Folge #13 Gewalt an Frauen: Wie kann ich helfen?
Jedes Jahr am 8. März ist der internationale Frauentag. Wir nehmen diesen Tag zum Anlass und widmen uns einem schwierigen Thema, das oft ein Tabu in unserer Gesellschaft ist: Gewalt. Rund jede fünfte Frau in Österreich ist im Laufe ihres Lebens von Gewalt betroffen. Das hat große Auswirkungen auf die Gesundheit der Frau.
In der Folge #13 des „Gesund informiert“-Podcast erfahren Sie, welche unterschiedlichen Formen Gewalt annehmen kann, wo Betroffene Hilfe finden und was Sie selbst tun können, wenn Sie glauben, dass jemand von Gewalt betroffen ist.
Gast: Birgit Posch, BA, Frauenservice Graz
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Text zur Folge
Willkommen bei gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht. Wir sind Anja und Bianca von gesund informiert, und wir versorgen dich mit Fakten zum Thema Gesundheit. Am 8. März ist Internationaler Frauentag, oder auch Weltfrauentag genannt. Der Tag ist ein Symbol für die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern in vielen gesellschaftlichen Bereichen, aber gerade wenn es um Gesundheit geht, sind Frauen nicht immer gleichberechtigt gegenüber Männern. Laut dem steirischen Gesundheitsbericht leben Frauen öfter allein, sind häufiger arbeitslos und häufiger von Armut betroffen als. Das wirkt sich natürlich auf die Gesundheit aus, und auch beim Thema Gewalt zeigt sich ein großer Unterschied. Österreich erlebt etwa jede fünfte Frau im Laufe. Und Gewalt – das Thema dieser Folge – haben wir anlässlich des Weltfrauentages gewählt, und weil wir es wichtig finden, zu wissen, was Anzeichen von Gewalt sein können. Und dabei ist es ganz egal, ob es sich um Frauen, Männer oder Kinder handelt, jeder und jede von uns kann Betroffene von Gewalt sein. In dieser Folge erfährst du, wie du Anzeichen von Gewalt erkennst, wo Betroffene Hilfe finden und wie du helfen kannst. Wenn du glaubst, dass jemand in deinem Umfeld von Gewalt betroffen ist. Zu Gast bei mir ist heute Birgit Posch. Sie ist Sozialarbeiterin beim Frauenservice Graz und beantwortet heute meine Fragen. Aber bevor wir starten, stell dich doch selbst noch einmal kurz.
Vor Hallo, danke vielmals für die Einladung. Mein Name ist eben Birgit Posch, ich habe Soziale Arbeit an der FH Joanneum in Graz studiert und bin seit Ende 2019 als Sozialarbeiterin in der Beratungsstelle des Vereins Frauenservice für die Arbeits‑ und Sozialberatung zuständig. Es gibt in unserer Beratungsstelle ebenfalls die Möglichkeit, juristische, psychologische und interkulturelle Sozialberatung vertraulich und kostenlos in Anspruch zu nehmen. Wir sind sehr eng vernetzt mit Gewaltschutzeinrichtungen und verweisen bei Bedarf die Frauen dorthin auch weiter im. Folgenden Gespräch beziehe ich mich immer auf geschlechterspezifische Gewalt. Das heißt, der Mann ist der Täter und die Frau ist die Betroffene, weil es auf die Mehrheit der Fälle.
Lift OK. Danke, liebe Birgit, für deine Vorstellung, ich starte gleich mit meiner ersten Frage, und zwar sind die Grenzen zwischen einem Streit und Gewalt oft fließend. Wo fängt Gewalt denn überhaupt an?
Dazu muss man sagen, es gibt keine objektiven Parameter, wo man sagen könnte, genau da beginnt Gewalt. Die subjektive Komponente spielt immer eine sehr große Rolle dabei. Also, was erlebe ich in einer Streitsituation als normal, und wo erlebe ich es als Gewaltsituation, wo fühle ich mich unwohl?
