 … ich verrate jetzt die Jahreszahlen nicht. Aber hat sich da etwas in der Entwicklung getan?
Ja, da hat sich sehr viel getan in den fast letzten … gern vielleicht ein bisschen noch zur Geschichte, wie es überhaupt gekommen ist, dass dieser Mutter‑Kind‑Pass sozusagen erfunden wurde. Tatsache war, dass 1973 die Säuglingssterblichkeit in Österreich extrem hoch war – da waren wir das Schlusslicht, vor allem in Westeuropa –, und da hat die damalige Gesundheitsministerin Leodolter den Mutter‑Kind‑Pass eingeführt, und meiner Meinung nach ist das wirklich eine totale Erfolgsgeschichte. Und das ist ein wirklich seit Jahren erfolgreiches Vorsorgeuntersuchungsprogramm. Es ist gelungen, die Säuglingssterblichkeit, die Mütter‑ und die Kindersterblichkeit um ein Vielfaches zu minimieren. Großartig. Ja, deshalb ist es, glaube ich, auch so wichtig, und das ist mir so ein Bedürfnis, dass auch heute, wenn ich da die Gelegenheit bei dir habe, zu sagen: Es ist so wichtig, alle Mutter‑Kind‑Pass‑Untersuchungen wirklich auch bis zum 5. Lebensjahr durchzuführen, um wirklich rechtzeitig Erkrankungen zu erkennen und zu behandeln und reagieren zu können, so wie ich es eh schon gesagt habe. Du betonst immer „bis zum 5. Lebensjahr“. Gibt es da vorher eine Frist?
Ja, es gibt eine Frist. Diese Frist ist gekoppelt an das Kinderbetreuungsgeld; das heißt, alle Untersuchungen von der Schwangerschaft an – da sind 5 frauenärztliche Untersuchungen bis zur Geburt und dann 5 kinderärztliche Untersuchungen bis zum 14. Lebensmonat – sind an das Kinderbetreuungsgeld gekoppelt, danach nicht mehr. Es gibt ja danach noch eine jährliche ärztliche Untersuchung bis zum fünften Lebensjahr, und das ist mir auch besonders wichtig, euch heute zu erzählen oder zu sagen, dass diese Untersuchungen auch besonders wichtig sind, weil da geht es natürlich auch Richtung Schulalter, also Richtung Vorschulalter, damit man wirklich rechtzeitig Erkrankungen erkennt und noch behandeln kann.
Da geht es dann um so etwas wie: Sieht mein Kind ordentlich? Kann mein Kind gut hören?
Genau, genau. Und auch das Sprechen, zum Beispiel, falls es einen Sprachfehler gibt.
Der Mutter‑Kind‑Pass – was wird denn da eingetragen? Du hast uns vorher schon kurz erzählt, welche Untersuchungen vorgesehen sind; du hast gesagt, es gibt Untersuchungen für die schwangere Frau, es gibt Untersuchungen für das Kind. Was trägt man dann so ein in das hübsche gelbe Büchlein?
Es werden die ganzen Laboruntersuchungen der Schwangeren zum Beispiel eingetragen: die Blutgruppe, der Rhesusfaktor, das Blutbild, der Zuckerbelastungstest, die Werte vom Zuckertest etc.
Und vom Kind?
Und vom Kind: Körpergewicht, Größe und alle Untersuchungsergebnisse, die gemacht werden.
Und das ist wirklich lustig, noch einmal nachzuschauen, weil ich finde es ja auch spannend zu erfahren, wann man eigentlich geboren ist. Und das steht zum Beispiel auch im Mutter‑Kind‑Pass, soweit ich das weiß.
Genau, die Geburt wird natürlich auch eingetragen, und da steht dann auch das Datum – das Datum logischerweise – und das Gewicht und die Körpergröße und der Kopfumfang und alles. Es gibt ja jetzt den Trend, alles zu digitalisieren. Merkt man da auch irgendwelche Bestrebungen beim Mutter‑Kind‑Pass?