Das heißt, das ist vor allem auch ein emotionaler Unterschied zwischen Streit und Gewalt. Kann man das so sagen? Genau, es gibt ja auch unterschiedliche Arten von Gewalt, wenn wir jetzt an Gewalt oder von Gewalt sprechen, dann denken viele wahrscheinlich an die körperliche Gewalt, aber kannst du konkrete Beispiele nennen, welche Erfahrungen Menschen wirklich mit Gewalt machen.
Sehr oft wird bei dem Wort Gewalt in erster Linie an körperliche Gewalt gedacht, also zum Beispiel Schlagen, Stoßen, Würgen oder Treten. Gewalt kann aber sehr viele verschiedene Formen und Gesichter annehmen, neben der körperlichen Gewalt gibt es so zum Beispiel auch die psychische Gewalt, dazu zählen zum Beispiel Beleidigungen, Drohungen, die Kontrolle über Sozialkontakte, also zum Beispiel über das Handy. In die Psychoterror oder auch wenn etwas zerstört wird, wo man weiß, dass das der anderen Person sehr wichtig ist. Es zählen auch dazu Stalking, also wenn man verfolgt wird in irgendeiner Form, oder auch Gewalt im digitalen Raum, so wie zum Beispiel Cybermobbing. Psychische Gewalt ist oft schwerer greifbar, wie jetzt körperliche Gewalt, und dementsprechend auch nicht leicht sichtbar. War da gibt es zum Beispiel eine Form von psychischer Gewalt. Das nennt sich Gaslighting. Das bedeutet, dass eben der Betroffenen die eigene Wahrnehmung und das eigene Empfinden abgesprochen werden beziehungsweise ständig in Frage gestellt wird, mit Sätzen wie zum Beispiel: Das bildest du dir ja alles nur ein, du bist ja verrückt, und das wiederum kann dazu führen, dass die Betroffene verunsichert ist und die. Erlebte Gewalt zwar spürt, aber nicht als solche benennen kann. Und Ihre. Gefühle und Bedürfnisse. Nimmt, dann gibt es auch die sexualisierte Gewalt, die alle sexualisierten Handlungen bezeichnet, die in irgendeiner Form einer Person aufgezwungen oder aufgedrängt werden oder ohne ihre Zustimmung stattfinden. Das kann auch wiederum in Form von sexualisierten Berührungen, Aussagen und all diesen Dingen sein. Dann gibt es noch, ganz wichtig, die ökonomische Gewalt, die oft nicht so bekannt ist. Das bedeutet, dass der Täter die finanzielle Situation der Betroffenen kontrolliert. Das kann direkt sein, indem er wirklich über ihr Einkommen verfügt, zum Beispiel, dass sie ihren Lohn abgeben muss oder keinen Zugriff aufs Konto hat, oder auch getränkt wird, einen Kredit. Für ihn aufzunehmen. Es kann aber auch bedeuten, dass er gezielt eine finanzielle. Schafft, das heißt, dass er verbietet, arbeiten zu gehen oder eine Ausbildung zu machen, die ihre Einkommenssituation. Würde, damit sind wir auch schon bei der letzten großen Form, über die ich heute sprechen möchte, angekommen, und es ist die strukturelle und institutionelle Gewalt, das heißt, darunter fahren alle Formen von Diskriminierung und ungleicher Verteilung von Lebenschancen, Sexismus, Rassismus oder auch Rollenzuschreibungen, die dazu führen können, dass Frauen Entmutigung oder Abwertungen erleben. Ganz wichtig ist bei allen Formen der Gewalt. Eine Person erlebt, ist sie niemals selbst daran schuld. Die Verantwortung für die Gewalt liegt immer beim Täter.
Das ist, glaube ich, ganz wichtig zu sagen. Also, es gibt wirklich noch viel mehr, dass man als Gewalt ansehen kann als nur die körperliche Gewalt. Wo findet denn die Gewalt am häufigsten statt?
Am häufigsten findet Gewalt in Partnerschaften statt. Insbesondere körperliche Gewalt erleben Frauen am häufigsten in Beziehungen am zweiten. Am zweithäufigsten sind Frauen in der Arbeit von Gewalt betroffen, hier vorrangig von psychischer Gewalt. Danach folgt prozentual Gewalt in der Familie und knapp darauf im öffentlichen Raum. Sexuelle Gewalt erleben Frauen am häufigsten in Partnerschaften und im öffentlichen Raum.
Kann man sagen, wie viele Frauen in der Steiermark von Gewalt betroffen sind?
Vorweg muss ich sagen, dass das sehr schwierig ist da. All diese Zahlen niemals ein vollständiges Bild von der Gewalt, die Frauen erleben, zeichnen kann, da dies hier nur die sichtbare Gewalt ist. Laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung haben nur 7,4 % aller Frauen noch nie eine Gewalterfahrung gemacht. Wie vorhin schon erwähnt, findet Gewalt aber meist im Verborgenen statt, das kann man sich vorstellen wie einen Eisberg, bei dem der Großteil des Bergs unter der Oberfläche ist und somit nicht sichtbar ist. Ist ein kleiner Teil ist dann nur sichtbar, der dann auch wirklich angezeigt wird und in noch weniger Fällen, also quasi die Spitze des Eisbergs, kommt auch zu Verurteilungen, also wird Gewalt sichtbar, ist schon viel vorher passiert, dass dazu geführt hat, dass Gewalt als solche erkannt und benannt wird, das heißt, die Dunkelziffer ist viel höher, und die Zahlen sind ja schon sehr hoch, aber in Wahrheit sind sie noch viel höher, genau.
OK. Welche Auswirkungen kann Gewalt auf die Gesundheit von Frauen haben? Gewalt.
Kann der Gesundheit auf sehr vielen Ebenen Schaden und auch weitreichende Folgen haben. Neben körperlichen Verletzungen bis hin zum Tod kann Gewalt sich enorm auf die psychische und auch soziale Gesundheit auswirken, so zum Beispiel auch durch psychosomatische Symptome, das heißt Depressionen, Angstzustände, Schlafstörungen, Konzentrations‑ und Gedächtnisstörungen. Isolation und fehlendes Selbstvertrauen. Es sind nur einige wenige mögliche Auswirkungen, die Gewalt auf die Gesundheit haben kann.
Das heißt, auch bei den Auswirkungen gibt es nicht nur körperliche, sondern auch psychische und soziale Auswirkungen.
Genau, auf allen Ebenen.
Wie kann ich denn erkennen, ob jemand von Gewalt betroffen ist? Gibt es da Anzeichen, und kannst du mir erklären, auf was ich da schauen muss?
Also, es gibt Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass es Gewalt in einer Beziehung gibt. Diese können sich zum Beispiel dadurch äußern, dass man sichtbar Verletzungen nach einer körperlichen Gewalt sieht. Aber je nach Form der Gewalt, über die wir vorgesprochen haben, kann das eben auch zu einer Verhaltensänderung der Frau führen. Das heißt, wenn du merkst, dass die Frau zum Beispiel das Gefühl hat, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten zu müssen, um ihren Partner nicht zu verärgern oder zu provozieren, oder wenn sie sich am Heimweg immer beeilen muss, weil er sonst verärgert ist und sie ihm ganz genau erklären muss, wo sie jetzt mit wem wie lange war, oder auch wenn er ihr verbietet, zum Beispiel. Hier über die Beziehung zu sprechen. Gewalt kann sich auch durch ein vermindertes Selbstbewusstsein oder Schuldgefühl für die eigenen Bedürfnisse zeigen. Ein sichtbares Anzeichen kann auch sein, wenn er zum Beispiel ihre wunden Punkte ausnutzt, um sich zu verletzen, oder auch in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Dann gibt es auch noch einige Aussagen, die Anzeichen für Gewalt sein können, wie zum Beispiel, wenn die Frau dir erzählt, er macht mir Angst, oder wenn ich versuche, mit ihm darüber zu sprechen, wird er immer noch wütender, und dann sage ich lieber gar nichts mehr, sonst wird es nur schlimmer. Oder auch ich weiß nicht, wie das Ganze einschätzen soll. Vielleicht. Ihr euch über oder bilde mir das nur ein, und es ist alles gar nicht so schlimm, wie ich es empfinde. Das erklärt sich dadurch auch diese Sätze oder diese Anzeichen, dass. Da eine Frau, die von Gewalt betroffen ist, da können Schutzmechanismen auftreten, die zu einer verschobenen Realität führen können. In vielen Fällen ist es so, dass Frauen erstmals in der Frauenberatung aussprechen, dass das, was ihnen passiert ist, wirklich Gewalt ist. So kommen häufig Frauen mit ganz anderen Themen in die Beratung, und erst im weiteren Gesprächsverlauf wird die Gewalt Erfahrungswerte. Sichtbar Formulierungen wie da eskaliert es dann immer oder da wird der Streit dann immer sehr, sehr heftig können erste Versuche der Frau darstellen, über Gewalt zu sprechen, dann ist es wichtig, mit ihr noch mal darüber zu sprechen, dass das, was sie erlebt, eben nicht normal und nicht okay ist, sondern dass das Gewalt ist. Das heißt, oft nimmt die Frau die Gewalt auch gar nicht als Gewalt wahr und.