Ja, die gibt es schon sehr lange, und ich kann heute berichten, ganz aktuell: Es wird jetzt wirklich schon am elektronischen Mutter‑Kind‑Pass gearbeitet, und der sollte in den nächsten 4 bis 5 Jahren hoffentlich fertig sein. Das heißt, dann gibt es auch einen elektronischen Mutter‑Kind‑Pass. Tatsache ist auch, dass der Mutter‑Kind‑Pass in Zukunft Eltern‑Kind‑Pass heißen soll, und ob es dieses gelbe Büchlein in Zukunft dann noch geben wird und wie es ausschaut und wie es heißt – ja, das wissen wir alle nicht; ich denke, da lassen wir uns überraschen. Ja, hoffentlich gibt es ihn noch, weil ich finde, das gelbe Büchlein hat ja schon so etwas wie Kultcharakter, aber natürlich ist es praktisch, wenn ich mich dann digital einloggen kann, sozusagen, und jederzeit nachschauen.
Man kann … Wasserlos ist bei Mutter und Kind so. Das Vorsorgeprogramm des Mutter‑Kind‑Passes – das ist allumfassend, hat man fast den Eindruck. Was kostet denn das jetzt für mich?
Der Mutter‑Kind‑Pass ist kostenfrei.
Ui, das ist ja hervorragend. Ja, und wenn ich das jetzt noch einmal wiederhole: Wenn ich die 10 Untersuchungen – die ersten 10 Untersuchungen – vorweise, dann bekomme ich dafür sogar Geld. Habe ich das richtig?
Genau, dann bekomme ich das Kinderbetreuungsgeld in voller Höhe. Also das ist wirklich wichtig, dass man alle Untersuchungen durchführt, weil falls man sie nicht vorweisen kann, weil sie nicht gemacht worden sind, dann reduziert sich diese Geldleistung.
Das heißt, man muss Fristen einhalten?
Genau. Gut für dich zu Hause: Wir verlinken dir natürlich auch noch einmal die Informationen dazu, welche Untersuchungen für die schwangere Frau vorgesehen sind, welche Untersuchungen für das Kind vorgesehen sind und wann du was nachweisen musst. Wo muss man das dann eigentlich nachweisen?
Bei der Österreichischen Gesundheitskasse.
Sehr praktisch. Da bekomme ich wahrscheinlich auch alle Informationen, die ich dazu brauche?
Genau, man bekommt sehr viele Informationen auch online bei der Österreichischen Gesundheitskasse, aber natürlich auch beim Gesundheitsministerium – das heißt jetzt Sozialministerium – und beim Familienministerium und auch bei der Arbeiterkammer.
So, du hast gerade gesagt, der Mutter‑Kind‑Pass ist kostenlos – das ist sehr schön. Ich kann mich erinnern, ich war nicht nur bei Ärztinnen und Ärzten, sondern ich habe das wunderbar bereichernd empfunden: Ich war auch bei einer Hebamme, und die hat ganz einen anderen Blickwinkel mit reingebracht. Sind auch diese Kosten beim Mutter‑Kind‑Pass gedeckt?
Ja, die Hebammenberatung in der 18. bis 22. Schwangerschaftswoche – das ist jetzt eine der jüngsten Untersuchungen, die es im Mutter‑Kind‑Pass gibt – ist kostenlos. Das ist eine einstündige Beratung. Wichtig zu wissen ist auch, dass sie nicht an das Kinderbetreuungsgeld gekoppelt ist. Das heißt, wir sagen dazu: Sie ist fakultativ.
Jetzt ist es aber ja so, diese neue Situation des Mutterseins, des Vaterseins – also des Elterndaseins an sich – ist ja etwas Wunderbares. Aber ehrlicherweise: Es ist nicht gerade einfach. Gibt es Angebote, die mich unterstützen, gerade zu Beginn?