Und erst im Gespräch kommt es dann durch, sozusagen, genau durch diesen Schutzmechanismus erlebt sie das als normal. Und wir besprechen dann mit ihr, dass das eben nicht normal ist, sondern dass sie da von Gewalt betroffen ist. Ok, jetzt hast du auch schon berichtet, wie das bei euch in der Beratung abläuft, was kann ich denn tun, ich bin nicht in der Beratung, ich habe nicht täglich mit Betroffenen von Gewalt zu tun, was kann ich tun? Ich denn tun, wenn ich solche Anzeichen erkenne? Und glaube, dass jemand von Gewalt betroffen ist.
Wenn du den Verdacht hast, dass jemand von Gewalt betroffen. Ist, ist es am besten, wenn du ein Gespräch anbietest und einfach Hilfsbereitschaft signalisierst. Wichtig ist, dass du dabei die Entscheidungen und auch das Tempo der betroffenen Respektierst. Also im Sinne, sag mir, wenn du bereit bist, dann bin ich für dich da und unterstütze dich. Das heißt, ich soll mich auch nicht aufdrängen, oder? Genau. Es ist wichtig, dass man Hilfe anbietet und dass man eher rückmeldet, dass einem das auffällt, dass man diese Anzeichen bemerkt. Aber wann sie die Situation verändern möchte oder auch Hilfe annehmen möchte, ist eben genau das, was man bei ihr lassen muss. Und deshalb ist es oft so Überfordernd oder auch belastend für Familie oder Freunde, wenn sie das mitbekommen. Und genau deshalb ist es so wichtig, dass man dann auch auf professionelle Hilfsangebote wie zum Beispiel eine Beratungsstelle hinweist, weil die sie dann weiter begleiten können und man dann auch nicht mehr das Gefühl hat, dass man da. Die Verantwortung dafür tragen muss, das heißt?
Ich kann, wenn ich solche Anzeichen merke, kann ich die Frau schon darauf hinweisen, dass es Anlaufstellen und Beratungsstellen gibt. Aber ich kann sie dort nicht anmelden oder gibt es, also, gibt es auch für mich als Angehöriger Stellen, wo ich mich hinwenden kann, genau, also es gibt die Möglichkeit, dass auch du als Angehörige jederzeit zum Beispiel bei uns anrufst und wir darüber sprechen, wie ist die Situation.
Dich, was kannst du tun? Was möchtest du tun? Aber eben wichtig ist, dass die Betroffene, wenn sie Unterstützung möchte, sich selbst meldet. Bis dahin können wir die Angehörigen unterstützen in der Situation und Tipps geben, wie man da am besten damit umgeht.
Wie ist das denn im Gesundheitsbereich? Also, wenn jetzt eine Frau, die von Gewalt betroffen ist, zum Hausarzt geht oder ins Krankenhaus kommt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort fällt auf, dass die Frau wahrscheinlich von Gewalt betroffen ist, müssen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das melden, oder wie schaut es da aus?
Wann bestimmte Berufsgruppen eine Anzeige erstatten müssen, ist ganz genau im Gewaltschutzgesetz festgeschrieben. Eine Anzeige muss dann erstattet werden, wenn jemand von bestimmten Formen schwerer Gewalt unmittelbar bedroht ist oder wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind. Das dient zum Schutz der Betroffenen, bedeutet jedoch nicht, dass es immer sofort zu einer Anzeige kommen muss, wenn jetzt zum Beispiel eine Frau mit ihrem Hausarzt. Überlebte Gewalt spricht, besteht keine unmittelbare Gefahr für die Betroffenen. Oder andere Personen kann sie klar äußern, wenn sie nicht möchte, dass es zu einer Anzeige kommt.
Ich kann mir nämlich auch vorstellen, dass viele Betroffene sicher Angst haben und sich gar nicht trauen, sich Hilfe zu suchen. Was können denn Betroffene selbst tun, um auf sich aufmerksam zu machen, ohne direkt zur Polizei zu gehen?
Vorweg muss man sagen, über Gewalt, die man erlebt hat, zu sprechen, braucht sehr viel Mut und Kraft. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Frauen die Möglichkeit geboten wird, sich anonym, vertraulich und auch vor allem unkompliziert Unterstützung zu holen. Der erste Schritt dabei ist, dass Frauen wissen, wo sie sich hinwenden können und dass sie dort ernst genommen werden. Es gibt sehr viele Projekte, die versuchen, Frauen über Unterstützungsangebote und Anlaufstellen zu informieren. So zum Beispiel das Projekt es passiert, bevor es passiert. Dieses Projekt zielt darauf ab, mit Hilfe von Informationen und auch Vernetzung Zivilcourage zu aktivieren, also es informiert darüber, dass Gewalt eben keine Privatsache ist, sondern uns alle angeht, und gibt danach. Tipps, was kann ich tun, wenn ich helfen will? Will ein anderes Projekt, ist zum Beispiel Luisa ist da. Das zielt darauf ab, dass Mädchen und junge Frauen beim Fortgehen, wenn sie sich in einer brenzligen Situation befinden oder sexuell belästigt werden, ganz schnell und diskret Hilfe von den Mitarbeiterinnen des Lokals bekommen. Sie fragen dann einfach bei den Mitarbeitern, ist Luisa da, und ihnen wird dann sofort in dieser. Situation geholfen, sich daraus zu befreien. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieser Lokale sind alle darauf geschult und wissen, wie es in so einer Situation vorgehen müssen.
Das heißt, die schauen dann, dass ich woanders hinkomme oder dass ich nach Hause begleitet werde. Oder wie funktioniert das?
Genau. Je nach Situation schauen sie dann, welche Unterstützung gerade notwendig ist. Vorrangig unterstützen sie dabei, dass man in dem Moment aus der Situation rauskommt. Kommt.
Wie schaut es denn aus, wenn es jetzt wirklich Akutsituationen gibt? Also, wenn zu Hause ein Streit eskaliert, zum Beispiel, welche rechtlichen Möglichkeiten gibt es denn da?
Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Polizei eine Wegweisung ausspricht. Es bedeutet, dass der Täter in der Situation den Ort, meistens ist es eine Wohnung, verlassen muss, üblicherweise geht dann mit der Wegweisung auch ein Betretungs‑ und Annäherungsverbot einher, das heißt eben, dass der Täter die Wohnung verlassen muss und diese dann für 14 Tage. Außer mit polizeilicher Begleitung nicht mehr betreten darf. In diesem Zeitraum darf er sich dann der Frau auch bis auf 100 Meter nicht nähern. Der Täter muss dann anschließend auch eine Beratungsstelle für Gewaltprävention kontaktieren und dort einen Termin vereinbaren.
Rufen die Frauen eigentlich immer die Polizei, wenn solche Situationen passieren?
Manchmal wird auch Scham in solchen Situationen nicht die Polizei gerufen. Es ist aber sehr wichtig, dass man genau in solchen Situationen auf das eigene Bauchgefühl vertraut und auch die Angst, die da hochkommen kann, ernst nimmt und dann auch Hilfe holt. Wenn man die Polizei ruft, ist es auch ganz wichtig, dass man dann ganz genau berichtet, was vorgefallen ist, und den Vorfall dann im Nachhinein nicht beschönigt oder abschwächt.