Ja, da gibt es jetzt auch schon seit vielen Jahren parallel zum Mutter‑Kind‑Pass die Frühen Hilfen. Die Frühen Hilfen sind ein kostenfreies Unterstützungsangebot. Dieses Unterstützungsangebot ist für Eltern da – in der Schwangerschaft und für Familien bis zum dritten Lebensjahr. Es ist ein Angebot für Familien, die aus den verschiedensten Gründen eine Unterstützung brauchen.
Da bin ich ja in der Situation der Schwangerschaft womöglich zum ersten Mal oder auch wiederholt. Was kann ich mir denn Gutes tun in dieser ganz, ganz besonderen Zeit?
Ja, die Schwangerschaft ist wirklich ein Zeitpunkt, wo man sich selbst etwas Gutes tun kann und dem ungeborenen Kind etwas Gutes tun kann. Es ist wichtig, die Ernährung zu verbessern, das heißt: mehr Gemüse, mehr Salat, Obst zu essen, weniger Süßes. Beim Trinken vor allem natürlich Wasser, kein Alkohol und nicht zu rauchen. Meiner Meinung nach ist auch die Bewegung besonders wichtig, und schwangere Frauen sind ja gesunde Frauen. Wenn keine Risikoschwangerschaft besteht, dann kann man sich natürlich auch bewegen, und da ist eine tägliche Bewegung empfehlenswert. Moderat könnte man 30 Minuten am Tag spazieren gehen – das wäre schon eine Verbesserung für viele. Und wenn man das, was man in der Schwangerschaft verbessert hat – wie die Ernährung, Bewegung, diesen Lebensstil – auch für den Rest seines Lebens beibehält, hat man in der Schwangerschaft schon viel für das ungeborene Kind und sich getan. Aber auch in weiterer Folge, für sich selbst, für den Rest des Lebens, tut man sich auch etwas Gutes.
Du meinst, das ist dann eine nachhaltige Aktion?
Auf alle Fälle.
Wir sind eigentlich schon wieder am Ende der Folge angelangt, und ich fasse jetzt noch einmal das Wichtigste kurz zusammen. Der Mutter‑Kind‑Pass ist ein Vorsorgeprogramm für die schwangere Frau, aber auch für das Kleinkind bis zum fünften Lebensjahr. Und er soll gesundheitliche Probleme bei Mutter und Kind so früh wie möglich entdecken und dann natürlich auch eine dementsprechende Behandlung ermöglichen. Der Mutter‑Kind‑Pass ist kostenlos und nicht verpflichtend. Du bekommst ihn automatisiert bei deinem ersten Besuch, zum Beispiel beim Frauenarzt. Es sind 15 Untersuchungen der Mutter und des Kindes vorgesehen; die ersten 10 davon sind notwendige Voraussetzungen für das Kinderbetreuungsgeld. Achtung: Du musst also Fristen einhalten. Ganz wichtig noch zu sagen ist, dass auch eine Hebammenberatung neben diesen vielen unterschiedlichen Untersuchungen im Mutter‑Kind‑Pass inbegriffen ist. Wir verlinken dir natürlich alle Tipps, die du heute bekommen hast, auch in der Folgenbeschreibung.
Liebe Heidi Jaxe, was ist denn dein persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
Über Ernährung und Bewegung habe ich schon gesprochen; ich glaube persönlich, dass die Bewegung auch besonders wichtig ist – und natürlich auch eine positive Lebenseinstellung.
Ja, vielen Dank. Das war’s schon für heute, liebe Dr. Heidi Jaxe von der Österreichischen Gesundheitskasse. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um unsere Fragen – oder meine Fragen – zu beantworten. Wir hoffen, dir zu Hause hat diese Folge gefallen, und du bist auch das nächste Mal wieder mit dabei. Wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund-informiert.at. Wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter gesund‑informiert@gfscmk.at. Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin: Bleib gesund und informiert.
Baba – Bianca und Anja von Gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.