Jetzt ist Gewalt ja oft ein Teufelskreis, oder? Also, ich kann mir das so vorstellen, die Frau hat Angst, sich die Hilfe zu holen, die Streits eskalieren immer wieder, und es ist einfach schwierig, da rauszukommen. Ist das wirklich so, also ist Gewalt ein Teufelskreis?
Ja, und das Ganze läuft in Paarbeziehungen oft auch nach einem typischen Muster ab. Das nennt sich dann Kreislauf der Gewalt. Da ist es zuerst so, dass es zum Spannungsaufbau kommt. Das heißt, er wird immer gereizter. Sie hat das Gefühl, dass sie ihm nichts recht machen kann und irgendwie merkt man schon, da liegt eine gewisse Spannung in der Luft, dann kommt zum Gewaltausbruch und anschließend dann zur Flitterwochenphase, diese Phase ist dann geprägt von Reue und Versöhnung, also das kann heißen, dass er ihr viele Geschenke macht oder viel Aufmerksamkeit schenkt und ihr immer wieder versichert. Ist es nie wieder vorkommen? Wird dieser Kreislauf nicht durchbrochen, können diese Phasen mit der Zeit immer schneller aufeinander folgen und es kommt immer häufiger zu immer heftigerer Gewalt. Es gibt. Dann auch zusätzlich noch viele Faktoren, die das Durchbrechen dieses Kreislaufs erschweren können, wie zum Beispiel die Angst vor den weiteren Konsequenzen, wenn man versucht, einen Ausweg zu finden. Wie kann es finanziell weitergehen? Wie kann es in anderen Lebensbereichen dann einfach weitergehen? Wie? Ein weiterer Faktor kann eben auch sein, vor allem wenn die Frau den Kreislauf nicht als solchen erkennt, dass sie auf eine Verbesserung der Situation hofft. Oder es kann auch einfach sein, dass ihr die Kraft zur Trennung fehlt, denn sich gegen Gewalt aufzulehnen, bedeutet immer eine enorme Anstrengung.
Jetzt hast du erzählt, dass es sehr viele hinderliche Faktoren gibt, die es noch schwieriger machen, da auszubrechen. Gibt es Auswege aus der Gewalt und wenn ja, wie schauen die aus?
Ganz wichtig ist zuvor, dass Frauen in so einer Situation wissen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt keine Rechtfertigung für Gewalt und Betroffene haben das Recht, sich dagegen zu wehren, Gewalt in solchen Situationen als solche zu erkennen, ist oft. Schon der erste große Schritt zu einer Veränderung. Sie müssen dann nicht alleine einen Ausweg finden oder das Erlebte aufarbeiten, sondern können gemeinsam mit spezialisierten Einrichtungen. Richtungen Zukunftsperspektiven erarbeiten und dort werden dann auch die Betroffenen auf ihrem Weg aus der Gewalt hinaus begleitet.
Okay, du hast jetzt einige Male schon angesprochen, dass es oft Hilfe von außen braucht, um aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Jetzt ganz konkret zusammengefasst. Welche Angebote gibt es in der Steiermark und wo finden von Gewalt Betroffene Rat und Hilfe?
Bevor ich über diese Angebote für die Frauen spreche, ist es mir auch sehr wichtig zu erwähnen, dass es genauso Anlaufstellen für Täter sowie Angebote zur Gewaltprävention bei Männern gibt. Es ist wichtig, dass es diese Anlaufstellen gibt, bei denen die Täter lernen, ihr Verhalten so zu verändern, dass sie dann keine Gewalt mehr ausüben. Für gewaltbetroffene Frauen selbst gibt es ein sehr großes Angebotsspektrum. Je nachdem, welches Thema gerade im Vordergrund steht und in welcher Form sie sich Unterstützung wünschen. Einerseits ist es wichtig, dass gewisse Notrufnummern immer eingespeichert sein sollten, ansonsten gibt es die Möglichkeit, telefonisch oder auch online Unterstützung zu bekommen, wie zum Beispiel über die Frauenhelpline oder die Seelsorge, die rund um die Uhr erreichbar sind. Auch wir in unserer Beratungsstelle bieten eine Onlineberatung an. Möchte man sich persönlich Unterstützung holen, gibt es in allen Regionen Mädchen‑ und Frauen, Beratungsstellen sowie auch spezialisierte Gewaltschutzeinrichtungen wie das Gewaltschutzzentrum oder auch die Beratungsstelle Tara. Die Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind, begleitet.
Was ist in Akutsituationen? Also, wir haben es vorher als Beispiel gehabt, wenn es jetzt gerade zu Hause eskaliert, wo rufe ich an?
Dann ist es eben ganz wichtig, dass man auch die Nummer der Polizei eingespeichert hat und sich dort gleich meldet.
Das wäre die 133.
Genau benötigt man akut einen Ort, wo man hin kann und dann auch in Sicherheit ist und länger bleiben kann und begleitet wird. Dann ist die erste Anlaufstelle 1 der Frauenhäuser in der Steiermark.
Okay, und wenn es jetzt gerade gar nicht so akut ist, aber man möchte sich trotzdem zum Thema Gesundheit beraten lassen oder auch vielleicht Angebote in Anspruch nehmen. Was gibt es denn da?
Dann gibt es die Möglichkeit speziell für Frauen, sich im Frauengesundheitszentrum rund um das Thema Gesundheit auf allen Ebenen beraten zu lassen.
Alle. Diese Angebote, die wir jetzt genannt haben, verlinken wir natürlich auch in der Folgenbeschreibung, und das kannst du zu Hause dann gut nachlesen. Wir sind schon am Ende unserer Folge angelangt, und ich fasse das Wichtigste noch einmal zusammen. Wir haben in dieser Folge heute gelernt, dass die Grenzen zwischen Streit und Gewalt oft fließend sind und dass es oft gar nicht so klar ist, was jetzt wirklich alles Gewalt ist. Das haben wir auch gehört bei den verschiedenen Arten von Gewalt. Also, es geht nicht immer nur um körperliche Gewalt, sondern auch die psychische, die sexuelle oder die strukturelle Gewalt.
Bleiben.
Gewalt findet oft in Partnerschaften und in der Familie statt, aber auch auf der Arbeit. Es gibt verschiedenste Anzeichen, an denen man erkennen kann, dass jemand von Gewalt betroffen ist. Wenn dir solche Anzeichen auffallen, dann gibt es unterschiedliche Möglichkeiten zu helfen. Das Wichtigste ist, Hilfsbereitschaft zu signalisieren. Und den Betroffenen oder die Betroffenen auf Hilfsangebote aufmerksam zu machen. Für Betroffene selbst gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten, und alle Beratungsstellen, die wir vorher genannt haben, stehen natürlich offen. Unsere letzte Frage an unsere Gäste ist immer die gleiche, lieber Birgit, was ist denn dein persönlicher Tipp für ein gesundes Leben?
Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man auf sich selbst achtet und die eigenen Bedürfnisse auch ernst nimmt und dementsprechend auch nicht nur auf die körperliche Gesundheit schaut, sondern auch auf die psychische.
Ich glaube, das können wir uns alle ein bisschen zu Herzen nehmen. Das war's für heute. Danke, lieber Birgit, dass du heute bei uns warst und meine Fragen beantwortet hast. Wir hoffen, diese Folge hat dir zu Hause gefallen, und du bist auch das nächste Mal wieder dabei, wenn du mehr zum Thema Gesundheit wissen willst oder den Podcast nachhören möchtest, dann schau auf unserer Webseite gesund informiert at, wenn du Themen für uns hast, die dich interessieren, dann schreib uns unter Gesundheit. Informiert at Gfsdmk. At. Wir freuen uns schon auf ein Wiederhören. Bis dahin bleibt gesund und informiert. Baba, Bianca und Anja von gesund informiert, deinem Podcast, der Gesundheit verständlich macht.